Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

KonzeptSo soll die Wärmewende in Leverkusen gelingen

3 min
Koloniehäuser in der Hermann-von Helmholtz-Straße

Oft ist die Bebauung in der Stadt auch kleinteilig, wie hier in der Kolonie an der Hermann-von Helmholtz-Straße. 

Ein Zwischenbericht der Stadtverwaltung zeigt, wie viel noch zu tun ist bis 2045.

Das Ziel muss erst in 20 Jahren erreicht sein. Aber ohne ein Konzept wird die Wärmewende nicht gelingen. 2045 soll in Leverkusen Treibhausgas-neutral, aber auch bezahlbar geheizt werden. Und das ist im Detail gar nicht so leicht umzusetzen. Nicht nur, weil es in der Stadt so viel extrem energieintensive Chemieindustrie gibt: Zwei Drittel des Wärmebedarfs entfallen auf den Chempark. So steht es im Zwischenbericht der Stadtverwaltung zur kommunalen Wärmeplanung. Er ist ab sofort auch auf der Internetseite der Stadt abrufbar.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass zwei Drittel der Gebäude in der Stadt Einfamilienhäuser sind und viele ziemlich alt: 36 Prozent wurden vor 1945 gebaut, nur elf Prozent sind unter 20 Jahre alt. Das hohe durchschnittliche Alter schlägt sich auch im Energiebedarf nieder: Rund 68 Prozent der Gebäude haben die schlechten Energie-Effizienzklassen C oder D. „Ein das Haus der Klasse D hat etwa dreimal höhere Energiekosten als ein vergleichbares Gebäude der Klasse A“, so die Einordnung der Stadtverwaltung. 

Die mit Abstand wichtigste Energiequelle in der Stadt ist Erdgas, was seit dem russischen Überfall auf die Ukraine und dem Stopp der Gasimporte aus Russland ebenfalls ein Problem darstellt: 89 Prozent der Gebäude werden damit beheizt.

Fernwärmenetze sind ein großer Hebel

Weil Fernwärme besonders sinnvoll in der Energiewende ist, richtet sich das Augenmerk auf eine solche Art der Beheizung. Bisher sind 1600 Gebäude an ein Wärmenetz angeschlossen, besonders viele in Rheindorf, wo es auch viele große Mehrfamilienhäuser gibt. Der Ausbau der Fernwärme schreitet bereits jetzt voran, siehe Alkenrath.

Das Müllheizkraftwerk der Avea

Das Müllheizkraftwerk der Avea spielt beim Ausbau der Fernwärme eine zentrale Rolle.

Weil man in diesen Fällen mit einem Fernwärmeanschluss besonders viel ausrichten kann, haben Stadtverwaltung, Energieversorgung Leverkusen und der Entsorger Avea dort besonders genau hingeschaut. Das Ergebnis: Da geht noch einiges. Derzeit sind lediglich sieben Prozent der Wohnblöcke mit Fernwärme beheizt. Es könnten aber bis zu 43 Prozent werden, allerdings nur im besten Fall.

Die großen Blöcke könnten aber nicht nur effizienter beheizt werden: Dort kann durch Dämmung auch viel Energie gespart werden, so der Befund des Zwischenberichts zur Wärmeplanung: „41 Prozent der Baublöcke haben ein mindestens überdurchschnittliches Modernisierungspotenzial.“ 

Die Wärmepumpe ist bislang kein Faktor in Leverkusen

Einzig Hitdorf hat – Stand jetzt – noch kein Wärmenetz. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, ob der Rhein-Stadtteil mit der prägenden Einfamilienhausbebauung wärmetechnisch so erschlossen werden kann. 

Was die Untersuchung auch ans Licht gebracht hat: Die Wärmepumpe ist bislang in Leverkusen kaum verbreitet. Die nur rund 180 damit ausgestatteten Häuser finden sich vor allem in Schlebusch und Steinbüchel.

Angesichts der fortdauernden Diskussion um die Wärmewende und ihre Kosten äußert sich auch Oberbürgermeister Stefan Hebbel. Die Stadt treibe das Mammutprojekt „mit einem integrierten Ansatz voran, der Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit verbindet“, betont der neue Oberbürgermeister. Mit Ihrer Wärmeplanung schafften Stadtverwaltung, EVL und Avea „Transparenz und Planbarkeit für Haushalte, Gewerbe und Industrie“.