Beethoventag in BurscheidVerspätete Geburtstagsfeier für den Meister

Lesezeit 3 Minuten
Auch das passte zu Beethovens Geburtstag: der Auftritt der Tanzwerkstatt gemeinsam mit der musikalischen Akademie im Haus der Kunst

Auch das passte zu Beethovens Geburtstag: der Auftritt der Tanzwerkstatt gemeinsam mit der musikalischen Akademie im Haus der Kunst

Burscheid – Er war ein Mann der Musik. Oder besser: Er ist es an diesem Tag noch einmal leibhaftig. Zumindest solange man sich auf diesen herrlichen Mummenschanz einlässt und kurzzeitig verdrängt, dass hier nicht Norbert Müller-Baggen im Kostüm und mit Perücke der Marke „wild-widerspenstiges Haar“ vor einem steht, sondern tatsächlich der große Ludwig van Beethoven.

Der wäre ja schon 2020 stolze und besondere 250 Jahre alt und überall gefeiert worden. Auch in Burscheid – immerhin „Musikstadt“ – mit dem „Burscheid trifft Beethoven“-Tag. Aber weil dann ja Corona kam, musste halt alles um zwölf Monate verschoben werden. Weswegen dieser Norbert Ludwig van Müller-Baggen-Beethoven eben im September 2021 durch die Straßen der Stadt streift, während um ihn herum die Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer der Parteien noch einmal mobilisieren möchten. Den Meister ficht diese schnöde Weltlichkeit gleichwohl nicht an. Er lässt ja seit jeher lieber Musik statt markiger Politworte sprechen – und hat dazu seine helfenden Menschen um sich geschart.

Chor geht durchs Zentrum

Zu ihnen gehört etwa Silke Hamburger, die Kantorin, die zum Auftakt dieses Beethoven-Tages einen Chor von Sangeswilligen durchs Ortszentrum führt und nach dem kurzen, lautstarken Marsch lachend sagt: „Das hat Spaß gemacht!“ Oder Timon Richter, Theodor und Maximilian Häuser, die Nachwuchsmusiker. Sie geben in der Stadtbücherei ein Konzert und spielen kleinere Beethoven-Kompositionen auf der Geige, begleitet vom Klavier.

Alles zum Thema Musik

Hinter ihnen – am für diese fantastischen Melodien so passend ausgesuchten Regal mit Büchern der „Fantastik“ als Kulisse – hängen Bilder, die die Burscheider Gesamtschülerinnen und -schüler der früheren Klasse 7 c und heutigen 9 c schon vor zwei Jahren gemalt haben. Sie zeigen als Collagen den bekannten Charakterkopf des Meisters. Mal grimmig, mal energisch während des Dirigierens, mal gutmütig lächelnd inmitten von schwebenden Noten und fliegenden Notenschlüsseln.

3-G-Kontrolle am Eingang

Draußen am Eingang kontrolliert Laura Müller von der Musikschule derweil im Sinne der 3-G-Regeln, wer in diesen Corona-Zeiten wo rein darf an diesem Tag. Was dazu führt, dass sie vom Morgen bis zum Abend gemeinsam mit dem Mummenschanz-Beethoven unterwegs ist durch Burscheid. Denn: Der nachgefeierte Meister-Geburtstag findet ja über die Stadtbücherei hinaus noch an mehreren weiteren Orten statt.

In der Lindenpassage etwa, wo die beiden Musikschülerinnen Julia Seiffert und Anna Silberzahn unter anderem Beethovens „Duo“ spielen. „Das hat er für seinen damaligen Freund Johann Martin Degenhard komponiert. Es war das letzte Stück, das er in Bonn zu Papier brachte“, weiß ihre Musiklehrerin UIrike Witt. Das Motto dieses Platzkonzertes lautet, während Menschen mit Einkaufstüten vorübergehen und der Mann von der Post Kisten mit Päckchen übers Pflaster wuchtet, „Beethoven trifft Business.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Ballett im Haus der Kunst

Ballett wiederum trifft er dann im Haus der Kunst, wo Kinder und Jugendliche der Tanzwerkstatt Schüttler des Meisters Deutsche Tänze aufführen. Im Klavierhaus Pyschny gibt es vom Musiknachwuchs der Stadt Arrangements für Flöten, Harfen und Gitarren auf die Ohren. Im Megafon jagen Schlagzeuger seine Melodien mit Trommelstöcken hinaus in die Welt.

Und dann ist da ja noch das Konzert am Abend im Kultur-Badehaus: Die Musikerin und Kabarettistin Tina Teubner widmet sich gemeisam mit Steven Picard an der Geige und Ben Süverkrüp als Texter und Pianist unter dem Motto „Forever Young“ der Beethoven’schen Unsterblichkeit.

Ein Gastspiel-Coup

Jelle von Dryander vom dieses Konzert veranstaltenden Kulturverein ist über diesen Coup glücklich, denn: Auch Tina Teubner und ihre Mitstreiter sollten schon 2020 zum Gastspiel vorbeikommen. Mussten absagen. „Und dieser Termin – ausgerechnet der des Burscheider Beethoven-Tages – war der einzige, der noch in Frage kam.“ Sprich: Das mit Burscheid und Ludwig van Beethoven, das passt – egal ob nun akustisch von Nachwuchsmusizierenden der Stadt oder optisch per toller Schauspieleinlage von seinem Alter Ego auf Zeit Müller-Baggen präsentiert.

KStA abonnieren