Nach WM-SiegWie steht es um den Basketball in Leverkusen?

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Basketballkorb am Lindenhof

Der Basketball hat eine stolze Tradition in Leverkusen. Doch wie sieht seine Zukunft aus?

Der WM-Sieg der deutschen Basketballer hat ihrem Sport neue Aufmerksamkeit gebracht. Ein Blick auf die Lage des Leverkusener Basketballs.

„Das war einfach nur geil.“ Die Begeisterung ist Hansi Gnad nicht nur deutlich anzuhören, sondern auch anzusehen. Der hochgewachsene 60-jährige in roter Sportkleidung strahlt über beide Ohren als er auf den WM-Sieg der deutschen Basketballer angesprochen wird. 

Stolze Geschichte des Basketball in Leverkusen

Gnad weiß, wovon er spricht. Denn er hat früher selbst für die Nationalmannschaft gespielt. 1993 führte er das Team bei der Heim-Europameisterschaft als Kapitän zum Turniersieg und damit zum ersten internationalen Titel.

Während die Nationalmannschaft-Stars von heute in der US-amerikanischen NBA, im europäischen Ausland oder bei der Basketballabteilung des FC Bayern München spielen, kamen nicht wenige von Gnads Teamkollegen aus den Reihen des TSV Bayer 04 Leverkusen.

Denn im deutschen Basketball war damals das Team vom Rhein das Maß aller Dinge. Siebenmal in Folge gewann man alleine zwischen 1990 und 1996 die deutsche Meisterschaft, zweimal holte man den Pokal. Leverkusen spielte im europäischen Mannschaftssport mit.

Einer, der diese Zeit wie kein zweiter geprägt hat, ist Otto Reintjes. 1950 geboren kam er noch als Spieler nach Leverkusen. Später trainierte er hier verschiedene Mannschaften bis er dann ab 1980 fast 20 Jahre lang das Bundesligateam managte. Er professionalisierte die Strukturen und machte so die Erfolgsserie in der Liga erst möglich.

Ein Mann mit brauner Jacke und grauen Haaren sitzt vor einem Eiscafé.

Eine Institution des Leverkusener Basketballs: Otto Reintjes

Danach wurde er Geschäftsführer der Bundesliga und schuf auch hier bessere Strukturen, auch für die Ausbildung des Nachwuchs. Diese Prozesse legten den Grundstein für den Erfolg, der nun endlich eingetreten ist: „Ohne die jahrzehntelange Vorarbeit wäre dieser WM-Titel nicht möglich gewesen“, ist sich Reintjes sicher. Dennoch bleibt er bescheiden: „Diese Weltmeisterschaft ist definitiv der Verdienst der Mannschaft, die eine unglaubliche Leistung gezeigt hat.“

Bayer Giants Leverkusen sprangen hoch und fielen tief

Der Verein, den Reintjes einst geführt hat, firmiert heute als Bayer Giants Leverkusen. Der Verein ist noch immer deutscher Rekordmeister.

Doch die glanzvollen Tage von damals, sind heute genau das: Vergangenheit. Denn als sich der Bayer-Konzern zur Jahrtausendwende entschied, die finanzielle Förderung immer stärker zu kürzen, wurde es auch sportlich immer schwieriger. Mit dem Rückzug von Bayer aus dem Profi-Basketball 2007, war der Platz in der Bundesliga endgültig nicht mehr zu halten. Die Starterlizenz wurde nach Düsseldorf abgegeben.

Nach einem Jahr Regionalliga stiegen die Giants jedoch schnell wieder auf und spielten ein ganzes Jahrzehnt in der ProB, der dritthöchsten Spielklasse des Vereinsbasketball. Nachdem 2019 der Aufstieg in die nächsthöhere ProA gelungen war, gab es 2023 einen deutlichen Rückschlag: Nach einer miserabel gelaufenen Saison startet man in diesem Herbst erneut in der ProB. 

Zu alter Stärke zurück?

„Unsere Mission ist ganz klar der Wiederaufstieg“, betont Henrik Fronda.  Er ist seit vier Jahren Geschäftsführer der Giants. Davor hat er lange selbst Basketball gespielt und auch schon als Funktionär für die 2. Liga gearbeitet. 

Ein Giants-Spieler steigt in die Luft zu einem Wurf.

Mehr als einmal am Tag trainieren die Giants in der Ostermann-Arena.

Wie Reintjes ist auch Fronda ein Modernisierer. Er arbeitet kontinuierlich daran, den Verein auf der Höhe der Zeit zu halten. Dazu gehört vor allem das Marketing: In den vergangenen Jahren konnten die Giants viele neue regionale Sponsoren für sich gewinnen.

