Vier Jahre Bauzeit und 91 Millionen D-Mark hatte das Bauwerk gekostet, der Autobahnausbau insgesamt 167,3 Millionen Mark.
Eröffnung vor 60 JahrenWie Leverkusen seit Jahrzehnten mit der Autobahnbrücke lebt

Der letzte Rest der vor 60 Jahren eingeweihten Leverkusener Brücke ist das Widerlager auf der Leverkusener Seite. Es wird abgebrochen.
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Vor genau 60 Jahren wurde die erste Leverkusener Autobahnbrücke eröffnet. Vier Jahre Bauzeit und 91 Millionen D-Mark hatte das Bauwerk gekostet, der Autobahnausbau insgesamt 167,3 Millionen Mark. Inklusive der Stelze, die auf besonderen Wunsch der Stadt bebaut wurde – statt eines Erddamms. Die Mehrkosten für die Stelze trug übrigens die damals äußerst vermögende Stadt Leverkusen, nicht der Bund, wie auch die Baukosten für den Radweg, den sie sich mit Köln teilte.

„Leverkusener Anzeiger“, der Titel zur Eröffnung der Brücke
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„Seit gestern eine Brücke zum Nachbarn“ titelte 1965 der „Kölner Stadt-Anzeiger“. Parallel hatte man die Kölner Zoobrücke errichtet. Bayer hatte von Anfang an viel mit der Autobahnbrücke zu tun: „Kölnisch Blau“ (Produktbezeichnung Bayer-Piment Lichtblau 100) nannte sich die Farbe, mit der die Leverkusener Brücke, die – zufällig oder nicht – aus dem Hause Bayer stammte, genau wie die rutschfeste Beschichtung der Fahrbahn. Die Leverkusener Brücke war die erste in Blau. Bundesverkehrsminister Seebohm, der den Überweg gemeinsam mit Kardinal Frings eröffnete, war ein Neffe Carl Duisbergs, was in Leverkusen gut ankam. Diese Brücke sei ein Stück, das zur Krönung des Lebenswerks seines Onkels, Carl Duisbergs, beitrage, sagte er.
Das Band zerschnitten damals der nahezu erblindete Kardinal Frings und der Kölner Superintendent Hans Encke mit dem Minister. Damals wie heute durften Oberbürgermeister da nicht mitmachen. Mit der Freigabe erklärte Bayer das Werk Dormagen zum Investitionsschwerpunkt. Man komme dorthin jetzt mit dem Kurierfahrzeug von Leverkusen aus schneller hin, als man mit dem Fahrrad innerhalb des Leverkusener Werks an manche Stelle gelange, so die euphorische Aussage eines Bayer-Direktors in einem Artikel im „Leverkusener Anzeiger“ vom 25. Juni 1965. In Dormagen wurde schon heftig gebaut. „Wie ein riesiges Goldgräberfeld“ erschien dem Reporter die Gegend, wo Betriebe „in Hinblick auf Abluft und Abwasser“ besser untergebracht seien als im Leverkusener Werk.
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Bei der Frage Tunnel oder Brücke mischten sich Lobbyisten der chemischen Industrie ein. Die Rheinbrücke war, wie die Stelze und die A3 in Leverkusen, mit einer Lampenkette in der Fahrbahnmitte beleuchtet, erst 2010 schaltete man die ab – auf beleuchteten Autobahnen fährt man sicherer als auf dunklen. Aber auch schneller, sodass Licht keinen Einfluss auf die Unfallzahlen habe, so eine Erkenntnis damals.
Verfallserscheinungen zeigten sich bald. 1973 bekam die neue Beschichtung der Fahrbahn Risse, man tauschte sie 1977 aus. Das Todesurteil der Brücke wurde 1986 gesprochen, als man die Standspuren für die Lkw freigab, nach etwas über zwei Jahrzehnten war dadurch der Stahl so durchgewalkt, dass sich an vielen Ecken Risse bildeten. Der Rest ist bekannt.
Bis zur Eröffnung am 5. Juli 1965 endete die Autobahn aus dem Bergischen am Kreuz Leverkusen. Immer schon zeigten sich die Schattenseiten des Lebens mit der Autobahn: Im Juni, also noch vor der Brückenöffnung berichtete der „Leverkusener Anzeiger“ über steigende Unfallzahlen auf der „Bergischen Autobahn“, auf der A1 zwischen Leverkusen und Wermelskirchen. Und es dauerte nicht mal einen Monat, bis den ersten lärmgeplagten Leverkusener Anwohner an die Öffentlichkeit gingen: „Unerträglich!“ Schnelle Autos sind laut, besonders bei nassen Straßen und Lärmschutzwände wurden erst später nachgerüstet.