WirtschaftsempfangDas sind Leverkusens Unternehmer des Jahres – Karl Lauterbach zu Gast

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Die Unternehmer des Jahres in Leverkusen.

Rüdiger Otto (l.) und Markus Heckers.

Die Wirtschaftsförderung Leverkusen feierte zugleich 25. Geburtstag. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach ein Grußwort.

Rüdiger Otto ist Leverkusens Unternehmer des Jahres 2022. Die Wirtschaftsförderung Leverkusen hat den 62-jährigen Bauunternehmer am Donnerstagabend vor gut 250 Gästen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik im Bayer-Kasino ausgezeichnet. Der Nachwuchspreis 2022 ging an Markus Heckers (Bewo Online GmbH). 

Die Laudatio auf Rüdiger Otto hielt der letztjährige Preisträger Karl-Heinz Horst: Ottos Eltern hatten bereits eine Handwerksfirma „A. Otto und Söhne“, die auch in der Baubranche tätig war. Nach seiner bestandenen Prüfung 1983 zum Maurermeister machte er Urlaub in den USA – aus dem Urlaub wurden schließlich acht Jahre. Erst arbeitete Rüdiger Otto in den Vereinigten Staaten als Angestellter, dann gründete er dort seine erste eigene Baufirma.

Leverkusen: Unternehmer lebte auch in den USA

1991 kam er mit seiner Frau, die er in den USA kennengelernt hatte, zurück nach Deutschland und wurde Geschäftsführer im elterlichen Betrieb. Inzwischen arbeiten mehr als 100 Menschen für die „A. Otto & Sohn GmbH & Co. KG“. Rüdiger Otto ist außerdem unter anderem Standortbotschafter für Leverkusen, Vize-Präsident der Handwerkskammer zu Köln und Vize-Präsident der europäischen Bauwirtschaft. „Ich hab ihn als authentischen Unternehmer kennengelernt“, sagt Karl-Heinz Horst: mit Weitblick, Bodenhaftung und dem Wissen um soziale Verantwortung.

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Den Nachwuchspreis der Wirtschaftsförderung bekam Markus Heckers (53), der Mitgründer der „Bewo-Online GmbH“, einer Firma, die eine Software für Sozialarbeit erfunden hat. Stefan Lutz, Nachwuchs-Preisträger 2021, hielt die Laudatio. Heckers wollte zuerst einen ganz anderen beruflichen Weg gehen und studierte Mathematik, Theologie und Psychologie auf Lehramt. Als er auf ein Referendariat warten musste, arbeitete er als Assistent in einem EDV-Unternehmen und ist seitdem in der Branche geblieben.

WFL-Geschäftsführer Markus Märtens.

WFL-Geschäftsführer Markus Märtens.

Zuerst, 2009, ging er mit einer Managementsoftware für Tierarztpraxen auf den Markt, damals laut Laudator Lutz einzigartig. Später entwickelte er die „Bewo-Online“-Software unter anderem für die Dokumentation in der Sozialen Arbeit. Fünf Mitarbeiter hat die „Bewo-Online“ GmbH inzwischen.

Die Jury bestand aus Oberbürgermeister Uwe Richrath, Markus Märtens (WFL-Geschäftsführer), Marcus Otto (Hauptgeschäftsführer Kreishandwererkerschaft Bergisches Land) und Markus Grawe (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Leverkusen). Sie achteten bei ihrer Wahl unter anderem auf das Engagement für den Standort, positive Arbeitsplatzeffekte und nachhaltiges Wirtschaften. „Wir haben uns bei den Preisträgern nicht schwergetan“, sagt Markus Grawe.

Die Leverkusener Wirtschaftsförderung würdigt auf ihrem Empfang aber nicht nur verdiente Unternehmer der Stadt. Die Veranstaltung wird auch immer wieder genutzt, um sich über die aktuelle wirtschaftliche Situation auszutauschen. In diesem Jahr gab es womöglich angesichts düsterer Prognosen als üblich, was Wachstum, Energiepreise, Bürokratie und Genehmigungsverfahren in Deutschland angeht.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.

Düster war die Stimmung am Donnerstagabend im Bayer-Kasino allerdings nicht. Vielmehr war allen Gästen, die sich – moderiert von Sebastian Hempfling– in kurzen Talkrunden unter anderem zu den Themen Fachkräftemangel, Digitalisierung und Standortfaktoren äußerten, daran gelegen, auf die positiven Seiten der Wirtschaftsstadt Leverkusen hinzuweisen.

„Der Wirtschaftsstandort Leverkusen hat viele Stärken. Dazu gehört in erster Linie eine mutige und engagierte Unternehmerschaft, auf die wir stolz sind“, sagte WFL-Geschäftsführer Markus Märtens. Man habe mit Autobahn, Bahnen und Flughäfen eine gute Verkehrsanbindung, die Mieten und Grundstückspreise hielten sich auf einem vergleichsweise noch niedrigen Niveau, man sei, was Bildung angeht, durch die Mint-Schulen und die Technische Hochschule gut aufgestellt. Auch Genehmigungen würden in Leverkusen schneller erteilt als zum Beispiel in Köln. Grundsätzlich meint Märtens aber: „Deutschland muss einfacher werden. Durch Bürokratieabbau und schnellere Genehmigungsverfahren.“

Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath betonte, dass es trotz aller derzeitigen Schwierigkeiten „nicht selbstverständlich“ sei, dass man in Leverkusen mit der Industrie Probleme „Schulter an Schulter“ angehe. Aber auch er sagte: „Wir sind zu langsam.“

Als Überraschungsgast war Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nach Leverkusen gekommen, zu dessen Wahlkreis die Stadt gehört. Er verteidigte die Errungenschaften der viel kritisierten Ampel-Regierung in Berlin und machte deutlich: „Die Zeiten sind nicht gut. Aber wir sind nicht der kranke Mann Europas.“

Er versprach eine umfassende Digitalisierungs-Offensive in der Gesundheit mit im Ergebnis 70 Millionen digitalen Patientenakten. Außerdem werde man noch im September ein Gesetz auf den Weg bringen, das die Entwicklung, Forschung, Zulassung und Produktion von medizinischen Gütern verbessern soll.

„Die Chemie ist die Mutter aller Branchen“, sagte der Gesundheitsminister. Man diskutiere intensiv einen Industriestrompreis. Festlegen wollte sich Lauterbach am Donnerstagabend nicht: „Wir brauchen eine kurzfristig wirkende Brücke“, sagte er, ohne diese Brücke genauer zu benennen.

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