NRW-Umweltminister zur Autobahn„So wird man in Leverkusen nicht weitermachen können“

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Unter der Stelzenbrücke diskutieren Rüdiger Scholz und Uwe Richrath mit Umweltminister Oliver Krischer.

Unter der Stelzenbrücke diskutieren Rüdiger Scholz (links) und Uwe Richrath (rechts) mit Umweltminister Oliver Krischer.

Eine ganze Phalanx von Politikern empfängt den neuen Umwelt- und Verkehrsminister des Landes unter der Stelzenbrücke. Oliver Krischer lässt sich das maximal bekämpfte Projekt geduldig erklären. Und zieht erste Schlüsse.

Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, das ist die Reihenfolge in der Amtsbezeichnung von Oliver Krischer. Auch deshalb verbanden sich ein paar Hoffnungen mit dem Besuch des Grünen an der Autobahn in Leverkusen.

Den Kontakt hatte indes der Oberbürgermeister gesucht. Uwe Richrath führte am Donnerstagmittag eine Phalanx von Abgeordneten und Aktivisten aller Couleur an. Sogar AfD-Mann Andreas Keith war mit von der Partie. Er sitzt im Landtag und im Stadtrat – und erklärte den Kampf gegen die Megastelze zum Thema, bei dem Parteipolitik nichts zu suchen habe.

Wer nun glaubte, dass Krischer mit einem ordentlichen Wumms unter der A 1 auftritt und die oberirdische Verdoppelung auf zwölf Fahrspuren als Hexenwerk geißelt, das auf keinen Fall in die Tat umgesetzt werden darf, der irrte sich. Der Minister ließ sich in aller Ruhe vom Oberbürgermeister, dem CDU-Landtagsabgeordneten Rüdiger Scholz und seiner Parteifreundin Nyke Slawik, die Vize-Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag ist, den Planungsstand darlegen.

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Anders gesagt: wo und wie man das „Riesenteil“, wie der OB es auf dem einstündigen Rundgang nannte, noch stoppen kann. Das Urteil des Ministers fiel dann doch deutlich aus: „So wird man nicht weitermachen können.“ Zwölf statt sechs Autobahnspuren, so ein „Zubau hat noch kein einziges Verkehrsproblem gelöst“. Deshalb ergebe die verdoppelte Stelze auch keinen Sinn. Vor allem nicht, wenn sie aufgeständert durch eine Stadt gestemmt wird, die schon heute extreme Verkehrslasten verkraften muss.

Was Krischer denkt, ist auch deshalb besonders wichtig, weil er ab Januar Vorsitzender der Verkehrsminister-Konferenz der Länder ist. Diese Funktion behält er zwei Jahre, gerade die Phase also, in der die Entscheidungen fallen darüber, wie in Leverkusen die Autobahnen ausgebaut werden. Der Job, so sieht es Rüdiger Scholz, verschaffe Krischer den bestmöglichen Zugang zu Bundesverkehrsminister Volker Wissing. In dessen Haus wird letztlich entschieden, auf ihn kommt es an. Ein taktischer Vorteil? Der Vollblut-Politiker Scholz glaubt fest daran.

Viele werden die Sonne nicht mehr sehen

Ob es gelingt, in Berlin ein Umdenken zu erreichen, weiß aber niemand. Klar ist, dass die geplante Gigantomanie in Leverkusen „auf entschiedenen Widerstand stoßen wird“, so der Oberbürgermeister. Die Stelze, die am Bayer-04-Sportpark auf der einen Seite bis an die Plätze und auf der anderen an die Marienburger Straße heranreichen wird, werde nicht nur doppelt so breit: Die bis zu zwölf Meter hohen Lärmschutzwände obendrauf würden dafür sorgen, „dass die Anwohner die Sonne nicht mehr sehen“, beschrieb Aktivist Horst Müller eine weitere Konsequenz der Autobahn-Planung.

Für Bayer 04 hätte der Plan Konsequenzen auf mehreren Ebenen, beschrieb Ulrich Wölfer. Eine davon: „Lindner macht dann zu.“ Hotelbesucher wollen im besten Fall Lärm aus dem Stadion, nicht von einer Autobahn, „die fast durchs Zimmer geht“.

Ein bisschen ideologischen Druck machte Nyke Slawik ihrem Parteifreund: „Wenn wir uns angucken, was in unserer direkten Nachbarschaft passiert, stellen wir fest, dass unsere Worte sich nicht mit unseren Taten decken“. Auch Uwe Richrath findet mit Blick auf die absehbar langen Bauzeiten, die sich bis weit in die 2030er Jahre ziehen werden: „Keiner von uns glaubt, dass das, was wir hier planen, in 25 Jahren noch gebraucht wird.“

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