Kurt-Lorenz-PreisDer Leverkusener Literaturvermittler Manfred Gottschalk wird gewürdigt

Lesezeit 3 Minuten
Manfred Gottschalk mit OB Uwe Richrath, Roswitha Arnold und Laudator Denis Scheck im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich.

Der Preisträger Manfred Gottschalk wird umrahmt von Uwe Richrath und Roswitha Arnold. Laudator Denis Scheck (links) macht schon mal ein Foto.

Literatur kann Leben verändern. Dafür braucht es Leute wie den Buchhändler und Erfinder der Reihe „Museum Litterale“.

Das Diktum dieses strahlenden Herbst-Sonntagvormittags kam natürlich vom Laudator – das war ja auch so vorgesehen: Denis Scheck verglich den Buchhändler mit einem Heiratsvermittler. Nur, dass der eben nicht Frauen und Männer zusammenbringt, die er für passend erachtet, sondern Frauen oder Männer und Bücher. Da hätten Leute wie er, sagte Literaturkritiker Scheck, und Literaturhändler eine bedeutende Gemeinsamkeit. 

Manfred Gottschalk ist noch in einem weiteren Feld Vermittler von Literatur. Und das hatte für die Jury, die den Kurt-Lorenz-Preis vergibt und ihm am Sonntag verlieh, eine womöglich noch größere Bedeutung: Er ist Erfinder der Reihe „Museum Litterale“, in der wiederum „Bücher und andere Musen“ zusammenkommen, wie Gottschalk seine Schöpfung im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich beschrieb. In dem blieb kaum ein Platz frei. Lauter Leute, die Spaß an Literatur und Musik haben. Und die an diesem Sonntag auf ihre Kosten kamen. Zu diesem Kreis zählt in jedem Fall auch der Oberbürgermeister. Uwe Richrath war nicht nur als Grußwort-Sprecher gekommen, sondern als Genießer von Literatur und ihrer am liebsten geistreichen Vermittlung.   

LSD oder Zen – weniger geht nicht

Die besorgte Denis Scheck, indem er seinen Anspruch an Bücher maximal formulierte. „Ich will auf so sublime Art missioniert werden, dass ich es nicht merke“, lautete ein Wunsch. Oder dass ihn ein Buch so gelassen mache wie einen Zen-Mönch. Oder, ganz im Gegenteil, einem LSD-Trip gleich kommt. Um das alles zu erreichen, brauche er einen Vermittler, einen Tipp-Geber, unterstrich Scheck: „Wenn ich wüsste, was ich suche, würde ich in keine Buchhandlung, sondern ins Internet gehen.“  

In Leverkusen könnte er nicht nur in die seit nunmehr 77 Jahren bestehende Schlebuscher Buchhandlung gehen, sondern gelegentlich auch ins Schloss. Die Erfahrung hat Scheck übrigens schon einmal gemacht. Die Bühne „Museum Litterale“ hat er selbst bereits betreten. Die Reihe, das bekannte Preisträger Manfred Gottschalk später, sei Ergebnis „einer schrecklichen Lesung“, in deren Verlauf eine unleidliche Autorin das Publikum unter anderem mit den Worten vor den Kopf stieß, dass sie ohnehin die meisten Fragen schon kenne. Und: Es sei spät, sie wolle ins Hotel, müsse noch arbeiten. Um wen es sich bei diesem charmanten Gast handelte, der vor reichlich einem Vierteljahrhundert in Leverkusen war, verschwieg Gottschalk selbstverständlich. Sonntag war schließlich ein Feiertag.

Dass Gottschalk es eher mit Horaz hält, der von Dichtung verlangte, dass sie Gefallen und Nutzen bringt – nicht oder –, hat sich in 26 Jahren erwiesen. Dass sie fortgesetzt wird, ist Ehrensache für den Mann, der mindestens in Schlebusch dafür sorgt, dass sich in diesem oder jenem Fall das bewahrheitet, was Salman Rushdie formuliert hat. Und was Denis Scheck mit Inbrunst unterschreibt: dass nämlich Literatur uns verändert, weil sie unsere Sicht auf die Welt verändert. 


Der Kurt-Lorenz-Preis wird seit 1989 an Initiativen oder Personen in Leverkusen vergeben, die Impulse für das kulturelle Leben der Stadt und ihres Umlandes geben. Stifter des einzigen Kulturpreises der Stadt ist der „Förderverein Kurt-Lorenz-Preis“. Er erinnert an den 1914 in Opladen geborenen Künstler und Karikaturisten Kurt Lorenz, in dessen vielfältigem Werk Porträts genauso vorkommen wie Karnevalswagen. Uwe Richrath bezeichnete Lorenz am Sonntag als Mann, der großen Einfluss auf ihn gehabt habe. (tk) 

KStA abonnieren