Karneval in LeichlingenDas jecke Virus zeigt Corona die rote Nase

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Karneval ist, wenn man trotzdem lacht: Seinen Imbiss-Stand am Stadtpark hat Sebastian Lemmer jeck geschmückt.

Leichlingen – In dieser Session ist garantiert nicht der Nubbel an allem schuld. Sondern eindeutig das Coronavirus. Die Covid-19-Pandemie hat für die Absage aller Karnevalssitzungen und des Blütensamstagszuges gesorgt. Es steht kein Partyzelt vor dem Rathaus. Es wird auch nicht gestürmt, sondern drinnen wird an den höchsten rheinischen Festtagen gearbeitet als wäre nichts. Die Kneipen bleiben Weiberfastnacht und Rosenmontag zu.

Verzweifelter Frohsinn: Karnevals-Dekoration mit „Fastelovend em Blot“ an einem Hauseingang in der Gartenstraße.

Verzweifelter Frohsinn: Karnevals-Dekoration mit „Fastelovend em Blot“ an einem Hauseingang in der Gartenstraße.

Die fünfte Jahreszeit fällt komplett ins Wasser. Komplett? Nicht ganz! Wer kurz vor Wieverfastelovend durch die Stadt geht, kann entdecken, dass SARS-CoV-2 den Karnevalsbazillus nicht komplett schachmatt gesetzt hat. Hier und da blitzt Widerstand im Narrenreich auf. An einigen Schaufenstern und Wohnungstüren sind Clown-Gesichter, rot-weiße Wappen und Luftballons zu sehen. Wie an der Gartenstraße, wo ein Herz einen Blumenkübel dekoriert und verkündet „Fastelovend em Blot“ – besser als das böse Virus. Oder am Stadtpark, wo Gastronom und FLK-Ehrensenator Sebastian Lemmer seinen Imbisswagen für die diesmal nicht so tollen Tage mit Püppchen, Luftschlangen und Schal jeck dekoriert hat.

Der FLK-Clown zieht auf der Festschrift zur Session eine Flunsch.

Der FLK-Clown zieht auf der Festschrift zur Session eine Flunsch.

In der Stadt liegt sogar trotzig eine Festschrift des Festkomitees Leichlinger Karneval für die Pleite-Session aus. Darin gibt es diesmal zwar keine aktuellen Sitzungen anzukündigen. Aber viele Fotos aus fröhlicheren Tagen und von Auftritten. Unter dem Titel „Fastelovend mit Corona is 2020/21 jar nicht jeck!“ stellen sich die Gesellschaften vor und animieren zum Durchhalten und versichert das Prinzenpaar Mark I. und Tanja II. Lützenkirchen, dass sie nun halt zwei Sessionen lang amtieren.

Alles zum Thema Kölner Dreigestirn

Das FLK-Maskottchen ist auf dem Titelblatt eigens abgewandelt worden und zieht krisengerecht einen Schmollmund statt eines lachenden Gesichts. Die Jecken haben sich einige Aktionen einfallen lassen, die über den flach fallenden Fasteleer hinwegtrösten sollen:

■ Gewinnspiel: In der Festschrift sind Teilnahme-Abschnitte für ein Gewinnspiel enthalten, welches das FLK ausgeschrieben hat. Wer mitmachen will, muss kleine Smileys entdecken und zählen, die in den Inseraten der örtlichen Geschäftsleute versteckt sind. Die Zettel mit der Lösung können bis zum 20. Februar in Boxen im „Unverpackt“-Laden in der Marktstraße 5 und beim Malerbetrieb Schwaller in Witzhelden am Friedhofsweg 2 eingeworfen werden. Zu gewinnen gibt es Einkaufsgutscheine über 20, 30 und 50 Euro.

■ Masken: Ein anderer Aufruf gilt selbstgenähten und kreativ bemalten Stoffmasken: Das Festkomitee bittet Kinder, Fotos mit originellem Mundschutz einzusenden, die in der nächsten Festschrift abgedruckt werden sollen.

