DRK-Heim Opladen„Haben gemerkt, dass wir meinen Vater nicht mehr lange haben werden“

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Das DRK Heim in Opladen

  • Ein Heimbewohner des Opladener DRK-Heims hatte die Zustände angeprangert.
  • Daraufhin haben uns viele weitere Zuschriften erreicht - mit positiven wie negativen Erfahrungen.
  • Die Geschichte vom Ehepaar Habacker macht allerdings besonders betroffen. Der 85-jährige Vater war bis zu seinem Tod in Opladen untergebracht. Die Habackers erheben schwere Vorwürfe.

Leverkusen – Der Bericht eines Heimbewohners im Altenheim des Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Opladen an der Düsseldorfer Straße hat eine Menge Reaktionen bei Lesern hervorgerufen. Der Bewohner hatte die für ihn schlechten Zustände im Heim beklagt. Die überwiegende Mehrzahl der Rückmeldungen äußerten sich ähnlich – aber nicht alle.

Der ehemalige Chempark-Leiter Ernst Grigat schrieb, er sei überrascht gewesen, denn sein Vater habe bis vor einem Jahr im Heim an der Düsseldorfer Straße gewohnt und dort eine gute Zeit gehabt. Man habe ihm sogar ein Klavier in die 6. Etage gestellt, auf dem der Vater fast täglich für andere Bewohner gespielt habe.

Besuchsverbot erteilt

Eine Erfahrung anderer Art machte das Ehepaar Habacker. Sie berichteten von den Umständen des Todes ihres (Schwieger-) Vaters Rolf Habacker vor wenigen Wochen am 18. März. Bis Februar, berichtet Martina Habacker, sei mit dem 85-jährigen Vater vieles in Ordnung gewesen, er habe sich bis dahin eigentlich fast alleine versorgen können: Duschen, Toilette, Essen, alles habe der Mann im Großen und Ganzen selbstständig geschafft. Dann musste der 85-Jährige mit einer Bronchitis am 3. März ins Krankenhaus, wo er bis zum 11. März lag. Der Allgemeinzustand sei danach nicht mehr besonders gut gewesen, sagt Martina Habacker. Also zurück ins Heim, dort war das Norovirus ausgebrochen, das bedeutete Besuchssperre. „Mal wieder“, sagt sie.

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„Wir haben gemerkt, dass wir meinen Vater nicht mehr lange haben werden“, sagt Uwe Habacker,„deshalb hätten wir gerne eine Sonder-Besuchsgenehmigung gehabt.“ Die Eheleute sollten sich nicht getäuscht haben, eine Sondergenehmigung wurde vom Haus nicht gegeben. „Wir sind dann in unserer Not mehrfach heimlich zu ihm reingegangen, wir wussten ja, wann die Pforte nicht besetzt war.“ Die Tür ließ sich in den Zeiten vor der Corona-Krise abends noch mit einer Codekarte öffnen, heute ginge das nicht mehr. Der Vater wohnte im Einzelzimmer, die Infektionsgefahr sei überschaubar gewesen, sagen die Eheleute.

Zwei Tage lag der Vater schon wieder im Heim, als die beiden sich mit einer Notlüge am Freitagnachmittag, 13. März, an der Pforte vorbei stahlen. Oben saß der Vater auf der Bettkante und von jungen Helferinnen wurde Kaffee ausgegeben. Er nippte ein bisschen am Kaffee, Kuchen habe er nicht mehr gewollt, sagt Martina Habacker. Wahrscheinlich von der Pforte informiert, stand plötzlich eine Pflegerin im Zimmer, die die Eheleute anherrschte, so laufe das hier nicht, das Heim sei gesperrt. Die Pflegerin schien eine andere Einschätzung zum Gesundheitszustand von Horst Habacker zu haben, denn sie habe gesagt, dass es ihm nicht schlecht gehe, schließlich sitze er ja noch auf dem Bett und trinke Kaffee. Also gab es weiter keine Besuchsgenehmigung. Die Habackers waren anderer Meinung: „Er wird sterben“, sagten sie draußen auf dem Gang zur Pflegerin – und sie sollten Recht behalten. Besonders weh tut Frau Habacker, dass der nach ihrer Meinung „als Heimbewohner pflegeleichte“ Vater den Streit auf dem Gang registriert hatte und gesagt habe, dass er das jetzt ausbaden müsse. Schließlich beugten sie sich und verließen das Heim. Weiterhin gab es keine Sondergenehmigung.

Verbot hin oder her, am darauffolgenden Sonntag schlichen sie sich wieder ins Heim. Sie fanden den Vater im Zimmer, zusammengesunken auf dem Rollator sitzend. Sie legten ihn ins Bett. Offenbar hatte der Vater auf die beiden gewartet, sagt Frau Habacker. Er habe schlecht Luft bekommen, an dem Nachmittag habe man die letzten Worte mit ihm gesprochen. Als sie abends noch einmal anriefen, war eine Pflegerin dran.

Nachts in die Notaufnahme

Martina Habacker wird noch heute wütend, wenn sie sich an das Gespräch erinnert: „Schwiegervater geht es gut“, soll die Pflegerin gesagt haben, „hat viel getrunken, nichts gegessen.“ Als sie ihm den Hörer ans Ohr hielt, habe der 85-Jährige nichts gesagt, man habe nur den Atem gehört. Der Pflegerin gab man eine klare Ansage mit: Wenn er in der Nacht sterbe, habe das Konsequenzen, „hören Sie mal, dem geht es nicht gut!“ Man habe ihr widersprochen, sagt Martina Habacker. Am nächsten Morgen, 6 Uhr, rief eine Pflegerin an, der Vater sei im Remigius Krankenhaus in der Notaufnahme, dort habe man die Lage erkannt: „Sie können sofort kommen“, habe ein Arzt zu den beiden gesagt. Dort war der Besuch kein Problem, wenn auch mittlerweile nur noch mit komplettem Viren-Schutz. So habe man den Vater wenigstens noch einmal lebend sehen können, bei Bewusstsein war er da allerdings nicht mehr.

Auf Anfrage antwortete der Leverkusener DRK-Kreisgeschäftsführer Josef Peters zur Sache: „Die Darstellung über den Bewohner Habacker entbehrt den Tatsachen und hat sich so, nach Aussage verschiedener Mitarbeiter, nicht zugetragen.“ Aus Datenschutzgründen wolle man keine weiteren Auskünfte geben.

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