Es gibt in Leverkusen noch sechs Weltkriegsbunker.
Tour durch OpladenDiese Weltkriegsbunker gibt es noch in Leverkusen
Tausende Bomben fielen am 28. Dezember 1945 auf große Teile von Opladen, als 320 Bomber 25 Minuten lang den Leverkusener Stadtteil ins Visier nahmen. Überwiegend kamen dabei Zwangsarbeiter ums Leben, der große Teil der Bevölkerung fand Schutz in einem der Luftschutzbunker. Roland Schaper vom Gastführer Verein entführte jetzt auf einen Spaziergang in die Welt der sechs noch bestehenden Weltkriegsbunker in Opladen.
Egal ob großer Hochbunker oder kleiner Einmannbunker: Die massiven Betonbauwerke sind Zeugen der dunkelsten Geschichte – heute wird ihnen zum Beispiel durch kulturelle Nutzung eine neue Seele eingehaucht. Der Experte erklärt: „Früh erkannte man nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, dass die Zivilbevölkerung insbesondere vor Luftangriffen nicht ausreichend geschützt ist.“
So gab es 1940 einen sogenannten „Führer-Soforterlass“, der den Bunkerbau in einundsechzig deutschen Großstädten anordnete – darunter auch Leverkusen. Denn die Stadt sei als Heimat der IG Farben – heute Bayer – ein besonderes Ziel für Bombenangriffe gewesen. So entstanden in der Karlstaße, Im Kreuzbruch, am Max-Holthusen-Platz, in der Bahnhofsstraße und an der Himmelsleiter Kolosse aus Stahlbeton mit bis zu zwei Meter dicken Wänden und Decken.
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Schapers Reise in die Vergangenheit beginnt im Garten des Restaurants Gallodini in der Werkstättenstraße der neuen Bahnstadt. „Freigelegt ist hier ein Einmannbunker“, erklärt Schaper, „eine in Fertigbauweise errichtete kleine Kapsel, in der ein Mensch Schutz finden konnte“. Diese sei für den diensthabenden Pförtner des Reichsbahnausbesserungswerks gedacht gewesen. „Dann gab es für die Arbeiter hier noch viele weitere Schutzräume, diese wurden allerdings sonst alle beim Bau der neuen Bahnstadt abgerissen und überbaut“, so der Gastführer.
„Im Kreuzbruch steigt aus der schönen Siedlung ein Klotz aus Stahlbeton empor“, sagt Schapers und biegt mit der Gruppe in einen unscheinbaren Hinterhof ab. Der zweigeschossige Hochbunker aus dem Jahre 1944 sollte die Nachbarschaft hier mit seinen 270 Liegestellen und 70 Sitzplätzen schützen. Fast eine halbe Million Reichsmark habe der Bau damals gekostet. Schapers verdeutlicht, was hier so besonders ist: „Dieser Bunker ist nie entfestigt worden und ist im Inneren immer noch gut erhalten.“ Zuletzt sei dieser mit einer modernen Lüftung aufgerüstet worden, da die Wohnungsgenossenschaft ihn als Lager nutze.
Der größte Bunker Leverkusens ist der bekannte „Künstlerbunker“ in der Karlstraße. Prominent überragt dieser Opladens Dächer, stellt Schapers von der Bahnhofsbrücke aus fest: „In der Zeit als dieser errichtet wurde, sei es üblich gewesen, dafür private Architekten zu engagieren. So ist jeder dieser Bunker ein Unikat mit einem eigenen Konzept.“ Der „Künstlerbunker“ zum Beispiel sollte von außen aussehen wie eine Kirche und somit aus der Luft getarnt sein. Das Spitz- und Satteldach dazu wurde jedoch nie realisiert, weil Baumaterialien knapp waren. „Auf dem Dach stand später dann stattdessen Weihnachten immer ein großer Christbaum“, erinnert sich ein älterer Herr, der an der Führung teilnimmt.
Wie der Name schon vermuten lässt ist, der „Künstlerbunker“ ein leuchtendes Beispiel für eine erfolgreiche Neunutzung: Künstlervereinigung, Studiobühne und Junges Theater machen ihn zu einem wichtigen Kulturort für die Stadt.
Mehrmals im Jahr bieten die Leverkusener Gästeführerinnen und Gästeführer unter anderem öffentliche Bunker-Touren an. Termine findet man online. Die Tour kann auch selbständig mit dem Smartphone erlebt werden. Hier warten zahlreiche Audios von Zeitzeugen an den verschiedenen Stationen.