Radio LeverkusenEin Quereinsteiger „aus der Provinz“ als neuer Chef

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Michael Thuge (33) ist neuer Chefredakteur von Radio Leverkusen.

Leverkusen – Seine Maxime für den Lokaljournalismus im Radio kann sich hören lassen: „Ich halte nicht viel von schnell und dreckig“, sagt Michael Thuge lachend. „Ich will mir Zeit nehmen.“

Soll heißen: Er liebt es, Geschichten aufzutun. Viel Zeit mit den Menschen rund um diese Geschichten zu verbringen. Das Gehörte und Erlebte dann übers Mikrofon und den Äther allen anderen dort draußen ausführlich zu erzählen. Und Michael Thuge kann genau das nun in exponierter Stellung tun: als neuer Chefredakteur von Radio Leverkusen.

Eine Herausforderung

Am 1. Juni trat der 33-Jährige die Nachfolge von Daniel Hambüchen an, der den Sender nach gut zehn Jahren verlassen hatte und ins Stadtmarketing gewechselt war. Für Michael Thuge ist das alles eine Herausforderung, die sich gewaschen hat: In den vergangenen Jahren mauserte sich Radio Leverkusen schließlich zu einem der beliebtesten Lokalsender in NRW und räumte mehrere Radio-Preise ab. Man könnte auch sagen: Was für ein Vermächtnis!

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Aber Bange machen gilt nicht. Würde auch nicht zum neuen Chef passen, dessen bisherige Berufskarriere alles andere als, wenn man so will, gerade verlief: „Ich bin Quereinsteiger“, sagt Michael Thuge. Sprich: Er ist seinen Weg auch ohne zahlreiche Asse im Ärmel und Pfunde, mit denen er wuchern könnte, und ohne Top-Empfehlungen in der Bewerbungsmappe gegangen. Das zeugt von Selbstbewusstsein und Leidenschaft.

Team auf Augenhöhe

Und nicht zuletzt: „Habe ich um mich herum ein tolles Team!“ Eines, in dem sich alle auf Augenhöhe befinden, wie er sagt. Vom Alter, von der Art, von der Radio-Denke. Und das ihn, den vorherigen freien Mitarbeiter, sogar selbst als Chef vorschlug. „Mach‘ Du das doch“, sagten sie zu ihm, als ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht wurde.

Geboren in Brandenburg

Geboren wurde Michael Thuge im Bundesland Brandenburg, „in einem 300-Seelen-Dorf 80 Kilometer südlich von Berlin“. In der Provinz also, wie er selbst sagt. „Logisch, dass ich da so schnell wie möglich raus wollte“, erinnert er sich. „Wie alle jungen Menschen.“

So verschlug es ihn zum Studium nach Leipzig und Paris – Philosophie und Kulturwissenschaften. Seine Freundin, die er bei einem Aufenthalt in Spanien kennenlernte, kam aus Opladen, studierte seinerzeit in Siegen. Er besuchte sie häufig. Und als der dortige Radiosender freie Mitarbeitende suchte, bewarb sich Michael Thuge „einfach mal“. Wurde genommen.

Begeisterung wurde in Siegen geweckt

Von da an war etwas in ihm geweckt: „Ich war sofort begeistert davon, wie viele Menschen man als Journalist kennenlernt und wie viele Geschichten man auftut.“ Es gebe ja praktisch nichts, was man nicht erlebe. Und als es später nach Köln ging, um etwas Anderes kennenzulernen und mit der Herzdame näher an deren Heimat zu sein, wurde Michael Thuge schließlich freier Mitarbeiter bei Radio Köln und dem benachbarten Radio Leverkusen. Und jetzt Chef.

Was man bei all dem nicht vergessen darf: Zwischen den Anfängen in Siegen und heute liegen gerade einmal gut vier Jahre. Michael Thuge – der ansonsten Literatur und vor allem Musik liebt und „ständig“ Konzerte besucht und Schallplatten sammelt – verknallte sich in den Beruf. Und lebt und liebt ihn ausgiebig.

Lebendige und grüne Stadt

Nun in Leverkusen, über das er sagt: „Klar, früher kannte ich nur Bayer 04 und das Bayerwerk. Aber mittlerweile weiß ich, was für eine faszinierende, lebendige, grüne Stadt das ist.“ Er erkundet sie derzeit ausgiebig mit dem Fahrrad, mit dem er jeden Tag aus seiner Noch-Heimat Köln-Müngersdorf hergefahren kommt.

Ein zukünftiger Umzug hierher ist indes alles andere als ausgeschlossen. Damit er eben noch mehr Geschichten auftun kann, die er dann gemeinsam mit seinem Team den Menschen dort draußen erzählt. „Das“, sagt er, „ist die Stärke von Lokalradio.“ Und lacht wieder. Nicht, weil das ein Witz sein soll. Sondern weil er Spaß an der Freude, Spaß an seinem Job hat.

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