IHK fördert BerufsorientierungAuszubildende werden zu Botschaftern für Karrierewege

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Mitwirkende der Initative „AusbildungsbotschafterInnen“ von links: Christina Sampl, Melanie Berlau, Brandon Ige, Thorsten Wolff, Arne Vignold, Johanna Merten, Daniel Lehmann.

Mitwirkende der Initative „AusbildungsbotschafterInnen“ von links: Christina Sampl, Melanie Berlau, Brandon Ige, Thorsten Wolff, Arne Vignold, Johanna Merten, Daniel Lehmann.

Drei Auszubildende aus Leverkusen haben sich bei der IHK zu „Ausbildungsbotschaftern“ fortgebildet. In Schulen kommt das gut an.

Es ist meistens eine zähe und nicht unbedingt einfach Angelegenheit, Schülerinnen und Schüler mit Ausbildung und Zukunft zu konfrontieren. „Wenn wir als Lehrer anfangen über Berufsberatung zu reden, wirkt das immer nur sehr moralisierend. Auszubildende sind da nicht nur alterstechnisch näher dran“, erklärt Arne Vignold, der an der Leverkusener Sekundarschule unterrichtet.

Aus diesem Grund wandte er sich an die Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln, die laut eigenem Wortlaut seit mehreren Jahren versucht, „Ausbildungsmarketing im großen Stil“ zu betreiben. Christina Sampl koordiniert gemeinsam mit ihrer Kollegin die „AusbildungsbotschafterInnen“ - Initative, bei der 150 Auszubildende aus 35 verschiedenen Berufen mitwirken.

Eine eintägigen Schulung bei der IHK soll den Auszubildenden in aller Kürze Vermittlungskompetenzen vor den Schulklassen beibringen. Brandon Ige, angehender Medienkaufmann im zweiten Lehrjahr beim Leverkusener Pressevertreiber Qtrado, hat seine eigene Art gefunden: „Ich suche mir immer die Schüler aus, die am gelangweiltesten aussehen und frage, was sie werden möchten. Dann sind sie erst mal wach und wir können anfangen, darüber zu reden.“

Fünf Leverkusener Unternehmen stellen Botschafter

Der 27-jährige hat selbst ein Ingenieursstudium abgebrochen, weil er sich gegenüber Kommilitonen, die bereits eine Ausbildung gemacht haben, benachteiligt gefühlt hatte. „Unsere Ausbildungsbotschafter erzählen meistens von ihrem eigenem Findungsweg, der auch nicht immer geradlinig verlief“, sagt Koordinatorin Christina Sampl.

Auch Melanie Berlau, ebenfalls Auszubildende bei Qtrado, meldete sich für die Initative, weil sie zu ihrer Schulzeit gern gewusst hätte, „dass es eben nicht normal ist, dass man mit sechs Jahren schon weiß, was man werden will.“

In Leverkusen stellen aktuell fünf lokale Unternehmen – hauptsächlich aus dem kaufmännischen Bereich – Ausbildungsbotschafter bereit, die in Schulen oder auf Messen eingesetzt werden können. Die seit 2015 bestehende Initiative ist im Kölner Stadtgebiet bereits stark vertreten, in Leverkusen „muss sie sich noch bisschen etablieren“, sagt Koordinatorin Sampl. Ziel sei es, für verschiedenste Berufsbilder und Karrierewege zu werben.

„Die meisten Abiturienten meinen, dass sie ein Studium angehen müssen. Dass eine gute und fundierte Ausbildung aber ein Startschuss für mehr sein kann, haben die meisten gar nicht auf dem Schirm“, sagt Daniel Lehmann, Ausbildungsleiter bei der Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL).

WGL-Auszubildende Johanna Merten war ebenfalls „relativ planlos“ nach ihrem Abitur: „Ich habe erst spät die Vorteile einer Ausbildung und die Weiterbildungsmöglichkeiten gesehen. Ich hoffe, dass ich das als Botschafterin auch an die Schülerinnen und Schüler weitergeben kann.“

Die Motivation von Brandon, Melanie und Johanna besteht nicht nur darin, eine Urkunde für ihr Engagement zu bekommen. Sie haben bereits ihre eigenen Erfahrungen gemacht, wie schwer die Berufsorientierung bei mangelnder Information ist. „Aus Lehrersicht hoffe ich, dass wir den Schülerinnen und Schülern so  Entscheidungskompetenz beibringen und sie auf vielfältige Weise motivieren können“, sagt Arne Vignold.

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