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BürgerdialogKrautmachers Wünsche für Schlebusch: Ein Theater und das Schloss als Eventlocation

4 min
Auf der Bühne: Moderator Bert-Christoph Gerhards, Angela Breitrück, Henning Krautmacher und Dirk Müller

Auf der Bühne: Moderator Bert-Christoph Gerhards, Angela Breitrück, Henning Krautmacher und Dirk Müller

Die Schlebuscher waren sich immer selbst genug, darum hat sie die kommunale Neugliederung kaum berührt, ist das Ergebnis einer lebhaften Diskussion.

Hat die kommunale Neugliederung vor 50 Jahren die Schlebuscher berührt? „Nö“, sagt Stadtführerin Angela Breitrück schlicht. Und damit hat sich das Thema des ersten von vier Stadtteilgesprächen des Opladener Geschichtsvereins anlässlich der Gebietsreform eigentlich schon erledigt. Im Freudenthaler Sensenhammer sind sich alle einig: Die Schlebuscher sind ein eigenes Völkchen und waren sich schon immer selbst genug.

Zum Thema geladen hatte der OGV auch Henning Krautmacher, der stolz darauf ist, als eines der letzten Kinder im Schlebuscher „Klösterchen“ geboren worden zu sein. „Wenn mich jemand fragt, wo ich herkomme, dann sage ich nicht: aus Leverkusen. Sondern: aus Schlebusch“, sagt der langjährige Frontmann der „Höhner“. Dagegen ist Dirk Müller, Inhaber des Traditionsgeschäfts „Nähszene“, der „Quoten-Immi“, wie er selbst sagt. Der gebürtige Berliner lebt seit 1995 in Schlebusch. Moderiert wurde die Veranstaltung von Bert-Christoph Gerhards, langjähriger Redaktionsleiter des „Leverkusener Anzeiger“.

Leverkusen ist eine Ansammlung an Ortschaften

„In vielen Gesprächen habe ich gehört: Leverkusen ist keine Stadt, Leverkusen ist eine Ansammlung von Ortschaften“, erzählt Gerhards. Warum gilt Schlebusch mit mittlerweile 24.000 Einwohnern immer noch als „das Dorf“ will er wissen. 

„Ich hatte eine wunderbare Kindheit hier, weil wir alles hatten“, sagt Krautmacher. „Die Schlebuscher sind ein besonders Völkchen, es gibt viel Zusammenhalt, man kennt sich, man hilft sich.“ Im Dorf habe es immer alles gegeben, vom Bäcker und Metzger bis zum Plattenladen, da musste man nicht nach Wiesdorf schauen. „Wir brauchten die Stadt nie“, sagt Breitrück.

Die Besucherplätze im Sensenhammer waren komplett gefüllt.

Die Besucherplätze im Sensenhammer waren komplett gefüllt.

Eins allerdings haben den Schlebuschern doch weh getan bei der Neugliederung, ergänzt sie: „Dass man uns die Straßennamen genommen hat.“ Denn in der Stadt Leverkusen sollte es keinen Straßennamen zweimal geben. Und das traf genau den Lebensraum des jungen Henning Krautmacher.

„Ich bin in der Sandstraße aufgewachsen“, erzählt der Musiker. Die liegt heute in Opladen, seine Straße ist jetzt der Scherfenbrand. „Der Bubi hat in der Herman-Löns-Straße gewohnt, da haben wir uns immer getroffen.“ Das ist heute die Robert-Medenwald-Straße. Und zur Realschule ist er in die Mittelstraße gegangen. Die heutige Montanus-Realschule liegt an der Steinbücheler Straße.

Verlust von Kino und Schwimmbad schmerzt

Noch mehr schmerzen die Ur-Schlebuscher bis heute Verluste in ihrem Dorf. „Unser Kino is fott“ hat Krautmacher in einem Lied verarbeitet, auch das Schwimmbad Auermühle vermissen alle sehnsüchtig. „Ja, ich bin auch nachts über den Zaun und war nackig baden“, gesteht Krautmacher. Die Sommererinnerung seiner Jugend sei aber: „Ein Jitta, alle drömeröm“. Handtuch auf der riesigen Liegewiese, Gitarre, Freunde: „Es war göttlich“. Breitrück erinnert sich, wie sie und ihre Freunde Abends den Müll gesammelt hätten, um eine Freikarte für den nächsten Tag zu bekommen.

