Drogenkarriere mit zwölf begonnenNotorischer Dieb verurteilt – Taten in Leichlingen

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Amtsgericht Leverkusen Saal

Im Leverkusener Amtsgericht

Leichlingen – Die Liste ist lang: Elf Anklagen liegen gegen Timur O. vor, der sich am Freitag vor dem Schöffengericht in Opladen verantworten musste. Wegen einer laufenden Ermittlung aus Köln ist der 38-Jährige in Untersuchungshaft. Er ist schon 16 Mal vorbestraft.

Über Stunden hinweg untersucht der Richter am Freitagvormittag jede einzelne Anklage. Timur O. werden durchgeführte und versuchte Diebstähle in besonders schweren Fällen vorgeworfen, dazu Einbrüche und Hehlerei; alles in Leichlingen. Immer geht es um Summen von 20 bis 150 Euro, vermehrt an Tankstellen oder in Cafés. Dabei habe sich O. meist auffällig verhalten.

Zehn Zeugen wurden vorgeladen, die Timur O. bei den verschiedenen Taten gesehen haben wollen; darunter ein 12-jähriges Mädchen und ein 82 Jahre alter Rentner. An die Tankstelle kam O. auf einem mit blinkenden Lichterketten behängten Fahrrad, in den Cafés lief er immer wieder hin und her, raus und wieder rein, kam dann sogar nach dem vermeintlichen Diebstahl eines Handys wieder zurück. Eine Zeugin sagt, er habe eindeutig gewirkt, als sei er auf Drogen.

Timur O. sagt, sich an vieles nicht mehr erinnern zu können, gesteht manche Taten, weist andere von sich. Der Angeklagte besitzt die türkische Staatsangehörigkeit, wuchs in der Türkei und in Deutschland auf. Beide Eltern hatten Alkoholprobleme, das Jugendamt musste ihn und seinen Bruder aus dem Elternhaus holen. Es folgte eine, laut Timur O. selbst, „bittere Zeit“.

Mit zwölf Jahren Marihuana geraucht

Mit zwölf fing er mit dem Konsum von Marihuana an, dann Amphetamine, Alkohol und Kokain. Nach dem zweiten Kinderheim in Leichlingen ging er durch verschiedene betreute Wohneinrichtungen, verlor seine Ausbildungsstelle. Immer wieder wurde er straffällig, um sich den Konsum zu finanzieren. Seit der Geburt seines Sohnes bis etwa zu dessen fünftem Geburtstag sei alles in Ordnung gewesen. Seine Frau und er trennten sich, und von da an sei es nur noch bergab gegangen.

Psychische Probleme kamen hinzu, bei O. wurden Psychosen und paranoide Schizophrenie diagnostiziert. In den Kliniken fühlte er sich unfair behandelt und abgewiesen. Doch er schäme sich für alles, sagt er, er möchte etwas ändern, und für seinen mittlerweile siebenjährigen Sohn ein besseres Vorbild sein. Auch wenn in manchen der Fälle nicht eindeutig nachzuweisen ist, dass Timur O. das fehlende Geld gestohlen hat, findet man in seinen Jackentaschen Münzen in auffälligen Stückelungen. Aus dem Spielautomaten, sagt O.

Eine Verkäuferin habe, nachdem O. und zwei Spardosen aus dem Café verschwunden seien, sogar eine Spur von Münzen auf den Eingangsstufen gefunden. Klassische Beschaffungskriminalität, konstatiert der Rechtsanwalt. Timur O. wird keine positive Sozialprognose gegeben. Er wird nach dezidierter Wiedergabe der Urteilsfindung zu Geldstrafen und einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten verurteilt.

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