Die Ermittler gehen davon aus, dass man der Zielperson eine Warnung zukommen lassen wollte. In der Szene könnten interne Konflikte eskalieren.
Angriff auf Kölner WohnhausErmittlungen zu Schüssen in Kalk weisen offenbar ins Rockermilieu

Gegen 4.10 Uhr sind am Sonntag (13. Juli) in der Eythstraße in Köln-Kalk mehrere Schüsse gefallen. (Symbolbild)
Copyright: Uwe Weiser
Die Schüsse auf ein Wohnhaus am frühen Sonntagmorgen in der Kalker Eythstraße hängen offenbar mit einer Fehde im Rockermilieu zusammen. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Sicherheitskreisen erfuhr, galt der Angriff einem Mitglied der Hells Angels. Die Ermittler gehen davon aus, dass man der Zielperson eine Warnung zukommen lassen wollte. Der Mann gehörte einem Charter an, das sich inzwischen aufgelöst hat.
Kurz nach vier Uhr morgens hatte ein Unbekannter vier Schüsse auf die Haustür abgegeben. Laut Zeugenangaben soll der Schütze in einem weißen VW-Golf mit Panoramadach und Bergheimer Zulassung (BM) mit hohem Tempo in Richtung Lüttringhauser Straße geflüchtet sein. Ein vor dem Haus geparkter Ford wurde durch einen Streifschuss entlang der Motorhaube beschädigt, heißt es in einer kurzen Pressemitteilung.
Kölner Kripo prüfte Zusammenhänge mit Attacke in Wesseling
Am Tag danach prüfte die Kölner Kripo auch Zusammenhänge zu einer Attacke auf eine Wohnanlage in Wesseling. In der Nacht des 3. Juli feuerte ein Angreifer mit einer Maschinenpistole gleich 21 Mal auf die Fassade eines Hauses und eine angrenzende Mauer. Offenbar war ein versierter Schütze aus etwa 50 Metern am Werk. Die Strafverfolger gehen ebenfalls von einer Warnung aus.
Alles zum Thema Polizei Köln
- „Coolster Studentenjob“ 2-Meter-Mann als Türsteher – Kölner Domschweizer erzählt von seinem Job
- Schnelle Zeugenhinweise Polizei Köln nimmt mutmaßlichen Autoknacker in Ehrenfeld fest
- Kölner Polizeipräsident „So funktioniert der Drogenkonsumraum am Neumarkt nicht“
- „Organisation ist eine Katastrophe“ Gratiskonzert von Orgel-Star Anna Lapwood sorgt für Chaos am Kölner Dom
- Infoabend in St. Joseph Anwohner sorgen sich über Drogenszene in Ehrenfeld
- Bilanz am Wochenende Kölner Polizei nimmt mutmaßliche Einbrecher, Betrüger und Hehler fest
- Bezug zum Kölner Drogenkrieg? Unbekannter schießt auf Wohnhaus in Kalk – Flucht im weißen Auto
Bei dem 38-jährigen Mieter soll es sich um einen ehemaligen Hells Angel handeln, der im Clinch mit Rockergrößen liegt. Bereits vor elf Jahren hatte der Deutsch-Türke mit kurdischen Wurzeln dem Ex-Freund seiner Schwester in Bonn ein Messer in den Oberkörper gerammt. Das Opfer überlebte schwer verletzt. Das Landgericht Bonn verurteilte den vorbestraften Verbrecher zu vier Jahren und neun Monaten wegen gefährlicher Körperverletzung. Bei dem Motiv, befand die Große Strafkammer, ging es um die Wiederherstellung der Familienehre.
Mehmet M. füllt zahlreiche Akten wegen etlicher Gewalttaten und Drogendelikten
Seinerzeit gehörte Mehmet B. (Name geändert) zu den Bandidos. Im Jahr 2015 soll er in eine Schießerei verwickelt gewesen sein. Nach dem Verbot der größten Rockertruppe im Land 2021 soll der Kuttenträger zu den Hells Angels gewechselt sein.
Erneut wurde er aktenkundig. Am 30. Juni 2025 hat die Staatsanwaltschaft Duisburg Mehmet B. wegen erpresserischen Menschenraubs am Flughafen Köln/Bonn festnehmen lassen. Tags darauf wanderte der Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Zu weiteren Hintergründen des Verfahrens machte ein Behördensprecher mit dem Hinweis auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben. Mehmet M. füllt zahlreiche Akten wegen etlicher Gewalttaten und Drogendelikte.
Nach dem Verbot der Bandidos liefen viele zu den Hells Angels über
Ähnlich bedeckt verhält sich die Staatsanwaltschaft Aachen. Die Abteilung für Organisierte Kriminalität führt ein Umfangsverfahren im Rocker-Milieu. Die Anschläge in Wesseling und Köln scheinen auch in diesem Komplex eine Rolle zu spielen. Eine Sprecherin teilte mit, dass man wegen der Schussabgaben „auch mit der Polizei Köln in Kontakt steht“. Mehr war nicht zu erfahren.
Gerade an Rhein und Ruhr ist die Rockerszene schwer in Bewegung. Die Machverhältnisse haben sich nach dem Verbot der Bandidos im Jahr 2021 zu Gunsten ihrer Rivalen mit dem flügelbehelmten Totenkopf auf der Kutte verschoben. Rund 150 Mitglieder sind mittlerweile zu den Höllenengeln übergelaufen. Darunter seien auch „ehemalige Führungspersonen“ aus der deutschen und europäischen Ebene der Bandidos, berichtete das Landesinnenministerium im Herbst 2024. Laut dem Report fürchtet man neuen Ärger in der Szene: Aufgrund der vorangegangenen jahrzehntelangen Rivalität könnten „schwerwiegende interne Konflikte mit den verbliebenen Mitgliedern des Bandidos MC“ eskalieren, hieß es.