Markus BeisichtDas ist der Rechtsextremist, der die Leverkusener Impfgegner anführt

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Markus Beisicht ätzt gegen die Presse. Der rechtsextreme Opladener Anwalt und Leverkusener Ratsherr hat diese  impfkritische Demonstration geleitet.

Leverkusen – Die Gruppe derer, die sich mit aller Kraft gegen das Impfen sperren, ist verschwindend klein in Leverkusen, an der Gesamtbevölkerung gemessen. Viele der Demonstranten, vielleicht 100 bis 200, die an zwei Donnerstagen im Advent durch Opladen laufen, sind anhand der Plakate, die sie tragen, als Impfgegner zu erkennen. Ihnen voran geht ein in Leverkusen altbekannter Rechtsextremer: Markus Beisicht.

„Freiheit! Frieden! Keine Diktatur“, skandiert er ins Mikro. Beisicht hat die Demo am Donnerstag, 16. Dezember, laut Polizei geleitet. Ihm folgen nach Angaben der Polizei etwa 200 Personen durch die Opladener Innenstadt nach. Demonstrationen, die der Rechtsanwalt Beisicht in den vergangenen Jahren meist unter den Vereinsflaggen „Pro NRW“, später „Leverkusener Aufbruch“ veranstaltete, waren kleine und unbedeutende Versammlungen, etwa gegen Moscheebauten und „gegen Asylmissbrauch“.

Beisicht ist bekannt, trägt sein Weltbild zur Schau

Meist kamen nicht mehr als zehn bis 20 Personen. Mit den Impfgegnern hat er eine größere Gruppe mobilisiert. Beisicht ist in der Gegend und auch überregional als Rechtsextremer bekannt, er sitzt im Leverkusener Stadtrat und trägt dort sein Weltbild offen zur Schau. Den Teilnehmern muss also klar sein, dass sie hinter einem Rechtsextremen durch die Stadt marschieren. Der trägt am 16. Dezember einen Button am Mantel mit der Aufschrift „Alle sind willkommen“. Fackeln werden von Demonstranten entzündet und getragen, das allerdings unterbindet die Polizei; es verstößt gegen die Auflagen.

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Der Marsch der Impfgegner durch Opladen.

Ein Polizeisprecher sagt, die Demonstration sei weitgehend auflagenkonform über die Bühne gegangen. Nach Beendigung des „Spaziergangs“ seien Teilnehmer zum Aufsetzen der Masken aufgefordert worden.

Aus einem Mehrfamilienhaus in Opladen sei Wasser auf den Demonstrationszug gekippt worden, sagt der Polizeisprecher, es sei zu Beschwerden gekommen. Die Polizei habe aber keinen Schuldigen feststellen können.

Ein beißender Gestank

Wer riechen kann, den stört während der stationären Kundgebung auf der Goethestraße am Anfang ein beißender Gestank, möglicherweise rührt er von Buttersäure. Der Polizeisprecher hält eine Aktion aus dem gegnerischen Spektrum für möglich, aber da eine Gefährdung nicht erkennbar sei, werde nicht ermittelt. 

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Eine Demonstration in Leverkusen-Rheindorf im Jahr 2015, organisiert von Markus Beisicht.

Zwei Personen haben sich am Donnerstag spontan zu einer kleinen Gegenkundgebung formiert. Wenige Wochen zuvor, am 2. Dezember, demonstriert ebenfalls eine kleine Gruppe friedlich gegen die Versammlung in der Opladener Fußgängerzone. Als Beisicht nach mehreren Vorrednern das Mikrofon an sich nimmt, ruft einer aus der Gruppe „Nazi“ in Beisichts Richtung. Sofort löst sich aus der Menge um Beisicht ein Mann, geht aggressiv auf die Gegendemonstranten zu: „Ich soll ein Nazi sein, nur weil ich hier bin?“, fragt der Mann, will sich den Protestierenden nähern, wird jedoch von der Polizei zurückgehalten.

Beisichts perfide Methoden

Wie perfide Beisichts Methoden sind, zeigt er am 13. Dezember bei seiner Haushaltsrede im Stadtrat und noch deutlicher an dem Abend Anfang Dezember: Den Kampf gegen das Impfen bringt er mit dem Freiheitskampf Nelson Mandelas in Verbindung, der gegen den rassistischen Apartheids-Staat Südafrika kämpfte und deshalb 27 Jahre in politischer Haft verbrachte. Beisicht sagt bei einer Kundgebung, es sei Zeit für den Widerstand.

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Markus Beisicht (links) im Jahr 2009

Mandela würde sich heute auf die Seite der Impfverweigerer stellen, propagiert Beisicht. In seiner Weltsicht vertragen sich solche kruden Vorstellungen nachweislich mit Hetze gegen Flüchtlinge und Muslime. Wiederholt schürte er in den vergangenen Jahren Ängste vor dem vermeintlich Fremden – nun also vor dem vermeintlich fremden Impfstoff.

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Ob auch andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der impfkritischen Versammlungen rechtsextreme Positionen vertreten, bleibt derweil völlig unklar. Ein Problem, mit einem bekannten Rechtsextremen vom Aufbruch Leverkusen, den der Verfassungsschutz in NRW eine „rechtsextremistische Splittergruppe“ nennt, haben die Menschen aber offenkundig nicht.

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