KneipenmusikLeverkusener feierten beim zweiten Kneipen-Festival

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Die Band „Free Barbie – Kill Ken“ machte den Notenschlüssel mit ihren Coverversionen zum Puppenstübchen.

Die Band „Free Barbie – Kill Ken“ machte den Notenschlüssel mit ihren Coverversionen zum Puppenstübchen.

Leverkusen  – Vom Aussterben der Kneipenkultur war beim Anblick der prall gefüllten Straßen Opladens nichts zu merken. Am zweiten Leverkusener Kneipenfestival beteiligten sich stadtweit 32 Gaststätten, Restaurants und Bars. Die Scala Cantina öffnete ihre Terrasse und versorgte die Besucher mit sommerlichen Cocktails. Besitzer Sahba Tahershams war im Vorjahr selbst Festivalbesucher.

Die Band Coversaki heizte in der Opladener Neustadt den Gästen im Schmalztöpfchen ein.

Die Band Coversaki heizte in der Opladener Neustadt den Gästen im Schmalztöpfchen ein.

Die angenehm friedliche Stimmung habe ihn an eine milde Sommernacht in Südfrankreich erinnert: „Eine Aggressivität, wie an Karneval, war an keinem der Veranstaltungsorte zu spüren.“ Tipps für eine gelungene Cocktailparty gab ein Barkeeper. In drei Workshops, welche verteilt über den Abend stattfanden, erklärte der Gläserjongleur wie man einen Caipirinha, Gin Gin Mule und Swimmingpool zubereitet.

Die Straße wird zur Bühne

Die Augustastraße glich einem Open-Air-Gelände. Vor dem Stilbruch versammelte sich Jung und Alt, um sich bei einer Zigarette angeregt über die Qualifikation Bayer Leverkusens in die Champions League zu unterhalten. Die Fenster der Kneipen waren weit geöffnet und auch draußen wurden Lautsprecher aufgestellt. Im Schmalztöpfchen war die Lokalband Coversaki zu Gast. Vorab hatten einige Zuhörer Tische reserviert, um mit deftigem Essen eine Grundlage für den weiteren Abend zu schaffen. Inhaber Heimo Förster will die Leverkusener in der Stadt halten und denkt, dass solche Veranstaltungen dazu beitragen können: „Auch weitere Freizeitmehrwerte, wie beispielsweise ein Food-Festival, sollten vermehrt angeboten werden.“

Die Radio-Leverkusen-Truppe mit Sebastian Poullie, Chris Fisch, Jenny Weißenfels und Carmen Schmalfeldt sang auch bei Norhausen.

Die Radio-Leverkusen-Truppe mit Sebastian Poullie, Chris Fisch, Jenny Weißenfels und Carmen Schmalfeldt sang auch bei Norhausen.

Festivalbesucher Peter Krohn war aus Köln angereist und zog mit seinen Freunden durch Opladen. „Egal an welcher Kneipe wir Halt machen, kommen wir mit unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch. Nicht nur eine Vielfalt an Musik bekommt man hier geboten, sondern auch ein vielfältiges Publikum.“

Auch Radio-Leverkusen-Moderatorin Carmen Schmalfeldt war begeistert, von der Vielfalt an diesem Abend: „Die Shuttlebusse fuhren uns von einem zum anderen Stadtteil und dadurch entdeckte ich einige Juwelen. Ich war mir der Existenz vieler Lokale nicht bewusst.“ Das Festival diente den Veranstaltern auch als Werbeevent. Laut Gerhard Zech, Inhaber des Notenschlüssels, bemerken Interne deutlich, dass die Kneipenkultur ausstirbt: „Kommunikation ist in der heutigen Zeit, durch die digitale Welt, auch anderweitig möglich. Es braucht keinen Ort der Begegnung mehr.“ Am Samstagabend war das aber anders. Die Band „Free Barbie – Kill Ken“ brachte ihre Zuhörer mit Coverversionen bekannter Songs zum lautstarken Mitsingen.

Volles Haus vermeldete am Samstagabend auch der Notenschlüssel, an dem es auch Gäste an die frische Luft lockte.

Volles Haus vermeldete am Samstagabend auch der Notenschlüssel, an dem es auch Gäste an die frische Luft lockte.

Bis vor die Tür standen die Besucher, um einen Blick in den Notenschlüssel zu erhaschen. In Rheindorf hingegen steppte weniger der Bär, obwohl die Stimmung stimmte. Die Gaststätte Norhausen sang gemeinsam mit Moderatorin Carmen Schmalfeldt Lieder über die warme Jahreszeit: „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ von Rudi Carrell. Der Grund für die wenigen Besucher lag für Hagen Norhausen auf der Hand: „Wir sind der einzige Teilnehmer in Rheindorf. Die Leute fahren lieber in die Ballungsgebiete nach Opladen oder Wiesdorf, dort gibt es einfach ein breiteres Angebot“, erklärte Norhausen.

Man kennt sich, man hilft sich

Der Aussage seines befreundeten Kollegen Gerhard Zech fügte er hinzu: „In den für Kneipenbetreiber schweren Zeiten helfen wir uns gegenseitig aus. Es werden Fässer geteilt und auch wichtige Kontakte werden ausgetauscht.“ Letztes Jahr hatte die Coverband „Free Barbie – Kill Ken“ bei Norhausen gespielt, dieses Jahr war das Gitarren-Duo Nightshake zu Gast. Rick Derman und Teneja Skrget spielten eine Mischung bekannter Folk-, Pop- und Rocksongs. Von Problemen der Gastronomen bekamen die Besucher nichts mit. Auch Carmen Schmalfeldt freute sich über die zahlreichen Besucher und merkte an: „Die Leverkusener beschweren sich oft über zu wenige Angebote in der Stadt. Doch anstatt wie sonst in die Großstädte auszuweichen, bleiben dieses Wochenende alle in der Heimat.“

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