Ein erster Versuch der Amerikaner einer Invasion über Hitdorf scheiterte.
Kriegsende vor 80 JahrenDas Leverkusener Bayerwerk wurde kampflos übergeben

Der Marktplatz in Wiesdorf im Krieg
Copyright: Stadt Leverkusen
Das Kriegsende in Leverkusen und Opladen kam am 15. April 1945 über Schlebusch und Schildgen. Denn nicht vom Rhein aus, sondern übers Land eroberten die Amerikaner nach sechs Jahren Krieg nach und nach die Stadt.
Köln war schon über einen Monat vorher befreit worden, am 5. und 6. März. Einen ersten misslungenen Versuch, das heutige Leverkusen einzunehmen, unternahmen die Amerikaner in der Nacht auf den 6. April 1945. Mit Landungsbooten überquerten sie um 2 Uhr in der Nacht den Rhein; in Hitdorf versuchten sie einen Brückenkopf zu etablieren. Das gelang auch zunächst, aber schon am Abend des kommenden Tages, 7. April, mussten sie sich zurückziehen, nachdem immer mehr deutsche Soldaten zusammengezogen worden waren und den Vorstoß zunehmend heftig abwehrten.

Ein Bild aus Hitdorf im Krieg
Copyright: Repro: Ralf Krieger
Das endgültige Kriegsende für Leverkusen kündigte sich nach der Befreiung Kölns mit Granatenbeschuss der Amerikaner von der anderen Rheinseite an. Mal stärker, mal schwächer, sagt der Leverkusener Historiker Ralph Junker.
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Kriegsschäden im Hitdorfer Hafen
Copyright: Ralf Krieger
Der Manforter Pastor Krüger notierte: „Sonntag, 4.3. Beginn der Artillerietätigkeit vom linken Rheinufer her … Dienstag verheerender Artilleriebeschuss nebst vernichtenden Bombenteppichen über Bahnlinie nach Opladen, Autobahn, etc.“ Messen fanden zum Teil im Luftschutzkeller statt. Auch das Pfarrhaus von Sankt Joseph wurde ausgerechnet am Josephstag (19. März) von einer Granate getroffen. Der Pastor schreibt auch, dass Panzersperren an verschiedenen Stellen geschlossen würden. Die Aufzeichnungen dokumentierte der ehemalige Stadtdechant Dieter Froitzheim in seinem Buch „Manfort im Wandel der Zeit“.
Am Donnerstag, 12. April 1945, seien Panzer von Flittard herauf bis zu 500 Meter an die Leverkusener Stadtgrenze herangekommen. So hat es Berthold Strätling in seiner Artikelserie „Bomben-Bonzen-schwarzer Markt“ im Leverkusener Anzeiger aufgeschrieben, die im Winter 1958 erschienen ist. Sie wurde geschrieben, als es noch viele Augenzeugen gab.
Auf deutscher Seite sei es ein ständiges Kommen und Gehen von Kampf-, Volkssturm- oder SA-Truppen gewesen, also eher Chaos.
Kämpfe in Schildgen mit bösem Ergebnis
Die Amerikaner seien aber nicht direkt über die B8 nach Leverkusen hineingefahren, sie seien rechts abgebogen, um sich im Dünnwalder Wald einzuigeln.
Womöglich warteten sie dort auf andere Verbände, die von Bergisch Gladbach aus gekommen sein sollen.
Ein paar Übereifrige wollten die Amerikaner in Schildgen südlich Katterbach noch aufhalten, mit einer Panzerfaust töteten sie Männer in einem amerikanischen Sherman-Panzer. Das hatte schlimme Folgen für ihr Dorf, denn die Amerikaner ließen sich die Gegenwehr nicht gefallen und setzten ihre schweren Waffen ein. 46 Menschen starben dort: Hitlerjungen, Soldaten auf beiden Seiten und Zivilisten.
Im Bayerwerk sollen 150 Werkschutzmänner stationiert gewesen sein, die für vier Tage Proviant gehabt haben sollen.
Am Samstagabend, 14. April 1945, besetzten die US-Amerikaner „die IG“, also das weitgehend unversehrte Bayerwerk, schreibt der Manforter Pfarrer in seiner Chronik. Samstagnachmittag um 18.30 Uhr sollen die Bayer-Pförtner I und II Panzerspitzen gemeldet haben. Der Bahnhof am Rudolf-Mann-Platz sei ebenfalls schon besetzt gewesen. Im Werk sollen die Werkschutzleute ihre Waffen in die Waffenkammer gebracht haben, dann sollen die meisten nach Hause entlassen worden sein, die Aufgabe sei beendet; verräterische Armbinden, Ausweise und Mützen mit Abzeichen sollen in einen Koks-Ofen verbrannt worden sein, dazu wohl eine Menge Papiere. Das Werk soll schließlich kampflos übergeben worden sein.
Die Leverkusener Kreispolizei und die Luftschutzpolizei sollen sich nicht bereiterklärt haben, beim Barrikadenbauen zu helfen, dazu wollte die Kreispartei der NSDAP diese Polizeibehörden noch verdonnern. Womöglich war den Polizisten aber die Aussichtslosigkeit der Lage klar genug, sie sollen sich zum Teil gedrückt haben, schreibt Strätling in seiner Serie.
Ein zweiter Artikel über die Befreiung des heutigen Leverkusen durch die Amerikaner folgt.
Vortrag zum Kriegsende
Ralph Junker vom Stadtarchiv Leverkusen hält aus Anlass des Jahrestags zum Kriegsende am 8. Mai 2025 um 18 Uhr in der Villa Römer einen Vortrag zum Thema „Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs im heutigen Leverkusen.“