Bevorstehende BrückeneröffnungWarum die Autobahn bei Leverkusen für 16 Tage gesperrt wird

Lesezeit 4 Minuten
Der Überflieger wird während der Sperrung auch abgebrochen.

Der Überflieger wird während der Sperrung auch abgebrochen.

Im Februar soll es zwei Eröffnungstermine auf der Autobahnbrücke geben: einen offiziellen und einen Fußgängertag für alle.

Bevor Bundesverkehrsminister Volker Wissing am Sonntag, 4. Februar 2024, die neue Leverkusener Autobahnbrücke freigibt, soll es einen Fußgängertag auf der Brücke geben, an dem das Volk „seine neue Brücke“ anschauen, begehen und feiern darf. Es könnte der Samstag davor sein. Die Details dazu seien noch nicht ausgegoren, sagt Autobahn-Sprecherin Sabrina Kieback von der Autobahn GmbH.

Der für die Politiker wichtige Tag birgt also auch die einmalige Möglichkeit für Leverkusener und überregionale Autobahn-Kritiker, auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. Weitgehend ungeklärt ist nach wie vor, ob die Autobahn 1 auf einer Megastelze durch Leverkusen geführt werden soll, wie das die Behörden wollen, oder ob sie in Küppersteg in einem kurzen, teuren Tunnel abgesenkt werden kann. Auch der anstehende Neubau des Autobahnkreuzes und die Erweiterung der A3 südlich des Kreuzes mitten in der dicht bebauten Stadt bergen erheblichen Konfliktstoff.

Die alte und die erste neue Leverkusener Brücke. Foto: Ralf Krieger

Die alte und die neue Leverkusener Brücke

Vor der großen Eröffnung werden die Autobahn 1 zwischen Kreuz Leverkusen und Köln-Niehl und die A59 südlich Rheindorf ab dem Abend des 19. Januar für 16 Tage voll gesperrt.

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Viele fragen sich, weshalb die Autobahn so lange vom Netz genommen werden muss, nur um letztlich die neue Brücke anzuschließen? Der wesentliche Arbeitsschritt scheint eine einfache Fahrbahnverschwenkung zu sein, von der alten auf den neuen Anschluss der Brücke. Auf anderen Baustellen funktionieren ähnliche Verschwenkungen nahezu unter laufendem Verkehr oder mit wesentlich kürzeren Sperrpausen.

Die Lkw-Sperren auf der Autobahn.

Der Abbau der LKW-Sperren wird aufwändig.

Während der Sperre wird viel los sein auf der neuen Brücke und auf der Autobahn. Die Autobahn GmbH teilt mit, dass man 15 Gewerke koordinieren müsse. Unter anderem wird der ausgediente hohe Überflieger von der A 59 auf die A1 in Richtung Leverkusener Kreuz abgebrochen. Ob man das in der Zeit schaffen kann, ist auch den Ingenieuren nicht ganz klar. Viel Schutt müsse dafür abtransportiert werden.

In Benutzung ist das Brückenbauwerk schon länger nicht mehr, für den Abbruch muss die Autobahn darunter frei bleiben. Schilder werden aufgestellt, endgültige Fahrbahnen sollen während der Sperrung fertig sein. Neu asphaltieren will man gleich auch die sogenannte Hochstraße A. Das ist die Brücke, die über die Dhünn und die Nobelstraße führt.

Der Abbau der Schrankenanlagen sei die vielleicht größte Herausforderung. Dafür alleine seien 60 Lkw-Touren notwendig, sagt Sabrina Kieback. An diesen Stellen müsse die Fahrbahn neu asphaltiert werden. Darin stecke im Januar die vielleicht größte Unwägbarkeit: Unter fünf Grad geht das kaum und um Straßenmarkierungen aufzubringen, muss es trocken sein. Allerdings würde eine Verlängerung der Sperrpause kaum auf Akzeptanz stoßen.

Protest: Bisher nichts zu hören

Der Fußgängertag muss noch organisiert werden, wer zum Festakt eingeladen wird, wer überhaupt kommen darf, wer alles reden darf, das habe man derzeit noch nicht endgültig entschieden, sagt die Autobahnsprecherin. Einladungen sind bisher noch keine verschickt worden.

Bei der Initiative „Keinen Meter mehr!“, dem beim Stadtmarketing-Amt organisierten Leverkusener Autobahnprotest-Gremium hat man offenbar noch keine Protestform entwickelt. Die gut informierte Gisela Kronenberg sagt: „Ich hab noch nichts gehört.“

2017, beim Ersten Spatenstich ließen es sich ein paar Aktive nicht nehmen, es gab einen kleinen aufsehenerregenden Protestzug über den Radweg zur Veranstaltung in Merkenich. Wegen der Protestierer musste der Spatenstich mit Staatssekretär Enak Ferlemann aus dem Bundesverkehrsministerium und Landesverkehrsminister Hendrik Wüst im Festzelt stattfinden, draußen war es zu laut.


Rheinbrücke: Verbot für Lkw seit elf Jahren

Seit inzwischen elf Jahren dürfen LKW über 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht nicht mehr über die Leverkusener Brücke fahren. Zunächst versuchte man, die vielen unerlaubten Fahrten über Druck-Sensoren im Asphalt und an den Geschwindigkeitsmessstellen zu erfassen und die Sache über Bußgelder zu regeln. Der Versuch schlug auch deshalb fehl, weil die Behörden in vielen Ländern (z.B. Türkei) die Strafzettel nicht zustellten. Die LKW-Sperren halfen, die Brücke vor den Lastwagen zu schützen. Auch heute werden täglich alleine auf der Leverkusener Rheinseite 40 bis 50 Lastwagen in den Sperranlagen aussortiert, die unerlaubt über die Brücke fahren wollten. (rar)


Unklar, wie es mit der Fähre weitergeht

Dass während der Brückensperrung die Hitdorfer Fähre wieder einsetzbar sein wird, ist alles andere als klar. Die Fähre war am 6. Dezember manövrierunfähig abgetrieben, sie liegt jetzt im Niehler Hafen. Inzwischen hätten Techniker die Steuerungselektronik überprüft, sagt der Sprecher Christian Lorenz. Zurzeit seien Fachleute für Hydraulik mit der Fritz Middelanis befasst. Anschließend soll ein Gutachter entscheiden, wie und ob die Steuerung repariert werden kann. Wann? „Das ist unklar. Ein sicherer Betrieb muss garantiert sein“, sagt Lorenz. (rar)

KStA abonnieren