Der Vorteil vom Basketball ist, dass er viel familienfreundlicher als der Fußball ist.
Henrik Fronda, Geschäftsführer der Bayer Giants Leverkusen

Das ermöglichte es dem Verein, wiederum mehr Geld in das eigene Marketing zu stecken, um mehr Zuschauerinnen und Zuschauer in die Ostermann-Arena zu locken. Die Zuschauerzahlen der Giants sind mit durchschnittlich 1300 Gästen bei Heimspielen zwar vergleichsweise hoch. Doch wenn es nach Fronda geht, könnten es noch deutlich mehr sein: „Der Vorteil vom Basketball ist, dass er viel familienfreundlicher als der Fußball ist.“ Hier werde einfach nicht so übel geflucht.

Fronda hofft, dass auch die gewachsene Aufmerksamkeit für den Basketball im Zuge des WM-Siegs mehr Publikum zu den Spielen ziehen wird: „Wir können wirklich zeigen, dass hier ebenfalls sehr sehenswerter Basketball gespielt wird.“

Am Ende wird ein möglicher Wiederaufstieg aber nicht auf den Rängen, sondern auf dem Platz erkämpft. Fronda ist optimistisch: „Die Jungs haben jetzt wieder eine echte Kampfmentalität entwickelt.“ Dafür verantwortlich ist Hansi Gnad.

Zwei Männer stehen vor einem Basketball-Feld.

Ein starkes Team: Giants-Cheftrainer Hansi Gnad und Geschäftsführer Henrik Fronda

Er ist seit fünf Jahren Chefcoach und hat die Mannschaft nach dem Abstieg in diesem Jahr wieder auf Kurs gebracht. Fast jeden Tag und teilweise mehrfach, trainiert er mit seinem Kader in der Ostermann-Arena. Etwa 15 Spieler sind es. Sie bekommen ein kleines Gehalt, eine Wohnung und ein Auto gestellt. Mehr geht nicht.

In den nächsten Wochen wird sich zeigen, was das Team kann. Denn jetzt startet wieder der Liga-Betrieb. Am Samstag treten die Giants im brandenburgischen Bernau zum Auswärtsspiel an. Und am 3. Oktober sind die Itzehoe Eagles in der Ostermann-Arena zu Gast.

Der Nachwuchs

Aber Fronda geht es nicht nur um die Profi-Mannschaft. Denn die Basketballabteilung des TSV umfasst 21 Mannschaften und hat gut 400 Mitglieder. Und der Verein sowie seine Sponsoren legen großen Wert auf die Förderung der Jugend.

Die versammelt sich aber nicht nur beim TSV in Wiesdorf. Auch in anderen Stadtteilen Leverkusens gibt es Sportvereine mit Basketball-Abteilungen. Darunter auch der TuS Opladen. 

Hier, in der etwas heruntergekommenen Sporthalle der Gemeinschaftsgrundschule Opladen, finden an diesem Donnerstagabend die Jugendtrainings statt. Rechts in der durch einen Stoffvorhang geteilten Halle die Mädchen, links die Jungs. 

Das Mädchentraining leitet heute Goran Tadic. Der Leverkusener spielt selbst seit über 35 Jahren schon Basketball. In den Mannschaften spielen auch seine eigenen Töchter. Eine echte Basketballfamilie: „Wir Serben sind halt basketballbegeistert.“

Ein Mann und eine junge Frau stehen vor einem Basketball-Feld.

Goran Tadic und seine Tocher Nastasija trainieren beide ehrenamtlich Kinder und Jugendliche beim TuS Opladen.

Wie viele der Kinder, die er hier betreut, hat auch er die WM intensiv im Fernsehen mitverfolgt. Seine jungen Sportlerinnen haben auf jeden Fall gemerkt, dass das Interesse am Basketball auf ihren Schulhöfen in letzter Zeit gewachsen ist: „Basketball ist einfach ziemlich chillig“, meint Selin.

Aber warum kommen die ganzen Kinder dann nicht in den Verein? Diese Frage stellt sich Tadic. Denn bei den Vereinsanmeldungen des TuS habe er seit dem WM-Sieg noch keinen Zuwachs feststellen können. Anders sieht das beim TSV aus: „Wir hatten in diesem Monat so viele Anmeldungen, dass wir Jugendliche sogar schon an andere Vereine weiterverweisen mussten“, berichtet Fronda stolz.

Kölner Stadt-Anzeiger

Basketball: Die neue Arbeiter-Strategie der Bayer Giants

An Nachwuchs, um vielleicht irgendwann einmal an seine glorreiche Zeit anzuknüpfen, wird es dem Leverkusener Basketball also auch in Zukunft definitiv nicht fehlen.

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