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„Klar, dass große Aufgaben bevorstehen“Leverkusens neuer OB hat nicht viel Zeit zur Vorbereitung

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Freude am Stichwahlabend: Stefan Hebbels Arbeitsweg führt ab November jeden Tag in den fünften Stock des Rathauses.

Freude am Stichwahlabend: Stefan Hebbels Arbeitsweg führt ab November jeden Tag in den fünften Stock des Rathauses.

Am 3. November tritt Stefan Hebbel offiziell die Nachfolge von Uwe Richrath an. Der Christdemokrat hat die Stichwahl mit 56,6 Prozent gewonnen.

Der erste Arbeitstag im neuen Job wird für Stefan Hebbel zunächst gar nicht so anders als er es kennt. Der beginnt für den frisch gewählten CDU-OB nämlich mit einer langen Ratssitzung. Am 3. November tritt Hebbel offiziell die Nachfolge von Uwe Richrath an, der Christdemokrat hat die Stichwahl gegen den SPD-Mann am Sonntag mit 56,6 Prozent gewonnen.

In der Sitzung, in der unter anderem die Besetzung der neuen Gremien und Ausschüsse auf der Tagesordnung stehen wird, wird Hebbel also zunächst noch nicht ganz vorne sitzen. Solange, bis der Alterspräsident die Sitzungsleitung an ihn, den neuen OB der Stadt Leverkusen, abgibt. Und dann wird alles anders für Stefan Hebbel.

Zwei Tage nach der Wahl zeigt sich Hebbel im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“ noch immer glücklich über seinen Sieg. „Es fühlt sich immer noch sehr unwirklich an“, sagt er. Viel Zeit, um im Siegesrausch zu schwelgen, hat Hebbel allerdings nicht. Am Montag war er schon beim Treffen der neuen und alten CDU-Kommunalwahlsieger mit Bundeskanzler Friedrich Merz und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Erste Gespräche für die Zeit ab November habe es auch schon gegeben, vor allem verwaltungstechnischer Natur. Also ganz konkret: „Zum Beispiel muss dann ja die IT-Ausstattung stehen.“

Leverkusen: Hebbel muss Verwaltung kennenlernen

Nach ein paar Tagen Urlaub arbeitet Hebbel ab Montag aber erst einmal für die verbleibenden Wochen in seinem bisherigen Job als Polizeibeamter in Düsseldorf. Wenn der Übergang dann abgewickelt ist, geht es los im Wiesdorfer Rathaus. „Es ist klar, dass uns große Aufgaben bevorstehen“, sagt Hebbel.

Als Erstes fallen ihm da die Schlagworte ein, die auch seinen Wahlkampf dominiert haben: kommunale Sicherheit, die Stärkung der Unternehmen. Aber vorweg müsse erst einmal der Haushalt beschlossen werden, das soll am 27. Oktober endlich geschehen, noch vom alten Rat.

Hebbel weiß, dass er als neuer Rathauschef erst mal die Verwaltung kennenlernen muss. Die Fachbereichsleiter, die Mitarbeiter. „Auch der neue Stab muss sich erst mal eingrooven“, sagt er. Und er ist sicher: In der Realität kämen auch schon zu Anfang viele Themen auf einen Oberbürgermeister zu, die er noch nicht auf dem Schirm habe. Trotzdem will er versuchen, schnell vielleicht etwas an Genehmigungsverfahren zu vereinfachen, für Vereine und Unternehmen. Auch in Absprache mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern könne man sich anschauen, wo man die Schwerpunkte des Kommunalen Ordnungsdienstes setzen könne. Sauberkeit fällt Stefan Hebbel da ein.

Dass wir eine Nähe zur FDP haben, ist ja bekannt. Die haben uns auch im Wahlkampf unterstützt.
Stefan Hebbel

Noch ist Hebbel Fraktionsvorsitzender, am Dienstagabend wurde der neue Vorstand gewählt. Das Ergebnis war zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Wenn Hebbel dann nicht mehr die Fraktion führt und sein neues Amt offiziell angetreten hat, ist er als OB aus politischen Sondierungsgesprächen raus.

Über mögliche künftige Zusammenarbeiten im Rat sagt er: „Dass wir eine Nähe zur FDP haben, ist ja bekannt. Die haben uns auch im Wahlkampf unterstützt.“ Was er meint: Die FDP hatte nach der ersten Wahl für die Stichwahl eine Wahlempfehlung für die CDU ausgesprochen. „Mit der SPD wurde bisher kein Ton gesprochen“, sagt Hebbel.

Die Stimmung zwischen den beiden größten Ratsfraktionen ist angespannt. Die SPD um Parteichef Darius Ganjani und den wahrscheinlichen neuen Fraktionsvorsitzenden Dirk Löb hatten am Wahlabend unmissverständlich klargemacht, nicht mit den Christdemokraten reden zu wollen, weil sie ihnen einen zu harten Wahlkampf vorwerfen. Ob das Bestand haben wird, wird sich zeigen. Hebbel sagt jedenfalls diplomatisch: „Bei großen Vorhaben wollen wir natürlich weiterhin nicht mit knappen Mehrheiten arbeiten.“

Mit der AfD werde es keine Gespräche geben, das gehe allein schon durch den Unvereinbarkeitsbeschluss der Gesamtpartei nicht. Trotzdem findet Hebbel es persönlich schwierig, die AfD und damit die Menschen, die sie gewählt hätten, komplett zu ignorieren. „Wir müssen sie stellen und zeigen, dass die Lösung, die sie anbieten, keine Lösungen sind.“ Auseinandersetzen müsse man sich also wohl mit ihnen. Aber das wird ab dem 3. November nicht mehr seine Aufgabe sein.