Kunst in LeverkusenEin Hexenhaus ist die neue Attraktion am Schloss Morsbroich

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Windschief fügt sich das Hexenhaus gut in den Schlossgarten ein.

Leverkusen – Ein Hexenhaus mit Schlossblick, das entspricht wohl dem Traumhaus der ein oder anderen Hexe. Seit Sonntag bietet eine kleine, windschiefe Hütte auf Leverkusener Grund wohnungssuchenden Zauberinnen offiziell einen neuen Zufluchtsort, denn der Morsbroicher Skulpturenpark ist um ein Kunstwerk reicher.

Mark Dion: „Witches’ Cottage“ für eine rheinische Hexe

Nur einen Steinwurf weit vom Schloss entfernt steht gleich am Wasser das „Witches’ Cottage“ von Mark Dion, das am Wochenende in Anwesenheit des US-amerikanischen Künstlers feierlich eingeweiht wurde.

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Wie bei einer rheinischen Hexe zu Hause soll es im Innern aussehen.

Das Hexenhäuschen mit einer Veranda, deren Vordach von knorrigen Baumstämmen gestützt wird, scheint wie aus einer vergangenen Zeit, fügt sich nahtlos etwas versteckt zwischen Bäumen in das Gesamtbild des Schlossgartens ein, so als stünde es schon immer dort. Bei dem Bau handelt es sich um ein „Folly“, angelehnt an exzentrische Zierbauten, wie man sie vor allem in Landschaftsgärten des englischen Adels findet.

Dabei ist der Wohnraum für eine potenzielle magische Mieterin eher klein und einfach gestaltet. Hexen aus dem Rheinland müssten sich jedoch wohlfühlen können, die Regale sind gefüllt mit allerlei Naturkundlichem aus der Region, denn genau für diese guten Hexen hat Dion das Häuschen ausgelegt.

Kurator Fritz Emslander: „Ein neues Highlight“

Neben märchenhaften Vorstellungen rund um Hexen bietet die Installation Raum für ernstere Assoziationen und Lesarten: die Situation der Frau im Laufe der Zeit, Hexenverfolgung als Mittel zur Unterdrückung von Frauen, Rolle der Kräuterheilkunde in der heutigen Medizin, Hexerei in der Gegenwart – das sind nur einige Gedanken, die das Häuschen aufkommen lässt. Denn es ist kein Denkmal, sondern Diskurspunkt und soll dazu anregen, das historische und eigene Bild von Hexen zu hinterfragen, betont Kurator Fritz Emslander.

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Von Künstler Mark Dion stammt das „Witches’ Cottage“.

Künstler Mark Dion erläutert genauer, dass sein Hauptinteresse bei seinen Arbeiten immer darin besteht, das Verständnis und den Umgang mit der Natur zu beleuchten, um zu verdeutlichen, dass Wissenschaft nicht die einzige Perspektive eröffnet. Emslander ist begeistert von dem Kunstwerk: „Es ist ein neues Highlight für den Skulpturenpark. Es ist immer zugänglich, eng verschränkt mit dem Museum und erweitert es nach außen.“

Museum Morsbroich: Am besten abends auf der Spur der Hexen

Sein Geheimtipp: Am besten begibt man sich am späten Nachmittag oder Abend auf die Spuren der Hexen, denn dann ist es bei brennendem Kamin besonders atmosphärisch, wenn man einen heimlichen Blick durch die Fensterscheiben des „Witches’ Cottage“ wirft. Ein QR-Code auf einer Tafel eröffnet Interessierten nach dem Scannen Informationen über das Werk.

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Das Hexenhaus steht Besucherinnen und Besuchern offen.

Von der Entwurfszeichnung bis zum mystischen Hexenhaus war es ein langer Weg. Sieben Jahre hat das speziell für den Schlosspark des Museums Morsbroich entwickelte Projekt von der Idee bis zur Realisierung gebraucht. Daher konnten Besucherinnen und Besucher es an diesem Wochenende wohl kaum erwarten. Der Andrang beim Festakt im Spiegelsaal war so groß, dass noch reichlich Stühle vor dem Beginn der Grußworte nachträglich aufgebaut werden mussten.

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Museumsdirektor Jörg van den Berg ist stolz auf den Zuwachs im Skulpturenpark. Für ihn ist es ein wichtiger Beitrag, um den Schlosspark wieder aufleben zu lassen: „Es ist ein Objekt, das jeder sehen kann, ohne Eintritt zu zahlen. Alle sind eingeladen.“

Die ehrenamtlichen Freundinnen des Schloss Morsbroich finanzierten mit ihren Verkaufsgewinnen aus dem Museumsshop und einem Zuschuss vom Landschaftsverband Rheinland die Installation. Es ist das dritte Kunstobjekt mit Ortsbezug, mit der die heute 30 Ehrenamtlerinnen die Außenanlage des Museums bereichern. Der Kontakt zum bildenden Künstler Dion kam zuvor zustande durch die Ausstellung zum Thema „Jäger und Sammler“, die 2014 im Museum Morsbroich gezeigt worden war und zu dem der Künstler eine Jagdhütte als Leihgabe beigesteuert hatte, die damals schon ein Publikumsmagnet gewesen sein soll.

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