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UkraineZwischen Bayerwerk und Kachowka-See: Kunstprojekt verbindet Nikopol und Leverkusen

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Menschen in einem Konferenzraum

Ukrainische und deutsche Kursteilnehmer treffen zum ersten Mal persönlich aufeinander und sehen ihre Werke

Im Rahmen des internationalen Bildungsprojekts „Urban X-Change“ trafen am Donnerstag erstmals Künstlerinnen und Künstler aus Leverkusen und der ukrainischen Stadt Nikopol persönlich aufeinander.

Im Clubraum des Forums begrüßten Vertreter der Volkshochschule (VHS) Leverkusen und Oberbürgermeister Uwe Richrath die Gäste aus der Ukraine herzlich – und betonten die Bedeutung von Kunst und Begegnung in Zeiten des Krieges. „Mir ist wichtig, dass Menschen zusammenkommen und sich austauschen. Solche Aktionen helfen, miteinander zu wachsen und einander zu verstehen“, sagte Richrath in seiner Ansprache. Auch Dr. Günter Hinken, Leiter der VHS hob hervor, wie wertvoll der persönliche Kontakt und die künstlerische Zusammenarbeit seien. Die rund 20 Teilnehmenden – darunter auch die Leiterin des Zentrums für Erwachsenenbildung in Nikopol sowie eine Übersetzerin – genossen die entspannte Atmosphäre bei Kaffee, Kuchen und Wasser.

Kreativer Dialog über Grenzen hinweg

Seit Oktober 2024 ist die VHS Leverkusen Teil der zweiten Phase des Urban X-Change-Projekts von DVV International und dem Auswärtigen Amt. Gemeinsam mit dem Institut aus Nikopol wurden in beiden Städten Kunstkurse angeboten, in denen die Teilnehmenden ihre Lebensrealitäten kreativ verarbeiteten. Zwischen März und Juni fanden in Leverkusen und Nikopol jeweils ein Mal- und ein Fotografiekurs statt. In zwei Videokonferenzen tauschten sich die Kursteilnehmenden über ihre Werke aus, bevor nun die Delegation aus Nikopol zum Abschluss des Projekts nach Leverkusen reiste. Das diesjährige Thema „CityImages“ schuf Raum für einen künstlerischen Dialog über geografische und politische Grenzen hinweg. Ursprünglich war geplant, deutsch-ukrainische Künstlerpaare zu bilden und ihre Werke zu kombinieren. Doch die Vielfalt und Einzigartigkeit der Arbeiten führten zu einer anderen Präsentation: Über 100 Bilder und Fotografien erzählen nun von den unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen der Teilnehmenden.

Es war unvorstellbar, über Nacht das Wichtigste im Leben zu verlieren.
Olha Pastushok, eine ukrainische Teilnehmerin

Die ersten präsentierten Werke spiegelten die Lebenswirklichkeit in beiden Städten wider. Ein Gemälde zeigte eine der größten Fabriken in Nikopol, ein Foto das Bayerwerk in Leverkusen. Die ukrainischen Künstler verarbeiteten in ihren Bildern viele Erinnerungen an ihre frühere Heimat – etwa das Theater von Nikopol oder einen der ältesten Bäume der Stadt, der durch russische Bomben zerstört wurde. „Das Mädchen im lila Kleid, das den Baum umarmt, steht für Schutz und Hoffnung auf neues Leben“, erklärte eine Teilnehmerin. Besonders bewegend waren die Schilderungen zur Zerstörung des Kachowka-Sees, der für Nikopol einst eine wichtige Wasserquelle war. „Wir mussten uns das Wasser mit den Nachbarn teilen“, berichtete Olha Pastushok, eine ukrainische Teilnehmerin. „Es war unvorstellbar, über Nacht das Wichtigste im Leben zu verlieren.“ Die Auswirkungen des Krieges auf das Stadtbild und das tägliche Leben wurden in den Werken eindrucksvoll sichtbar.

Gemeinschaft und Hoffnung

Die künstlerische Begegnung wurde von viel Applaus und regem Austausch begleitet. Die Gäste aus Nikopol zeigten sich beeindruckt von der Offenheit und Vielfalt in Leverkusen, wo Menschen aus 150 Nationen friedlich zusammenleben. 

Die Projektleiterin von DVV International, Lisa Wanke, konnte zwar nicht persönlich anwesend sein, wird aber beim Europafest am Sonntag dabei sein, wo die Werke der Teilnehmenden noch einmal der Öffentlichkeit präsentiert werden.