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Neue PostenNach der Wahl dreht sich das Personalkarussell auch in Leverkusen

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Das Karussell „Babyflieger“ wird für den Weihnachtsmarkt gereinigt.

Das Baby-Karussell wird sich auf dem Weihnachtsmarkt drehen, es wird gereinigt. Das Personalkarussell nach der Kommunalwahl hat seine Runden auch schon gemacht. 

Städtische Mitarbeiter werden nicht entlassen, wenn der Chef die Wahl verloren hat.

In Berlin nennt man es Personalkarussell, wenn nach einer Wahl mit Wechsel der Regierung nicht nur zum Beispiel Pressesprecher, sondern auch enge Mitarbeiter versetzt und neue eingestellt werden. Aber auch in Leverkusen gibt es dieses Phänomen, wenn auch in einem viel kleineren Maßstab.

Als seinen neuen Amtsleiter fürs Amt des Oberbürgermeisters hat Stefan Hebbel Daniel Capitain ausgesucht. Seine bisherigen Tätigkeiten lassen vermuten, dass er kein besonders politischer Beamter ist, denn er arbeitete schon mit mehreren früheren Leverkusener Oberbürgermeistern zusammen. Bis Ende Mai 2024 war er Uwe Richraths persönlicher Referent und stellvertretender Amtsleiter, dann wechselte er ins Dezernat des Kämmerers als Projektsteuerer. Ausweislich des Archivs des „Leverkusener-Anzeiger“ arbeitete Capitain schon unter Ernst Küchler und Reinhard Buchhorn in deren Nähe. Capitain ist Akademiker und hat einen Masterstudiengang „öffentliche Verwaltung“ abgeschlossen.

Leverkusen: Amtsleiterin wechselt ins Jugendamt

Die bisherige Amtsleiterin, Aylin Doğan, musste für ihn den Posten räumen. OB Uwe Richrath hatte die Juristin am 1. November 2020 auf die Stelle geholt und damals sofort verbeamtet. Nach der ersten parteiinternen Kleinrevolte war die Sozialdemokratin von 2017 bis 2019 Leverkusener Partei-Chefin gewesen.

Aylin Doğan gibt selbst im Karriereportal „LinkedIn“ bekannt, dass sie die Stelle der kommissarischen Leiterin des Jugendamts übernommen hat. Die endgültige Einsetzung als ordentliche Amtsleiterin sei für Februar 2026 geplant.

Leverkusens neue SPD-Vorsitzende  Aylin Dogan mit Karl Lauterbach und Oberbürgermüster Uwe Richrath

Aylin Dogan auf einem Bild von 2017 mit Karl Lauterbach und Oberbürgermeister Uwe Richrath.

Die ehemalige Leiterin des städtischen Presseamts, Britta Meyer, geht ins Dezernat Bürger, Umwelt und Soziales und übernimmt die vakante Stabsstelle „Projektsteuerung Nachhaltigkeitsmanagement“, ein Themenfeld, in dem sie schon einmal gearbeitet hatte.

Außerhalb der Verwaltung läufts anders

Als städtische Angestellte hat man es in dieser Hinsicht vergleichsweise gut. Verliert der Chef die Wahl, fällt man nicht ins Bodenlose, denn die Stadtverwaltung schmeißt niemanden raus. Die Versetzten bekommen eine neue Aufgabe; es ist im Interesse aller, dass sie dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin auch liegt. Außerhalb von Verwaltungen laufen Wechsel anders.

Bei der SPD flogen spätestens beim Parteitag am 5. April 2025 die Fetzen, wieder, kann man sagen. Die bisherige Fraktionschefin Milanie Kreutz war von der Partei nicht mehr für den Rat aufgestellt worden, eine Palastrevolution. Noch auf demselben Parteitag verkündeten Fraktionsgeschäftsführer Julian Frohloff und die Assistentin Anja Koppen, die Milanie Kreutz zugearbeitet hatten, dass sie ihre Jobs kündigen wollten, was sie auch taten.

Julian Frohloff, Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Rat. Foto: Ralf Krieger

Julian Frohloff

Beide, Frohloff und Koppen, haben inzwischen neue Stellen antreten: in städtischen Tochterunternehmen. Julian Frohloff ist bei der Leverkusener Immobiliengesellschaft angestellt.

In seinem Profil auf dem Karrierenetzwerk Xing gibt er an, seit 1. November als Koordinator und Qualitätsmanager bei der Levi angestellt zu sein. Die Stelle, auf die er sich beworben hatte, lautete auf „Redakteur:in für die Kommunikationsabteilung der LEVI (m/w/d)“ also als Unterstützung für die Kommunikationschefin Katrin Rehse. Die sagt: Das Verfahren mit Ausschreibung und Bewerbung sei korrekt gelaufen, es habe mehrere Bewerber gegeben. Frohloff, der mehr als neun Jahre Geschäftsführer der Fraktion war, erst unter Peter Ippolito, später unter Fraktionschefin Milanie Kreutz, erfülle die Anforderungen und bringe viel Erfahrung mit, was Politik und Verwaltung angehe, sagt Rehse. Ein Mitglied des Aufsichtsrats sagte auf Nachfrage allerdings, dass die Einstellung Frohloffs im Kontrollgremium nicht diskutiert worden sei.

Anja Koppen, die ehemalige Assistentin Frohloffs, sei seit dem 1. November bei der EVL als Fachspezialistin Vertriebsstrategie in der Schnittstelle zwischen Vertrieb, Marketing und Kundenservice beschäftigt. Die Stelle sei vom 29. April bis 13. Mai ausgeschrieben gewesen, schreibt ein Sprecher.

Milanie Kreutz, die im Zentrum der politischen Stürme gestanden hatte, geht nach ihrem politischen Aus weiterhin ihrem Hauptjob als Finanzbeamtin und der Aufgabe als stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Beamtenbunds nach. Durch ihr Ausscheiden verliert die Schlebuscherin wie üblich neben ihrem Ratsmandat allerdings mehrere Aufsichtsratsposten, darunter im Klinikum, bei der Levi, Wirtschaftsförderung und bei der EVL. (mit ps)