„Walking Football“ in LeverkusenMit 55 Jahren in der Liga der Gentlemen

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Günter Müller von Bayer 04 war mal Fußballprofi.

Günter Müller von Bayer 04 war mal Fußballprofi.

Leverkusen – Günter Müller sieht, bei allem Respekt, nicht aus wie ein Gentleman. Zumindest nicht auf dem Fußballplatz in seinem schwarz-roten Trikot der Silberlöwen. Dafür ist er zu sehr Wadenbeißer. Der Schlebuscher Jung, wie er selbst sagt, ist Mittelfeldspieler. Ein Fernsehsender nannte Menschen wie Müller vor kurzem die „Gentlemen des Fußballs“.

Erfahrene Spieler

Sportler zwar, aber in der gesetzteren Variante, ein paar Jahre erfahrener. Nach zwei Jahrzehnten Profi-Karriere, unter anderem beim VfL Osnabrück, Wormatia Worms und Bayer Leverkusen, kann Müller immer noch nicht ohne den Fußball. Erst die Bayer-Traditionself, heute spielt der 72 Jahre alte Leverkusener beim Mitgliederklub Silberlöwen von Bayer 04 „Walking Football“. Hier sind alle mehr als 55 Jahre alt.

Der FC Schalke gilt als Favorit für die Meisterschaft.

Der FC Schalke gilt als Favorit für die Meisterschaft.

Im Gegensatz zum Fußball, wie ihn die meisten kennen, setzt “Walking Football“ auf gesundheitsfördernde Regeln: keine harten Zweikämpfe, keine hohen Bälle, keine schnellen Sprints. Wer zu schnell läuft, wird zurückgepfiffen und mit einem Freistoß gegen sich bestraft. So sollen Verletzungen vermieden, Körper und Gelenke geschont werden, erklärt Organisator Florian Wolfrum von der Mitgliederbetreuung bei Bayer 04.

Eine Partie mit sechs Feldspielern dauert zehn Minuten auf kleinem Feld mit kleinen Toren, ohne Torhüter. Mindestalter 55 Jahre. Die Deutsche Fußballliga (DFL) ist offenbar überzeugt von dem Konzept und bezuschusst die teilnehmenden Vereine mit einem Förderprogramm, das den Namen „Pfiff“ trägt und innovative Fußball- und Fankultur unterstützen will. 50.000 Euro fließen so jährlich in „Walking-Football“-Projekte wie das Sommerturnier an der BayArena. Nach zwei Turnieren, einem im Spätsommer, einem im Frühjahr in den Niederlanden, soll der deutsch-holländische Meister feststehen.

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In Deutschland stehe die Bewegung noch am Anfang, sagt Wolfrum. Erst vier Profi-Klubs unterhielten eine Mannschaft für den Gehenden Fußball: Bayer 04 Leverkusen, Werder Bremen, Schalke 04 und der VfL Wolfsburg. Zu wenig, um eine deutsche Meisterschaft auszutragen. Also schließt man sich mit niederländischen Klubs zusammen, Twente Enschede, PSV Eindhoven, Vitesse Arnheim und der NEC Nijmegen. Für Müller ist das Turnier eine Gelegenheit, seinen Ehrgeiz auf dem Platz zu zeigen. Wie vor 50 Jahren, als er mit dem VfL Osnabrück nur knapp den Aufstieg in die Bundesliga verpasste.

Verpasste Chancen ärgern ihn

„Als Fußballer will man immer gewinnen“, sagt er. Niederlagen ärgern ihn, verpasste Chancen. „Ich kann mich immer noch richtig aufregen“, sagt Müller. Aber er lächelt dabei. Ein wenig entspannter geht Sylvia Heitmüller das Turnier an. Die Bremerin spielt für die „Old Steerns“ vom SV Werder und ist eine der wenigen Frauen beim Turnier. Dem Sport ist sie als Trainerin in einem Sportverein verbunden. Turnen, Leichtathletik, Handball, Gesundheitssport. Als Torhüterin einer Kreisklassen-Mannschaft spiele sie schon mit Fußballern zusammen, die ihre Kinder und Enkelkinder sein könnten, sagt die 62-Jährige. „Walking Football“ aber sei nicht die gediegene Alternative, für die sie viele hielten, sagt Heitmüller. Im Gegenteil: Durch die kleineren Teams, die kleineren Plätze, müsse man viel mehr laufen, weil der Ball immer in der Nähe sei, sagt sie: „Ruhephasen gibt es während des Spiels so gut wie nie“.

Noch steht das Rückrunden-Turnier aus. Vieles spricht dafür, dass Schalke 04 am Ende Meister werden soll. „Die Schalker sind für mich Favorit auf den Titel“, sagt Müller. Der FC Schalke. Meisterschaftsfavorit. In der Liga der Gentlemen geht vieles.

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