Museum MorsbroichDie Neue im Team will „nicht für Kuratoren kuratieren“

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Thekla Zell

Thekla Zell

  • Die Kielerin Thekla Zell übernimmt am 1.12. als Kuratorin am Museum die Nachfolge der im Früjahr ausgeschiedenen Stefanie Kreuzer.
  • Im Gespräch erzählt sie von ihrem Interesse für zeitgenössische Kunst.
  • Zudem erklärt sie, warum die Querelen um Morsbroich nicht abschrecken, sondenr anspornen.

Leverkusen  – Frau Zell, Sie sind ab dem 1. Dezember die neue Kuratorin des Museums Morsbroich. Bei dem ging es in den vergangenen Jahren ziemlich drunter und drüber.

Das ist mir natürlich bewusst. Und die Lage derzeit macht es so einer Kultureinrichtung ja auch nicht leichter. Aber genau deshalb ist es für mich ein tolles Zeichen, dass eine Stelle wie die der Kuratorin in Zeiten wie diesen recht zügig neu besetzt wird. Diese Stelle ist jedenfalls ein Glücksfall für mich und ich bin absolut motiviert.

Trotz der Querelen um das Museum, die ja auch abschreckend wirken können?

Ja. Denn so etwas erlebt man häufiger bei derlei Einrichtungen – gerade wenn sie sich in städtischer Hand befinden. Ich habe bislang zwar keinen Einblick in die Leverkusener Kulturpolitik. Aber das hat mich nicht abgeschreckt. Im Gegenteil: Ich sehe derlei Umstände als Ansporn, mich erst recht für einen solchen Ort zu engagieren.

Welche Herausforderungen sehen Sie dabei auf sich zukommen?

Eine Herausforderung ist, das Zukunftsprojekt umzusetzen – inklusive der Gestaltung des Schlossparks. Denn die betrifft mich ja auch, wenn es um etwaige Skulpturen geht, die dort gezeigt werden sollen. Und natürlich geht es um das Ausstellungsprogramm. Ich will nicht für Kuratoren kuratieren, sondern für die Menschen vor Ort. Die will ich abholen. Und dabei werden wir uns absetzen müssen von den vielen Museen, die es drumherum im Rheinland gibt.

Manche Menschen sagen, in Morsbroich müsse mehr Mainstreamkunst gezeigt werden, um vielleicht auch mal Besucher anzulocken, die sonst nicht kommen.

Ich glaube, dass Morsbroich gerade aufgrund seines Konzeptes, zeitgenössische Kunst zu zeigen, die ja meist keine solche Blockbuster-Kunst ist, einen Vorteil und eine Einzigartigkeit besitzt. Wenn man Kunst von Künstlerinnen und Künstlern zeigt, die noch leben und Ausstellungen nicht aus der Sammlung bestreitet, dann kann das ein Anreiz für Besucher sein, Neues kennenzulernen. Eben keine Mainstream-Kunst. Sondern eher: die Zukunft. Zudem verliert man dadurch als Betrachter auch ein wenig die Distanz zur Kunst. Holt sie vom Sockel. Denn: Man kann im besten Fall mit den ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern interagieren. Das ist ein Mehrwert.

Wie lief Ihr Vorstellungsgespräch eigentlich ab? Via Skype?

Nein. Ich hatte das Glück, dass ich noch persönlich zum Gespräch nach Morsbroich kommen konnte. Im Sommer.

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Und wann sind Sie in Ihrem Leben als Kunstexpertin zum ersten Mal auf das Museum gestoßen?

Während meines Studiums in Stuttgart. In einer Vorlesung über die Kunst der 60er Jahre, die mich sehr interessiert – was man ja auch an meinem Engagement für die Zero Foundation und meiner Forschung zur Düsseldorfer Künstlergruppe Zero sieht. In dieser Vorlesung ging es um den damaligen Museumsdirektor Udo Kultermann, der zu seiner Zeit in den 50er und 60er Jahren die neue Kunst förderte. Später dann interessierte mich die Wolf-Vostell-Ausstellung, die 2010 in Morsbroich zu sehen war. Und seit achteinhalb Jahren lebe ich ja im Rheinland und war während dieser Zeit mehrfach vor Ort. Man kennt ja automatisch die Museen im Umkreis.

Apropos „kennen“: Was kannten Sie denn – Hand aufs Herz – neben dem Museum bislang von Leverkusen?

Ich gebe zu: Nur Bayer 04. Und den Konzern Bayer natürlich. Also: Fußball und Medikamente. (lacht) Ach ja: Und Opladen. Denn als wir seinerzeit ins Rheinland zogen, kam das kurzzeitig einmal als Wohnort ins Gespräch, weil es genau zwischen Köln und Düsseldorf liegt. Daraus wurde dann aber doch nichts.

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