AusstellungJunge und hoch spannenden Kunst in Opladen

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Junge Künstler stehen zusammen.

Ein neuer, nicht routinierter Blick auf die Kunst: Die Ausstellung „Serenade“ im Künstlerbunker wird bestritten von jungen Studierenden an Kunstakademien und -hochschulen.

In der Galerie des Künstlerbunkers Opladen präsentieren Nachwuchskünstlerinnen und -künstler ihre Arbeiten. 

Es kommt durchaus nicht selten vor, dass von alteingesessenen und gesetzten Künstlerinnen und Künstlern bestrittene Ausstellungen ein gewisses Maß an Langeweile versprühen und kreativ eher durchschnittlich daherkommen. Beziehungsweise: Dass dies von den Betrachtenden so gesehen und empfunden wird. Alles schonmal da gewesen. Alles gefühlt bekannt. Solide statt schön. Leidlich interessant statt außergewöhnlich. Die Ausstellung, die am kommenden Samstag, 16. Dezember, im Künstlerbunker an der Karlstraße gezeigt wird und zu einer Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Serenade“ gehört, ist indes anders gestrickt. Sie zeigt – sicherlich auch dem jungen Alter der Akteurinnen und Akteure geschuldet – mitunter aufregende, aktuelle, spannende Positionen. Positionen eben, wie sie von noch Studierenden an Kunstakademien und Kunsthochschulen im besten Falle eingebracht werden. 

Wunderbare Facetten in der Galerie

Katharina Meierjohann, eine der zwar schon arrivierten aber auch jüngsten Künstlerinnen des Vereins „Künstlerbunker“ in Opladen mit eigenem Atelier in selbigem Gebäude, organisiert diese „Serenade“ zum vierten Mal, mischt dabei einen Abend lang Kunst mit Musik – am 16.12. durch ein DJ-Set – und szenischen Stücken in der Galerie, gezeigt vom benachbarten Jungen Theater Leverkusen. Und sie suchte sich einmal mehr eine Gruppe von jungen Kreativen aus, die der bildenden Kunst mitunter wunderbare Facetten bescheren.

Da ist etwa Daniel Becker, Künstlername BEQS, der Fotos von Leverkusener Orten schoss – Forum, Bunker, Veraltungsgebäude am Goetheplatz – und diese dann per Miniatur-Farbrolle zu Street-Art-Kulissen machte. Ein Blick auf traditionelle Gebäude durch die Brille eines Genres, das mehr und mehr Anerkennung findet. Kim Kurth wiederum beschäftigt sich auf multimediale Art mit all dem, was Menschen prägen kann – im Guten wie im Schlechten. Auf einem Laptop flirrt ihr Video, das sie aus Aufnahmen ihres Alltags zusammengesetzt hat. Drei Wochen lang, sagt sie, sei sie mit der Kamera um den Hals durch die Welt gegangen, von morgens bis abends, und habe am Ende all das eingefangen, was im Laufe dieser Zeit auf sie einprasselte. Das Ziel: Eine Meapher zu schaffen für den Stress, der sich tagtäglich in so ein Leben frisst und der gut oder schlecht und am Ende auch mal einfach zu viel sein kann. Hinzu kommen eindringliche Fotografien eines Menschen, der früher zu den Zeugen Jehovas gehörte und nach seinem Ausstieg, isoliert von der alten Welt und vollkommen einsam in der neuen, mit Kim Kurth sprach. Seine Verzweiflung, sein innerer Kampf um Sinn, sein Alleingelassensein ist sichtbar. Und somit eindringlich.

Eindringliche Arbeiten zum Thema Rassimus

Und eindringlich sind auch die Arbeiten von Livana Wilberts und Carina Werker. Livana Wilberts – die Mutter Deutsche, der Vater aus Südafrika – hat den Alltagsrassismus, dem sie stetig ausgesetzt ist in einer Installation sichtbar gemacht: Auf  langen Stoffbahnen, die von der Decke der Bunker-Galerie herunterhängen, stehen jene Sätze, die so oft so unbedacht ihr gegenüber geäußert werden: „Stell doch nicht so an!" „Ich hätte gerne deine Hautfarbe!“ „Sie sprechen aber gut Deutsch“ „Wo kommen sie denn her?“ Daneben hängen zwei Acrylbilder, die Eigenporträts zeigen und das Gesicht eines Menschen offenbaren, der zwischen den Dingen, den Sphären zu changieren scheint. Intimer geht es kaum. Bei Carina Werker wiederum spielt die Beziehung zur eigenen Mutter eine große motivische Rolle: Die ist nämlich taub und hat gemeinsam mit ihrer Tochter quasi Hörprotokolle erstellt: Farben stehen für Töne und Geräusche, die mal laut (Tochter) und mal verschwindend leise sein können (Mutter), der die Mutter zudem quälende Tinnitus ist rot gezeichnet und allgegenwärtig im Leben wie auf der Leinwand. Und am Ende steht ein Gegensatz aus diffusen, wild gemischten Farbspielen und beinahe geordnet, systemischen Farbstrukturen, die die sich voneinander vollkommen  unterscheidenden Welten zweier eng miteinander verbundener Menschen wiedergeben.

Die Teilnehmenden der „Serenade“ studieren allesamt an Kunstakademien oder Kundthochschulen wie etwa in Düsseldorf, Köln oder Karlsruhe. Sie widmen sich der Malerei, der politischen Kunst, dem Mediendesign und anderen Disziplinen. Und sie liefern im Künstlerbunker eine Ausstellung, die mit einem Abend (18 bis 23 Uhr)  letztlich viel zu kurz und knapp bemessen und daher umso dringender sehenswert ist.

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