Vom Start weg war das Freibad Auermühle ein beliebter Treff­punkt für Jung und Alt. Das zweite Le­ver­ku­se­ner Freibad wurde bewusst in Schle­busch an­ge­sie­delt, weil der po­li­ti­sche Wille den Ortsteil als zweites Zentrum der Stadt ansah.

Beliebter Treff­punkt: Das Freibad Auermühle

Das ist Vergangenheit. Aber ist das Schlebusch von heute immer noch gut aufgestellt. „Ja“, findet Dirk Müller. Spezialisierung sei das Zauberwort. „Nur 20 Prozent unserer Kunden kommen aus Leverkusen, der Rest reist aus dem Umland an.“ Hochwertige Stoffe, ausgefallene Knöpfe und kompetente Nähberatung gibt es nur noch selten. „Und wenn jemand zu den Knöpfen passende Ohrringe will, dann schicke ich ihn in die Goldschmiede gegenüber und die machen das. Wo gibt es das noch?“ Auch die Gastronomie funktioniere hier noch gut, weil die Schlebuscher gerne ihrem Dorf treu bleiben. „Die Jungs machen was richtig und die Schlebuscher wissen das zu schätzen“, fasst Krautmacher zusammen.

Kulturbereich hat Nachholbedarf

Woran fehlt es Schlebusch noch? Ein kleines Theater würde Krautmacher sich wünschen, im Zentrum, vielleicht im alten Bürgermeisteramt. „Sowas Gemütliches, das würden die Schlebuscher bestimmt annehmen.“ Eine Zuschauerin vermisst den Künstlerverein „Spektrum“ und damit die Möglichkeit, eigene Kunst auszustellen. „Der Kulturbereich hat noch Nachholbedarf.“ 

Das bringt Gerhards zu der Frage, was mit dem Schloss Morsbroich ist, das zwar strenggenommen in Alkenrath steht, aber damit immerhin zum Bezirk Schlebusch. Da gerät Krautmacher in Fahrt: „Ich habe keine Ahnung, warum am Schloss nicht mehr passiert, das ist doch eigentlich großartig.“ Er bekomme überhaupt nicht mit, was dort so angeboten wird. „Wir leben in Zeiten von Social Media, da muss man doch von sich reden machen!“ Seiner Meinung nach fehle einer, „der es in die Hand nimmt“. Krautmacher schwebt eine Eventlocation vor: „Setzt da mal einen privaten Investor rein, der da tolle Veranstaltungen macht.“ 

Außen Waschbeton und innen klingt wie es im Eimer.
Henning Krautmacher über das Forum

Das Forum jedenfalls ist für Krautmacher keine Alternative: „Außen Waschbeton und innen klingt wie es im Eimer, außer der Theatersaal, der ist schön.“ Hierfür gibt es Widerspruch aus dem Publikum: „Das ist ein tolles Gebäude“, rufen mehrere Zuschauer. „Für mich ist dat Ding ein Betonschuppen, überhaupt nicht anziehend“, bleibt Krautmacher bei seiner Meinung.

Zum Ende sammelt Gerhards noch weitere Wünsche: Breitrück wünscht sich einen Flohmarkt, „der nicht an städtischen Gegebenheiten scheitert.“ Aus dem Publikum kommt der Wunsch nach mehr Grün und einem Trinkwasserbrunnen in der Fußgängerzone. Den Lindenplatz könne man als Treffpunkt schöner gestalten. 


Die nächsten Bürgerdialoge „Im Blickfeld“ des OGV

Bergisch Neukirchen Donnerstag, 28. August, 19 Uhr, DRK-Begegnungsstätte, Burscheider Straße 178

Hitdorf und MonheimDienstag, 2. September, 19 Uhr, Villa Zündfunke, Hitdorfer Straße

Wiesdorf Dienstag, 30. September, 19 Uhr, Forum, Agam Saal, Am Büchelter Hof 9