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Geschichte im BergischenWie Leverkusens Partnerstädte auf die Weimarer Zeit blicken

2 min

Maggy Stock scheute den Weg aus Bracknell zum Workshop nach Bensberg nicht. Neben ihr Jan Musiol.

Rhein-Berg – Der Krieg war vorbei. Und was kam dann? Was als Goldene 20er Jahre gerne für Charleston, Bubikopf und freies Denken steht, dürfte vielleicht eine nicht ganz so befreite Zeit gewesen sein. Viel Neues, Hoffnungsvolles entstand in Kultur, und Gesellschaft, Architektur oder Städtebau. Aber aus dem Rückblick ist es eine Zwischenphase. Der Zweite Weltkrieg hat viele neue Ansätze nach dem Ersten im Keim erstickt, Neubauten wurden zu Schutt, und Asche gebombt und die Identität der Generation der Großeltern und Urgroßeltern dürfte durch die Traumata nachhaltig geprägt worden sein.

Was blieb in der kollektiven Erinnerung haften, was war womöglich durch Feindbilder geschürt? Im Kardinal-Schulte-Haus in Bensberg ging der Opladener Geschichtsverein mit den Vereinen der Partnerstädte nun im europäischen Treffen „Stadträume“ hundert Jahre zurück. Gemeinsam erhielten sie einen Zuschlag des Bildungsprogramms Erasmus Plus über 447.000 Euro sowie Förderungen des NRW-Kulturministeriums, der Stiftung Baukultur, des Landschaftsverbands Rheinland und der Bürgerstiftung Leverkusen. In drei Jahren soll ein Filmbaukasten für die Erwachsenenbildung in den europäischen Ländern entstehen.

Jeder hat seine Perspektive

„Wir brauchen mehr Verständnis für die Sichtweisen der anderen“, erklärte Sabine Verheyen, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung des Europäischen Parlamentes. Sie war über das Internet zugeschaltet. Sie warnte aber auch davor, die europäische Geschichte zu vereinheitlichen. „Es geht um die Verknüpfung der unterschiedlichen Narrative. Dafür sind Sie ein hervorragendes Beispiel“, so die Christdemokratin.

Maggy Stock aus Leverkusens Partnerstadt Bracknell freute sich über den Austausch und hatte trotz Coronatest die Anreise nicht gescheut. Ihr war es wichtig, die Chance zu ergreifen, Dialog und Zusammenarbeit im Sinne eines „Nie Wieder“ zu fördern. Zumal in einer Zeit, in der das nationale Denken wieder Konjunktur habe, sei die Rückbesinnung wichtig und vor allem, dass sie zielgruppengerichtet an junge Menschen und junge Erwachsene ist.

Leverkusens Bürgermeister Bernhard Marewski freute sich über die Begegnung, sprach aber auch mahnende Worte an die Stadtverwaltung. Sie dürfe sich ihres Auftrags, solche Impulse und Projekte zu fördern, nicht entziehen. Es sei schon erstaunlich, dass der Opladener Geschichtsverein die Feier des 90. Geburtstags der Stadtwerdung Leverkusens gefeiert habe. Ein Part, den eigentlich die Stadt selbst hätte übernehmen müssen.

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In zahlreichen Arbeitsgruppen ging es darum, wie die Jugend zeitgemäß angesprochen werden kann, welche Erzählstränge man wählt und was nun alles recherchiert wird. Der Elan bei allen Teilnehmern ist groß und der Zeitplan sportlich. In drei Jahren soll alles im Kasten sein.