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Junge PolitikerBettina Miserius jongliert Kommunalpolitik und Vollzeit-Job

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Bettina Miserius ist seit 2018 im Leverkusener Parteivorstand der Grünen aktiv.

Leverkusen – Kommunalpolitik und ein Vollzeit-Job: „Es ist nicht einfach, das unter einen Hut zu bringen“, räumt Bettina Miserius ein. Die 30-Jährige arbeitet bei der EVL und sitzt seit Herbst für die Grünen im Stadtrat. Sie habe das am Anfang auch unterschätzt, sagt sie – und das, obwohl sie einen kulanten Arbeitgeber hat, der sie für die Ratstermine freistellt. Und dennoch fielen bis zu 15 Stunden Arbeit pro Woche an, schätzt sie.

Miserius ist seit 2015 bei den Grünen, seit 2018 ist sie im Leverkusener Parteivorstand aktiv. Der Weg in den Rat sei der „nächste konsequente Schritt“ gewesen. „Anfangs war ich überfordert“, gibt Bettina Miserius unumwunden zu: Sich in die komplexen Themen einarbeiten, man müsse die Historie verstehen, aber auch die Prozesse, wie beispielsweise solche Ratssitzungen funktionieren. „Da muss man reinwachsen“, sagt sie, hat aber mittlerweile das Gefühl, es gut gemeistert zu haben und angekommen zu sein.

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Die 30-Jährige arbeitet bei der EVL und sitzt seit Herbst für die Grünen im Stadtrat.

Nach wie vor empfindet sie Baupolitik als „unheimlich komplex“, aber auch bei der Open-Grid-Gaspipeline sei es schwierig gewesen, in das Thema reinzukommen.

Was die mittlerweile ausufernden Ratssitzungen betrifft, „durchläuft man gewisse Phasen“, sagt sie schmunzelnd. Anfangs sei man motiviert, wenn man die Tagesordnung mit teils 80 Punkten oder mehr sehe, erhalte die Motivation schon einen Dämpfer. „Es ist schon anstrengend“, vor allem, wenn man davor noch gearbeitet hat. Doch die Grünen-Fraktion hilft sich gegenseitig über diese Marathonsitzungen hinweg – und wenn es mit Süßigkeiten ist. Ja, es gebe einige Ratsherren, die einen an den Rand des Wahnsinns brächten, erklärt die 30-Jährige, die in Lützenkirchen aufgewachsen und kürzlich nach Rheindorf umgezogen ist und sich dort sehr wohl fühlt. Eine „striktere Sitzungsleitung“ würde sie sich wünschen.

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„Viel Herzblut“ von Bettina Miserius hat im Antrag der Grünen zum CO2-Minderungspfad gesteckt, der im Frühjahr angenommen wurde und mit dem die CO2-Bilanz der Stadtverwaltung besser überprüft werden soll. Die Federführung hat sie beim Antrag für ein einheitliches Mehrwegpfandsystem in der Stadt innegehabt, der auf die Tagesordnung des nächsten Ratsturnus kommen soll. Jetzt, da sie sicherer wird, möchte sie auch mehr Anträge schreiben.

Hoffen auf Normalität

Ob sich ihre Erwartungen an die Ratsarbeit erfüllt haben? Miserius überlegt: „Corona hat das Ganze nicht einfacher gemacht“, sagt sie und hofft auf eine Normalisierung. Pandemiebedingt sei es doch „mehr Zeitaufwand als gedacht“.

Und natürlich will man auch noch etwas Freizeit haben: Die 30-Jährige ist seit Kurzem wieder Mitglied eines Tanzcorps, bei den „Echten Fründen“ der Flittarder KG, trainiert wird in Langenfeld. „Politik hat Vorrang“, betont sie, hofft aber dennoch, auf die Mindestquote an Trainings zu kommen, um in der kommenden Session auch auf er Bühne stehen zu können. Bis vor knapp fünf Jahren war sie Mitglied der Mädchengarde der Altstadtfunken. Dass sie als Frau nicht offizielles Mitglied der KG werden durfte, hat sie gestört. Auch in ihrer Sprache will sie die Gleichberechtigung abbilden, der Doppelpunkt gefalle ihr dabei am meisten.

Die Fehler, die Annalena Baerbock in den vergangenen Woche gemacht hat, seien bitter, findet die studierte Sozialwissenschaftlerin. „Die hätten nicht sein müssen.“ Dennoch sei das kein Vergleich zu den Brocken, mit denen der derzeitige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet kämpft – „Stichwort Maskenskandal“. „Dagegen sind die Dinge von Baerbock Peanuts“, betont sie.

„Nach wie vor sein die Grünen die einzige Partei, die das Thema Klimaschutz ernsthaft angehen“, sagt sie.