■ Orden-Wettbewerb: Die Karnevalsgesellschaft Blütenstädter, die normalerweise ihre große Kinderkarnevalsparty im Leichlinger Festzelt steigen lässt, hat als Ersatz für die kleinen Jecken eine Bastelaktion für Karnevalsorden ins Leben gerufen. Alle Jungen und Mädchen aus Leichlingen und Umgebung sind aufgerufen, einen Karnevalsorden für die nächste Session zu entwerfen. Er kann gemalt oder gebastelt werden. „Eurer Kreativität sollen hier keine Grenzen gesetzt werden“, erklärt Stefan Clemen vom Vorstand der KG Blütenstädter: „Einfach aus Papier, Pappe oder beides basteln und bemalen, eine Schnur zum Umhängen dran und fertig.“ Die Orden können bis zum 13. Februar mit Namen und Kontaktdaten ihrer Erfinder im Elektrogeschäft EP Clemen in der Brückenstraße 34 abgegeben werden. Dort werden sie im Schaufenster ausgestellt.

Und zu gewinnen gibt es auch etwas: Unter allen Einsendungen verlosen die Blütenstädter elf Eintrittskarten für die nächste „Kinder-Karnevals-Party“ im kommenden Jahr im Leichlinger Festzelt sowie einen Prinzen-Orden und fünf Anstecknadeln ihres Prinzen-Paars Mark I. und Tanja II.

„All weed jood!“: Mit seinem „Orden för de jode Sach“ sammelt Physiotherapeut Lars Burgwinkel Spenden fürs Kinderdorf.

„All weed jood!“: Mit seinem „Orden för de jode Sach“ sammelt Physiotherapeut Lars Burgwinkel Spenden fürs Kinderdorf.

■ Therapieburg: Einen eigenen Sessions-Orden hat bereits Lars Burgwinkel, der Inhaber der Leichlinger Physiopraxis Therapieburg. Jedes Jahr legt er für soziale Zwecke einen „Orden för de jode Sach“ auf, mit dem er Spenden sammelt. Ihn gibt es trotz der Corona-Pandemie.

Entworfen hat ihn der Witzheldener Künstler JuriJac alias Julian Richter. Er zeigt die Orts-Silhouette von Leichlingen und Witzhelden und trägt als Besonderheit auf der Rückseite eine Widmung für die 2020 verstorbenen Leichlinger Karnevalisten Rolf Ischerland und Rolf Wolter. „Mit beiden verband mich eine väterliche Freundschaft und sie standen mir oftmals auch beruflich mit Rat und Tat zur Seite. Es ist mir wichtig, dass wir noch einmal Ihrer gedenken“, so Lars Burgwinkel. Seine Orden haben in den vergangenen Jahren mehrere tausend Euro erwirtschaftet. Allein 2020, berichtet Burgwinkel, kamen 7000 Euro zusammen, die er für den Schwimmunterricht sozial schwacher Kinder gestiftet hat. Dass der „Orden för de jode Sach“ mittlerweile über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist, zeigen prominente Ordensträger wie etwa das Kölner Dreigestirn der Session 2018/2019.

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Der Verwendungszweck des aktuellen Exemplars ist in Absprache mit den Familien Ischerland und Wolter festgelegt worden. Die Spendensumme soll das Leichlinger Kinder- und Jugenddorf St. Heribert bekommen. Erwerben kann man den Orden zu den Öffnungszeiten (7.30 bis 20 Uhr) unter Einhaltung der Corona-Hygienebestimmungen in der Physiotherapie-Praxis Burgwinkel im städtischen Hallenbad, Am Büscherhof 45.

■ Kasperletheater: Die KG „Pappnas un Familich“ lädt Kinder im Kita- und Grundschulalter zu einem karnevalistischen Puppentheater ein. Die für Februar im Pilgerheim Weltersbach geplanten Aufführungen von „Kasperle und die goldene Pappnase“ mussten wegen der Corona-Verordnungen allerdings verschoben werden. Sie sollen nun nach Möglichkeit am 15. und 16. Mai (um 11, 14 und 16.30 Uhr) nachgeholt werden. Bereits erworbene Eintrittskarten bleiben gültig. Tickets können beim Verein für sieben Euro online bestellt werden.

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