Leverkusen – Gegen 2.30 Uhr am frühen Freitagmorgen hat sich das Warten für die Fahnder gelohnt: Als Brahim Z. in einem 7er-BMW an seinem Bordell an der Dürener Straße in Marsdorf vorfährt, schlagen die Polizisten zu. Sie präsentieren dem 37-Jährigen einen Haftbefehl und nehmen ihn fest. Z. leistet keinen Widerstand, „der kennt das Prozedere“, erklärte ein Ermittler. Ein Richter ordnete U-Haft an. Brahim Z. beschäftigt Polizei und Justiz in Köln und dem Rheinland nun schon seit Jahren. In Leverkusen betreibt er mit dem Globe ein weiteres Bordell, außerdem gilt er als Chef der Leverkusener Bandidos und ist einschlägig vorbestraft. So ruhig wie bei seiner Festnahme ist Z. nicht immer.
Im aktuellen Fall werfen Polizei und Staatsanwaltschaft Z. Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsberaubung und Abgabe von Kokain vor. Die Ermittlungen ins Rollen brachte die Aussage einer jungen Frau, die den Rockerchef schwer belastet. Unter einem Vorwand soll Brahim Z. die Frau in seine tunesische Heimat gelockt haben.
Dort beginnt ein tagelanges Martyrium für die 21-Jährige. Gegen ihren Willen wird sie in der Nähe der Hauptstadt Tunis festgehalten und schwer misshandelt. Erst der beherzte Einsatz ihres Vaters bringt die Rettung: Der Mann fliegt nach Tunesien, macht sich auf die Suche nach seiner Tochter und kann sie schließlich aus den Fängen ihres Peinigers befreien.Ärzte diagnostizieren schwere Verletzungen, unter anderem soll Brahim Z. der Frau mit Faustschlägen den Kiefer gebrochen haben. „Die Angaben werden durch ärztliche Atteste und Aussagen der Eltern untermauert“, sagte Polizeisprecher Wolfgang Baldes. Die Ermittler wissen um die Qualität der Zeugin: Nur selten geht jemand das Risiko ein, gegen Unterweltgrößen wie Z. auszusagen. Darum steht die Frau nun unter besonderem Schutz.
Seit mehr als zehn Jahren ist Brahim Z. eine feste Größe im örtlichen Rotlicht- und Türstehermilieu. Um die Jahrtausendwende eskalierte der Kampf um die Macht auf den Kölner Ringen. In dieser Zeit stellte Z. seine extreme Gewaltbereitschaft bei den Auseinandersetzungen zwischen arabischen und türkischen Unterweltgrößen mehrfach unter Beweis.
Höhepunkt war die versuchte Ermordung eines unliebsamen Konkurrenten: Hüseyin C., im Milieu nur als „der Boxer“ bekannt, wurde in seinem Auto beschossen – mitten auf der A 57 bei hoher Geschwindigkeit. Das Opfer war nur deshalb unverletzt davongekommen, weil der Schuss ihn verfehlt hatte. C. gehörte zum Umfeld des türkischen Rotlichtpaten Necati Coskun A., der die Hells Angels in der Türkei anführt. Für den Mordanschlag wurde Brahim Z. 2003 zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.
Zuletzt war der 37-Jährige auch im Visier der Ermittler aus Mönchengladbach (MK Kutte). Bei der Auseinandersetzung zwischen Hells Angels und Bandidos im Januar 2012 war er durch einen Messerstich selbst schwer verletzt worden und soll versucht haben, ein Mitglied der Hells Angels zu töten.