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Erst die Flut, dann die SeucheAntonius-Zeltlager fällt aus – Ermittlungen laufen noch

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Teller, T-Shirts und ein Berg Klopapier: Der enttäuschte Michael Prenzlow kann das alles jetzt im Lagerraum lassen.

Leverkusen – Das Wiesdorfer Antonius-Zeltlager, das 2018 an der Ardèche von einer extremen Flutwelle verwüstet wurde, wird es in diesem Sommer nicht geben. Das teilte der Leiter Michael Prenzlow den Teilnehmern mit. 75 Kinder sind angemeldet, der Verein wollte mit ihnen Ende Juni zum Zelten nach Bayern in die Oberpfalz fahren. Das Ziel war Flossenbürg bei Weiden.

Sitzung abgewartet

Prenzlow sagt, er habe eine Sitzung der Bayerischen Landesregierung abgewartet, in der es um die von den Wiesdorfern heiß ersehnten Lockerungen im Ferienbetrieb ging. Die Mitteilung aus Bayern, die Prenzlow nach vielen Telefonaten bekam, habe ihm keine andere Wahl gelassen, als das Lager abzusagen: Wegen der Ansteckungsgefahr seien auf bayerischen Zeltplätzen weiterhin nur Camper zugelassen, die eigene Sanitäreinrichtungen und Toiletten mitführen. Das aber ist für die Wiesdorfer nicht zu machen.

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Außerdem dürfen laut Prenzlow in Bayern nur Individualreisende mit Bussen reisen, Gruppenfahrten seien nicht gestattet. Der Organisator der Ferienfreizeit sagt, es sei zwar möglich, dass der Bayerische Landtag weitere Lockerungen beschließt, aber wenn nicht? Prenzlow: „Ich kann nicht drei Tage vor Abfahrt absagen“.

„Mir tun die Kleinen leid, die sich gefreut haben und auch die Eltern, von denen viele schon einen Urlaub gebucht haben – aber natürlich ohne ihre Kinder!“ Der Beliebtheit des Zeltlagers tut die Absage offenbar keinen Abbruch: Immerhin sollen sich sofort 20 Kinder für die Fahrt 2021 angemeldet haben.

Das Wiesdorfer Antonius-Zeltlager wurde europaweit bekannt, als es in Frankreich im August 2018 zu einer Katastrophe nach einer Flut gekommen war, bei der ein 66-jähriger Betreuer zu Tode kam. Die Prozesse sind bis heute nicht abgeschlossen. Nach einem Unwetter in den Bergen hatte eine Flutwelle Zelte, Wohnwagen und Container der Wiesdorfer zerstört.

Das Ermittlungsverfahren der französischen Behörden wegen des Todes des Kölner Betreuers gegen Prenzlow und den Stellvertreter im Verein, Jörg Esser, ist noch offen. Wenn das abgeschlossen ist, wird es wohl noch zu einer Schadensersatzklage der Wiesdorfer gegen den Besitzer eines Nachbargrundstücks kommen. Laut Prenzlow ist das der stellvertretende Bürgermeister des Orts.

Die Wasserwelle war nach dem Gewitter in den Bergen durch einen ansonsten kleinen Zufluss zur Ardèche, ein Bachlauf, geströmt und hatte dann den Zeltplatz geflutet. Michael Prenzlow sagt, dass man schon vor der Katastrophe amtlich dokumentiert habe, dass der Nachbar einen Damm aus Straßenbau-Abfällen auf dem Zeltplatz-Grundstück der Wiesdorfer gebaut habe. Das, so Prenzlow, habe die extreme Höhe der Flutwelle auf dem Platz mitverursacht. Der Damm sei während der Flut auf 30 Metern gebrochen, daraufhin habe das Hochwasser vom Platz wieder abfließen können.

Der Platz ist nach wie vor Eigentum des Leverkusener Vereins, zur Zeit werden dort regelmäßig feste Trödelmärkte von einem Franzosen veranstaltet.