Das in der EU seit 2021 verbotene Pestizid Cyproconazol wurde massenhaft nachgewiesen.
KläranlageWieder Ärger um Rückstände im Rhein bei Leverkusen

Aus dem Currenta-Klärwerk ist ein Pestizid in den Rhein gelangt. Das sorgt für Ärger.
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Seit vier Jahren ist das Pestizid in der EU verboten. Trotzdem ist es zuletzt in großen Mengen im Rhein gefunden worden: Die Konzentration von Cyproconazol lag ausweislich neuer Daten des nordrhein-westfälischen Wasser-Informationssystems Elwas an zwei Tagen bei 2,9, beziehungsweise 4,4 µg pro Liter Abwasser. Das war dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland aufgefallen; die Organisation hat deshalb eine Anfrage bei Regierungspräsident Thomas Wilk gestellt. Die Belastung gehe auf Einleitungen aus der Bürriger Kläranlage von Currenta zurück.
Das Unternehmen erklärt die Gewässerbelastung so: Cyproconazol dürfe zwar in der Europäischen Union nicht mehr vertrieben werden. Die Herstellung sei aber weiterhin erlaubt, ebenso der Export in andere Staaten. Insofern entspreche die Einleitung den Gesetzen. Zudem schaffe das öffentlich zugängliche Wasser-Informationssystem Transparenz.
Grüne wollen Auskunft von Landesbehörde
Anders als der BUND wenden sich Leverkusens Grüne an das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima und dessen Präsidentin Elke Reichert. Am Montag forderte die Ratsfraktion eine „umfassende Stellungnahme“ des Amtes. Denn „Cyproconazol ist nicht nur für Wasserpflanzen und -tiere extrem schädlich, sondern kann laut dem Gefahrstoffinformationssystem Gestis auch Leberschäden verursachen und die Entwicklung von Kindern im Mutterleib beeinträchtigen.“
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Es ist nicht hinnehmbar, dass hunderte Kilogramm eines hochgefährlichen, in der EU verbotenen Pestizids, weiterhin in unser Rheinwasser gelangen
Für die Fraktionsvorsitzende Claudia Wiese ist es „nicht hinnehmbar, dass hunderte Kilogramm eines hochgefährlichen, in der EU verbotenen Pestizids, weiterhin in unser Rheinwasser gelangen. Die Bevölkerung hat ein Recht auf effektiven Schutz vor Stoffen, die nachweislich Wasserorganismen schädigen und auch für den Menschen gefährlich sein können.“
Das Lanuk solle Antworten geben, „wie solche Umweltbelastungen künftig verhindert werden können.“ Sven Weiss, OB-Kandidat der Grünen, ergänzt: „Der Schutz von Umwelt und Gesundheit muss oberste Priorität haben. Es darf nicht sein, dass in Leverkusen ein Stoff in den Rhein gelangt, der in Europa aus gutem Grund verboten ist. Wir wollen konkrete Messwerte erfahren und wissen, wie das Lanuk NRW die Umwelt- und Gesundheitsrisiken bewertet.“ Das Amt solle auch Auskunft geben, wie die Einleitung trotz EU-Verbot künftig unterbunden und die Bevölkerung über die Gefahren informiert wird.