Nach Vorfall in LeichlingenSo viel Zeit kalkuliert die Bahn für Überquerung ein

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Gerd Cislik (81) am Leichlinger Bahnübergang an der Hochstraße, wo er von der sich schließenden Schranke überrascht wurde.

  • Ein Sprecher der Bahn nimmt Stellung zu Gerd Cisliks Erlebnis. Dass ein ICE durchrasen kann, wird bezweifelt.
  • Kann man wirklich nicht zwischen den Schranken gefangen werden?
  • So viel Zeit kalkuliert die Bahn tatsächlich für die Überquerung der Gleise ein.

Leichlingen – Die Deutsche Bahn AG hat den Fall des Leichlingers Gerd Cislik, der zwischen den Schranken des Übergangs am Bahnhof gefangen war, überprüft. Das Ergebnis: „Die Vollschrankenanlage funktioniert ordnungsgemäß und entspricht den Sicherheitsvorschriften. Es besteht und bestand zu keinem Zeitpunkt eine lebensgefährliche Situation für die Nutzer des Bahnüberganges.“

Stellungnahme der Deutschen Bahn AG

So lautet die Antwort auf die Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, nachdem die Redaktion die Bahn am Freitag um eine Stellungnahme zur Klage des 81-Jährigen gebeten hat. Wie berichtet hat Cislik geschildert, dass er es wegen seiner Gehbehinderung mehrfach nicht rechtzeitig über die Gleise geschafft habe. Einmal sei ein Intercity an ihm vorbei gerast, während er noch innen am Schlagbaum stand. Vergangene Woche hat er sich beim Versuch, die Schranke hochzudrücken, an Kopf und Hand verletzt.

Am Mittwoch teilte ein Unternehmenssprecher mit, dass Techniker die Anlage aufgrund des Vorfalls überprüft und keine Mängel festgestellt hätten. Die Funktionsweise erklärt er so: „Bevor ein Zug den Bahnübergang (BÜ) passieren kann, muss das Hauptsignal auf Fahrt gestellt werden. Bei Vollschranken überprüft eine radargestützte Gefahrenraum-Freimeldeanlage (GFR), dass der BÜ frei ist, also weder Autos, Menschen oder andere Hindernisse sich zwischen den Schranken befinden.“

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Gerd Cislik an der Schranke am Leichlinger Bahnhof, in der er eingesperrt war. Neben den Baken gibt es kein Schlupfloch.

Gerd Cislik an der Schranke am Leichlinger Bahnhof, in der er eingesperrt war. Neben den Baken gibt es kein Schlupfloch.

„Wenn ein Zug passieren will, wird sofort das Rotlichtzeichen für die Fußgänger eingeschaltet. Bei Autos kommt erst das Gelblicht und nach drei Sekunden das Rotlicht. Acht Sekunden nach der Einschaltung des BÜ überprüft die GFR-Anlage, ob der Verkehrsraum zwischen den Schranken frei ist. Gleichzeitig schließen 19 Sekunden nach Einschaltung die beiden Schrankenbäume für die zulaufenden Verkehre und 27 Sekunden nach Einschaltung die anderen beiden Schrankenbäume, so dass der BÜ nach 33 Sekunden vollständig geschlossen ist. Nach 36 Sekunden wird er normalerweise freigemeldet, das Signal schaltet von Rot auf Grün, und der Zug befährt kurz danach den BÜ.“

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An der Hand und am Kopf hat sich Gerd Cislik verletzt, als er die sich schließende Schranke hochdrücken wollte.

Auch wenn es wie in Cisliks Fall jemand nicht schaffe, die knapp 20 Meter lange Strecke in etwa 33 Sekunden zurückzulegen, sei sichergestellt, dass kein Zug durchfahren könne. Denn der Bereich werde kontinuierlich überwacht und nur dann freigegeben, wenn wirklich keine Person mehr zwischen den Schranken sei.

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Deshalb habe der Zug am Donnerstag wie von Cislik berichtet auch am Bahnhof gestoppt. Dass ein ICE den Übergang dennoch passieren kann, wie der Senior sagt, sei technisch eigentlich ausgeschlossen.

„Für Herrn Cisliks persönliche Situation können wir keine konkrete Lösung anbieten“, bedauert die Bahn: „Keinesfalls sollte er versuchen, die Schranke aufzuhalten, da hier große Verletzungsgefahr besteht.“

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