200.000 Euro wegKonnte die Datenbank eines Leverkusener Zahnarzts manipuliert werden?

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Eine Sitzung im Amtsgericht ist öffentlich. (Symbolbild)

Eine Sitzung im Amtsgericht ist öffentlich. (Symbolbild)

Eine Zahnarzthelferin soll Geld veruntreut haben – oder verdächtigt der Zahnarzt sie absichtlich, um von einer Steuerhinterziehung abzulenken?

Kann es sein, dass eine Zahnarzthelferin innerhalb von nur drei Jahren 200.000 Euro veruntreut und der Zahnarzt, bei dem sie angestellt ist, merkt es nicht? Darum geht es in Opladen am Amtsgericht. Dort ist eine Mitte 40 Jahre alte Frau wegen Untreue angeklagt. Ihr ehemaliger Arbeitgeber, ein Leverkusener Zahnarzt, wirft ihr die Taten vor, er selbst ist Nebenkläger im Prozess, er lässt sich aber nicht selbst im Gerichtssaal sehen, wird von mehreren Anwälten vertreten.

Die Zahnarzthelferin beteuert ihr Unschuld. Sie und ihr Anwalt Abdou Gabbar glauben, dass die Sachlage gänzlich anders liegt, dass der Zahnarzt bewusst oder wegen einer fahrlässig-schlampigen Kassenführung die Steuern hinterzogen hat. Dass das Geld des Zahnarztes fehlt, war nämlich 2020 bei einer Steuerprüfung in dessen Praxis aufgefallen: Es liegen zwar auf dem Praxis-Server wohl Rechnungen vor, alleine das Geld fehlt.

Diese Rechnungen, für die es keine Eingänge gibt, bekam sein Steuerberater gar nicht zu Gesicht, also wurden dafür auch keine Steuern abgeführt. Um die hohe Strafe einer Steuerhinterziehung zu verhindern, so die Verteidigung, soll die Zahnarzthelferin als Sündenbock, quasi als ein juristischer Schutzschild für den Zahnarzt herhalten.

Die Datenbank ist schwer zu manipulieren

Die zu erwartenden Strafen auf beiden Seiten sind hoch, falls entweder dem Zahnarzt oder der Helferin eine Straftat von der Gegenseite nachgewiesen werden kann. Deshalb gräbt das Gericht tief in den Mechanismen, wie das Abrechnungssystem des Zahnarztes funktioniert: Wer konnte von welchem PC Rechnungen schreiben, wie manipulationssicher ist die Datenbank, in der alle Rechnungen und Behandlungen in der Praxis gespeichert werden.

Das Fazit einer Mitarbeiterin der Firma, die die Software auch für den Opladener Zahnarzt geschrieben hat: „Die Datenbank ist sicher, kaum zu manipulieren.“ Eine Kommissarin, die im Kölner Polizeipräsidium in der Sache gearbeitet hat, sagte, jede Datenbank sei manipulierbar, aber der Aufwand, die Daten in der Praxis zu verändern, wäre schon sehr hoch. Sie habe in diesem Fall keine Hinweise auf eine Manipulation festgestellt: „Alles unauffällig, für mich war die Ermittlung ein rundes Ergebnis.“

Mit dem Anwalt der Zahnarzthelferin geriet sie regelrecht aneinander. Der brachte nämlich zur Sprache, dass ein Kollege der Kommissarin, der im Präsidium sein Büro auf dem gleichen Gang gegenüber hatte, ein Verwandter des Zahnarztes ist. Er soll auch zu seinen Patienten zählen. Den direkten Verdacht, dass es möglicherweise durch den verwandten Polizisten zu einer Beeinflussung der Ermittlungen gekommen sein könnte, sprach der Anwalt nicht direkt aus. Die Kommissarin reagierte höchst gereizt auf den unterschwelligen Vorwurf, sie will mit dem Kollegen nicht über den Fall gesprochen haben, sagte sie. Der Prozess wird fortgesetzt.

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