In Kanada ausgebildetSoftwareentwickler betreibt Kaffeerösterei in Witzhelden

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Im Keller der kleinen Kaffeerösterei „Greenleaf Coffee Roastery“ in Witzhelden hat Thomas Raubach sein „Labor“, in dem er unter anderem an der Rösttrommel experimentiert.

Im Keller der kleinen Kaffeerösterei „Greenleaf Coffee Roastery“ in Witzhelden hat Thomas Raubach sein „Labor“, in dem er unter anderem an der Rösttrommel experimentiert.

Leichlingen-Witzhelden – Wenn die Kaffeemühle rattert, die Espressokanne pfeift oder das Blubbern einer Filterkaffeemaschine den Raum erfüllt, fängt für viele der Tag erst richtig an. Das Wort „Kaffee“ lässt sich von dem arabischen Begriff „Kahwe“ oder „Qah-wa“ ableiten und bedeutet Stärke oder Lebenskraft. Rund 60 Prozent der Deutschen starten morgens mit dem Heißgetränk in den Tag, das ergab eine Studie über Morgenroutinen in Deutschland aus dem Jahr 2016.

Nische gefunden

Dass das Ritual des Kaffeekochens nicht nur in der Bundesrepublik weit verbreitet ist, weiß Thomas Raubach, der mit seiner kleinen Kaffeerösterei „Greenleaf Coffee Roastery“ in Witzhelden seit 2019 eine Nische gefunden hat. Dort, wo andere im Keller ihre Werkzeuge lagern, finden sich bei Raubach eine Rösttrommel und kiloschwere Säcke voll mit rohem, ungeröstetem Kaffee. „Ich nenne das hier auch gerne mein Labor“, sagt der 39-Jährige und zeigt auf die verschiedenen Utensilien, die er verwendet, um aus der Kaffeebohne den richtigen Grad des Röstens herauszukitzeln.

Kaffeebohne ist nicht gleich Kaffeebohne. „Ein Kaffee aus Kenia kann auch mal nach Rhabarber oder Tomate schmecken“, erklärt Thomas Raubach.

Kaffeebohne ist nicht gleich Kaffeebohne. „Ein Kaffee aus Kenia kann auch mal nach Rhabarber oder Tomate schmecken“, erklärt Thomas Raubach.

Dafür macht Raubach Proberöstungen – denn Kaffeebohne ist nicht gleich Kaffeebohne. „Ein Kaffee aus Kenia kann auch mal nach Rhabarber oder Tomate schmecken“, erklärt er. Das liege vor allem an den unterschiedlichen Verfahren der Weiterverarbeitung und des Trocknungsprozesses nach der Ernte. Wie stark auch die Zubereitung des schwarzen Goldes von Land zu Land variieren kann, zeigte sich für Raubach vor allem in Vietnam. „In jedem guten Café in Vietnam bekommt man einen Kaffee mit einem Eigelb drin“, erzählt er.

Neun sorten

Neun Kaffeesorten aus Südamerika, Afrika und Asien verkauft Thomas Raubach in seiner Rösterei und in seinem Greenleaf-Onlineshop.

Weitere Händler sind der unter anderem der Paulinenhof, Glücksmomente Geschenkt Witzhelden und das Café Büchel in Leichlingen. (mw)

www.greenleafcoffee.de

Eigentlich ist Thomas Raubach Softwareentwickler für Banken. Doch irgendwann fiel ihm die Decke auf den Kopf und es zog ihn in die weite Welt hinaus. „Ich hatte keine Lust mehr auf meinen Job, keine Lust mehr auf meine Wohnung, mit meiner Freundin war schon Schluss und mein Auto war kaputt“, erzählt Raubach. Er machte eine Liste mit Ländern, die er bereisen wollte, packte seine Sachen und flog Anfang 2011 los. Während einer Motorradpanne im Dschungel von Laos lernte er einen Kanadier aus Vancouver kennen, der ihn in seine Heimatstadt einlud. In der kanadischen Stadt angekommen, verkaufte Raubach erst Fernseher, bevor er schließlich einen Job in einer Kaffeerösterei bekam. „Ich habe dort alles mitgekriegt: Von der Auswahl, über das Rösten, den Einkauf, Logistik und auch Marketing“, erklärt er.

Auf die Bohne kommt es an: Bei Raubach kommen nur qualitativ hochwertige Rohbohnen in den Röster.

Auf die Bohne kommt es an: Bei Raubach kommen nur qualitativ hochwertige Rohbohnen in den Röster.

Was danach folgte, könnte Teil eines abenteuerlichen Roadmovies sein, in dem es um grenzenlose Freiheit, endlose Weite und Freunde fürs Leben geht. Raubach machte eine Motorradtour nach San Diego in Kalifornien und flog von dort aus nach Costa Rica, wo er seine erste Kaffeefarm besuchte. Panama, Kolumbien und Bolivien waren weitere Stopps, die er auf seiner Reise machte, bis er in Peru die Kaffeeproduzenten besuchte, die er schon während seiner Zeit in der kanadischen Rösterei kennengelernt hatte. Spanisch lernte der Witzheldener „schnell so nebenbei“, wie er sagt.

Ursprung in Äthiopien

Am besten wächst und gedeiht die Kaffeepflanze am Äquatorgürtel. „Arabica wächst in einer Höhe von 1000 bis 2000 Meter, Robusta wächst jedoch auch in niedrigeren Gefilden“, erklärt der Kaffeekenner. Da die zum Pazifik zeigende Seite der Anden, die lange Gebirgskette an der Westseite Südamerikas, klimatisch zu trocken ist, wächst Kaffee nur auf der Seite, die zum Inland zeigt, da das Klima dort feuchter und tropischer ist. Das eigentliche Heimatland des Kaffees befindet sich jedoch nicht in Südamerika, sondern auf dem afrikanischen Kontinent: Das äthiopische Hochland gilt heute als Ursprungsgebiet der sogenannten Art „Coffea Arabica“.

„Beim Kaffee gibt es verschiedenste Qualitäten, wie überall sonst auch“, erklärt Raubach. Seine Kaffees seien etwas teurer als herkömmlicher Supermarktkaffee, da er eine qualitativ hochwertige Rohbohne einkaufe. „Eine solche Qualität bekommt man nur, wenn man dem Farmer auch die Möglichkeit bietet, sich mit dem Anbau zu beschäftigen“, findet er. Einer seiner Lieferanten ist FairBeans aus Meerbusch, die den Kaffee direkt vom Landwirt aus Peru importieren und damit unnötige Stopps durch Zwischenhändler vermeiden. Direkter Handel garantiert, dass ein dementsprechend größerer Anteil des Einkaufspreises an die Kaffeeproduzenten fließt. Raubach und seine Rösterei zählen zur „Third wave of coffee“, also zur dritten Kaffeewelle: Ein Bewusstsein für Anbau, Röstung, Zubereitung und die soziale Komponente bestimmen die hohen Qualitätsansprüche und Kaffee wird wieder als Handwerk verstanden.

Einfach, ohne Schnickschnack

Zurzeit ist die Rösterei noch seine nebenberufliche Leidenschaft. „Wir haben auf jeden Fall noch Kapazität mehr zu machen, zum Beispiel auch Auftragsarbeiten. Aber ich möchte, dass wir nach und nach wachsen“, sagt Raubach, der im übrigen am liebsten einen ganz einfachen Filterkaffee, ohne viel Schnickschnack trinkt.

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