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KlimaschutzLeverkusens Wärmenetz wird in der Dhünn gesichert

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Ein Kran versenkt eine Rohrleitung in der Dhünn

26 Meter lang ist der neue Düker, den die EVL unweit des Westrings in der Dhünn versenken ließ. Er gehört zum Fernwärmenetz.

Ein neuer Düker wurde gerade eingesetzt. Dafür wurde im Flussbett ein drei Meter tiefer Graben gezogen.

Ein gewaltiger Autokran bestimmte jetzt die Szenerie an der Dhünn unweit des Westrings. Dort wurde im Auftrag der Energieversorgung Leverkusen ein neuer, 26 Meter langer Düker gesetzt. Zuvor sei im Fluss ein drei Meter tiefer Graben ausgehoben worden, hieß es am Donnerstag von der EVL. Das Rohrbündel ist Teil des Fernwärme-Netzes. Jetzt müssten die Leute vom ausführenden Leverkusener Bauunternehmen Büchel noch die Spundwände im Wasserlauf entfernen und den Graben im Flussbett verfüllen. Dann werde der Düker an das Fernwärmenetz angeschlossen, die Gewässerböschung und die Biotop-Flächen wiederhergestellt und das gesamte Bauprojekt in der Dhünn-Aue bis Herbst abgeschlossen.

Zum Bauauftrag habe auch der Schutz von Flora und Fauna gehört, hieß es bei der EVL: Für die Erdarbeiten im Flussbett seien provisorische Sedimentsperren aufgebaut worden, um Wassertrübungen aufzuhalten. Dadurch seien weniger Schwebstoffe in die letzten Flusskilometer der Dhünn gelangt. Außerdem schafften eigens gesetzte Störsteine Ruheplätze für die Fische. Für Fledermäuse seien Ersatzquartiere geschaffen worden, bevor die Baumaschinen an der Dhünn anrückten. 

Wichtige Verbindung nach Rheindorf

Der neue Düker soll die Fernwärme-Infrastruktur in der Dhünn-Aue auf den neuesten Stand der Technik bringen und die Versorgung langfristig sichern, hieß es weiter von der EVL. Die alte Leitung habe man nach vielen Jahrzehnten altersbedingt austauschen müssen. „Dieses Teilstück stellt die wichtige Verbindung der Fernwärmeleitung nach Rheindorf her. Wir machen unser Fernwärme-Netz damit weiter fit für die Anforderungen der Wärmewende“, sagt Ulrik Dietzler, technischer Geschäftsführer der EVL.

In das Projekt in der Dhünn-Aue investiere der Energieversorger rund eine Million Euro. Projekte und Investitionen dieser Größenordnung würden in den kommenden Jahren häufiger werden: Aufgrund der Wärmewende kalkuliere die EVL in den kommenden 20 Jahren bei der Fernwärme Investitionen von mehr als 66 Millionen Euro für das Netz und rund 60 Millionen Euro für die Erzeugung. „Insgesamt planen wir aktuell bis 2045 aufgrund des Bundes-Klimaschutzgesetzes mit Kosten von aktuell rund 870 Millionen Euro und damit mit einem Vielfachen unserer derzeitigen Investitionen“, so der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Eimermacher. Ein großer Teil der Kosten falle im Stromnetz an.

Ersatz für Erdgas muss her

Zur Erreichung der Klimaschutz-Ziele verpflichtet das Bundes-Klimaschutzgesetz Deutschland und seine Kommunen bis 2045 treibhausgasneutral zu werden. „Mit der Fernwärme können wir fossile Energieträger in den Haushalten durch Abwärme der Müllverbrennung ersetzen und unseren Weg in Richtung Wärmewende gehen“, so Ulrike Dietzler. Dazu muss die EVL den derzeit noch vorhandenen Anteil an Erdgasverbrennung durch erneuerbare Energien oder industrielle Abwärme ersetzen.

Rund drei Viertel der benötigten Wärme bezieht die EVL über das Müllheizkraftwerk der Avea. Über Kraft-Wärme-Kopplung entsteht Energie, die in Strom und Wärme umgesetzt wird. Den dabei erzeugten Strom speist die Avea ins Stromnetz ein, die Abwärme wird für die Fernwärme-Versorgung genutzt. In den drei über die Stadt verteilten Gasheizwerken in Rheindorf, der Stadtmitte und an der Monheimer Straße erzeugt die EVL das restliche Viertel der Wärme. Sie wird im Vorlauf in Form von heißem Wasser in die Haushalte transportiert. Nachdem das Heizwasser seine Wärme abgegeben hat, fließt das abgekühlte Wasser im Rücklauf zum Heizkraftwerk zurück.

Im Vergleich zu öl- oder erdgasbasierten Heizungssystemen würden durch diese effiziente Nutzung von Ressourcen CO₂-Emissionen deutlich reduziert. Somit leisteten Fernwärmekunden „einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz“, unterstreicht der Versorger.

Ersatz für das derzeit noch verwendete Erdgas in den eigenen Heizwerken könnte von den großen Abwärme-Lieferanten aus der Leverkusener Industrie kommen. Das Potenzial dort reiche auch, um die Fernwärme-Menge zu erhöhen. Darüber führe die EVL Gespräche mit den großen Unternehmen. Daneben prüfe man weitere Abwärmequellen. Das könnten Rechenzentren sein, die kommunale Kläranlage, das Abwassernetz. Darüber hinaus würden auch erneuerbare Wärmequellen, wie der Einsatz von Flusswasserwärmepumpen oder Luftwärmepumpen in Kombination mit Wärmespeichern untersucht.

Das alles soll in den „Transformationsplan Wärmenetze“ einfließen. Auch dessen Umsetzung soll bis 2045 geschafft sein. Der neue Düker in der Dhünn-Aue ist also nur ein kleiner Baustein.