PflegeWorauf die Awo Leverkusen bei der Ausbildung Wert legt

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Michaela Wetzel ist seit 2020 Ausbildungskoordinatorin im Awo-Seniorenzentrum in Schlebusch.

Michaela Wetzel ist seit 2020 Ausbildungskoordinatorin im Awo-Seniorenzentrum in Schlebusch.

Eine angehende Leverkusener Pflegerin und ihre Ausbildungskoordinatorin berichten über ihren Beruf. Hohe Standards sind entscheidend.

Die romantische Vorstellung, dass viele Beschäftigte in der Pflege in ihrem Job eine Berufung finden, kann Michaela Wetzel nicht mehr hören. Die Ausbildungskoordinatorin und examinierte Altenpflegerin im Schlebuscher Awo-Seniorenzentrum wünscht sich stattdessen, als Pflegekraft ernst genommen zu werden – von Ärzten, Psychologen und Angehörigen.

„Das ist zwar mein Beruf, den habe ich mir ausgesucht und der ist sehr schön. Aber wir sollten uns nicht für andere aufopfern. Da muss man auch eine Distanz schaffen, sonst gehen wir Pflegende daran kaputt. Davon hat dann auch niemand etwas“, sagt Wetzel.

Ein besonderes Anliegen ist ihr, den Auszubildenden so gut es geht beizubringen, die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen. Dass das nicht immer so einfach ist, hat Elif bereits verstanden. Die 23-Jährige ist im dritten Jahr ihrer Pflegeausbildung. „Am Anfang hat mich das alles noch sehr beschäftigt, mittlerweile kann ich das aber gut voneinander trennen. Heute musste ich einer Angehörigen mitteilen, dass ein Bewohner verstorben ist. Das war schon ein sehr harter Moment, aber das gehört zum Beruf“, berichtet Elif.

Pflegeausbildung: Awo priorisiert faire Arbeitsbedingungen

Im Schlebuscher Seniorenzentrum arbeiten derzeit 16 Auszubildende auf drei Lehrjahre verteilt. Für den kommenden Einstellungstermin im Oktober hat Michaela Wetzel bisher eine feste Zusage. „Wir hätten gerne drei Auszubildende pro Lehrjahr, aber das kann auch noch sehr spontan so passieren“, sagt sie.

Die Auszubildenden sind über alle Altersgruppen verteilt, in der Pflege sei das sehr üblich. Zusätzlich sei „ein bisschen mehr Lebenserfahrung manchmal auch sehr hilfreich.“ Michaela Wetzel hat selbst erst mit 30 Jahren zur Pflege gefunden, arbeitete dann einige Jahre auf der Station, bevor sie sich dann 2020 der Ausbildungskoordination widmete.

Ein bisschen mehr Lebenserfahrung ist manchmal auch sehr hilfreich.
Michaela Wetzel, Ausbildungskoordinatorin

„Im ersten Kontakt haben die meisten zuerst einmal Berührungsängste mit dem Pflegeberuf. Deshalb kommen die Bewerbungen für Praktika auch meistens erst drei bis vier Wochen, nachdem wir auf Messen oder ähnlichem mit den Leuten gesprochen haben. Das muss scheinbar erst mal ein bisschen sacken, bis sich die Leute dann an die Pflege herantrauen“, sagt Wetzel.

Alle angehenden Auszubildenden machen zunächst ein zweiwöchiges Praktikum. Danach können sie sich entscheiden, ob sie die Ausbildung angehen wollen. „Wir wollen, dass die Auszubildenden in Ruhe ankommen können. Deshalb machen sie auch im ersten Jahr noch keine Wochenenddienste und sollen möglichst keine Überstunden machen. Wir sind deshalb stark hinterher, dass diese sofort wieder abgebaut werden, wenn es gar nicht anders geht“, sagt Wetzel.

Leverkusener Auszubildende weiß mit Demenzkranken umzugehen

Elif fühlt sich bei der Awo gut aufgehoben. Sie hat drei Praxisanleiter, an die sie sich jederzeit wenden kann. Auch das Fortbildungsangebot gefällt ihr. Und sie bestätigt, dass die Stationsleitung bei den Auszubildenden auf Überstunden und Ausgleichstage achtet.

Die Probleme von Überbeanspruchung, Personalmangel und Konkurrenz durch Zeitarbeitsfirmen scheinen in den Reihen der Auszubildenden noch nicht präsent zu sein. Elif hat ihre Stärken im Umgang mit Demenzkranken gefunden. Dabei sei es wichtig, zu verstehen: „Was hat dieser Mensch erlebt? Was hat ihn dazu gebracht, wo er heute ist? Demente Bewohner muss man nochmal geduldiger behandeln und darauf achten, dass sie in ihrem Kopf vielleicht eine andere Realität haben, als  wir sie sehen.“

Für Michaela Wetzel ist klar: Der Pflegeberuf hat noch einen weiten Weg vor sich, bevor der Einfluss von Berührungsängsten und Klischees nachlassen wird. Sie hält zwar wenig von der „Berufung zur Pflege“, ist aber der Meinung, dass Pflege nicht für jeden die passende Profession ist. „Das kann auch nicht jeder, das ist ja ganz normal. Aber wenn man sich dafür interessiert, dann sollte man es ernst damit meinen, dass die Menschen gepflegt aussehen und sich auch so fühlen können.“

Weitere Informationen zur Ausbildung in der Pflege: https://awoleverkusen.de/ausbildung-pflegefachmann-pflegefachfrau-pflegefachkraft/

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