Hochwasserschutz in OpladenWiembachallee droht Kahlschlag

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Für einen besseren Hochwasserschutz im Viertel soll die Wiembachallee mit rund 300 Bäumen komplett gefällt werden.

Leverkusen – Seit über hundert Jahren prägt die Wiembachallee das Stadtbild in Opladen. Vor zehn Jahren erst wurde der schnurgerade Grünzug um den Wiembach aufwendig erneuert, wurden Säulenhainbuchen anstelle maroder Pappeln gepflanzt, die Wege erneuert, Ruhebänke installiert. Ein beliebter Ort bei Spaziergängern und Joggern. Doch mit der Idylle könnte es bald ein Ende habe. Der Wiembachallee droht der komplette Kahlschlag, mehr als 300 Bäumen die Fällung. Auf viele Jahre wäre der Charakter der Wiembachallee dahin.

Grund ist der Hochwasserschutz, Anlass die Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWRM-RL) der Europäischen Union aus dem Jahr 2007. Bis Ende 2015 hatten die Mitgliedsstaaten Überschwemmungsgebiete und Hochwassergefahren zu ermitteln und zu dokumentieren. Dabei stellte sich heraus: Der Wiembach ist als Risikogewässer eingestuft. Bei einem Hochwasser, wie es nur alle hundert Jahre zu erwarten ist, würde das Gebiet zwischen Wiembachallee, Düsseldorfer Straße und Rat-Deycks-Straße bis hin zur Wupper überflutet. Bis zu zwei Meter über Gelände könnte der Wasserstand erreichen. Wasser aus dem Wiembach würde in die Häuser und in das Kanalsystem eindringen.

Höhere Deiche helfen nicht

Einfach ist das Problem nicht zu lösen: „Eine einfache Erhöhung des Geländes durch einen Deich oder eine Hochwasserschutzmauer führt nicht zu einer Verbesserung, da es im Falle eines Bemessungshochwassers auch zu einem schnellen Anstieg des Grundwasserspiegels auf der Landseite und zum Austritt von Qualmwasser innerhalb des Überschwemmungsgebietes kommen kann“, heißt es in einer schriftlichen Beratungsvorlage der Stadtverwaltung für die Ratsgremien, die diese zunächst lediglich zur Kenntnis nehmen sollen.

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Ein „zielführender“ Plan von Wupperverband und Stadtverwaltung sieht dagegen einen „naturnahen Ausbau mit gleichzeitiger Aufweitung des Gewässerabschnittes“ vor. Das Wasser könnte dann über ein breiteres Bachbett schadlos abfließen, der Bach natürlich mäandern, Struktur- und Artenvielfalt könnten erhöht werden. „In der Folge bilden sich mittelfristig neue Fauna- und Flora-Habitate, die Biodiversität und Artenvielfalt wird erhöht.“

Eine Aufweitung des Bachbettes für einen besseren Hochwasserschutz soll mit einer ökologischen Aufwertung einhergehen, heißt es in den Ausführungen der Stadtverwaltung.

Eine Aufweitung des Bachbettes für einen besseren Hochwasserschutz soll mit einer ökologischen Aufwertung einhergehen, heißt es in den Ausführungen der Stadtverwaltung.

Klingt also bestens. Hat aber auch Nachteile: Die inneren beiden von vier Baumreihen müssten komplett entfernt werden, die äußeren Reihen wären dann gefährdet, würden also besser auch gleich gefällt und durch „stadtklimatolerante Baumarten“ wie beispielsweise Linden ersetzt. Die Fußwege – zurzeit auf erhöhten Dämmen beidseits des Baches – könnten auf Straßenniveau geführt werden, die Bäume nach historischem Vorbild in die Wegeführung integriert werden.

Die Verwaltungsvorlage schwärmt von einer „deutlich gesteigerten Erlebbarkeit“ des Wiembaches in einem „zeitgemäßen Erlebnisraum für alle Bürgerinnen und Bürger mit einem hohen ökologischen Wert“. Und schließlich: „Durch die Schaffung eines lebendigen Fließgewässers und intakter Wasserkreisläufe kann so auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.“

Drohung mit den Folgen

Wer das als Anlieger nicht einsehen mag, dem droht Ungemach: „Wird die vorgeschlagene Maßnahme nicht umgesetzt, muss alternativ die Bevölkerung umfassend über die bestehenbleibende Hochwassergefahr informiert und zum Eigenschutz aufgerufen werden. Diese Objektschutzmaßnahmen sind vom jeweiligen Eigentümer selbst zu planen, zu beauftragen und zu finanzieren.“ Andernfalls bestehe die Gefahr, dass Versicherungen nicht für mögliche Hochwasserschäden aufkommen würden.

Im Herbst soll die Planung im Rahmen einer Bürgerbeteiligung vorgestellt werden, dann auch wieder in einer größeren Versammlung, die im Moment pandemiebedingt nicht möglich ist. Der Rat soll noch in diesem Jahr zustimmen, der Wupperverband ab dem kommenden Jahr umbauen.

Politiker entsetzt

Dass es so kommt, ist keineswegs gewiss. Die CDU Opladen hat bereits mit einigem Entsetzen auf die Pläne reagiert. Ortsverbandsvorsitzender Robert Budde: „Das bedeutet, die Allee in ihrer jetzigen gewachsenen Struktur würde komplett zerstört, rund 300 Bäume müssten gefällt werden.“

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CDU-Bezirksvertreter Matthias Itzwerth will „keine wirklichen Gründe“ erkennen, die es rechtfertigen würden, den heutigen Charakter der geliebten Allee auf Jahre hinaus zu zerstören. Insbesondere im Sommer sei diese schattenspendende Allee unbedingt erhaltenswert. Die Politik sei jetzt gefordert. Es müsse eine bessere Lösung gefunden werden, den Bedürfnissen des Umweltschutzes und des Hochwasserschutzes zu genügen.

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