Sparkasse LeverkusenNoch keine faulen Kredite wegen Corona

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Ab Montag im Amt: das neue Vorstandsduo Saskia Lagemann und Markus Grawe.

Leverkusen – Das erste Corona-Jahr hat nicht nur bei den Kunden und den 521 Beschäftigten der Sparkasse Spuren hinterlassen, sondern auch in der Bilanz der weitaus größten Bank in Leverkusen. Der Reingewinn ist um 400.000 Euro auf 2,4 Millionen gesunken – unter anderem, weil die Sparkasse sich stärker gegen Kreditrisiken absichern muss. Allerdings habe man diese Vorsorge nur „ganz leicht“ ausbauen müssen, sagte am Donnerstag Markus Grawe, der ab Montag den Vorstandsvorsitz übernimmt. Der wegen einer schweren Krankheit ausscheidende Rainer Schwarz hatte dem neuen Führungsduo mit Grawe und Saskia Lagemann das Feld bereits überlassen.

Natürlich, so Grawe, habe die Corona-Pandemie das Geschäft in allen Bereichen beeinflusst. Aber die wirtschaftlichen Folgen seien noch überschaubar, „Kreditausfälle hatten wir noch nicht“. Das liege auch daran, dass die Sparkasse als Finanzierer des Mittelstands in der Krise nach der Devise handle: „Wer vor Corona ein tragfähiges Geschäftsmodell hatte, wird das auch nachher haben. Den begleiten wir auch durch die Krise.“

Nicht nur Hilfspakete

Das Volumen der Corona-Hilfskredite habe bei knapp 30 Millionen Euro gelegen; dabei habe die Sparkasse nicht nur Geld aus den Programmen von Bund und Land weitergegeben, sondern auch eigenes. Der Blick auf das gesamte Geschäft mit neuen Darlehen zeigt aber, dass die Nothilfen nicht alles überlagert haben: Insgesamt reichte die Sparkasse 148 Millionen Euro an Unternehmen aus, das sind rund 50 Millionen weniger als 2019.

Wiederum deutlich mehr Gewicht hatte die Finanzierung von Immobilien: Neue Darlehen in diesem Bereich summierten sich auf 390 Millionen Euro. Auch das sind gut 50 Millionen weniger als im vorigen Jahr. Trotzdem ist der Vorstand recht zufrieden mit dem Kreditgeschäft. Das Volumen insgesamt wuchs um fast sieben Prozent auf jetzt 3,26 Milliarden Euro, wobei Unternehmen hier mehr Anteil am Wachstum hatten.

Keine Bedenken gegen Rentenregel

Die Abmachung mit dem aus Krankheitsgründen ausscheidenden Vorstandschef hält Markus Grawe für korrekt. Der Verwaltungsrat der Sparkasse hat mit Rainer Schwarz verabredet, dass er ohne Abzüge beim Ruhestandsgehalt gehen darf, obwohl er erst 55 Jahre alt ist. Erhard Schoofs von der Bürgerliste, der selbst im Verwaltungsrat sitzt, hält das für nicht korrekt und will die Regelung von der Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungen prüfen lassen. Grawe glaubt nicht, „dass uns von dieser Seite Ungemach droht“ . (tk)

Der Immobilienboom und die daraus resultierenden Hypotheken-Darlehen könnten das Bank-Geschäft noch sehr viel mehr befruchten – wenn es denn genügend Objekte gäbe. Vor dem Hintergrund der Knappheit sind 73 selbst vermittelte Objekte noch ein ziemlich guter Wert. Voriges Jahr war es auch nur eins mehr.

Nachhaltige Fonds sind gefragt

Wer in der Epoche ohne Zins keine Immobilie kauft, sieht sich bei den Wertpapieren um. Auch dieser Trend zeigt sich in der 2020er Bilanz der Sparkasse. Die Umsätze in diesem Segment sind weiter gestiegen, nämlich um zwölf auf 415 Millionen Euro. 2018 bewegte die Sparkasse hier noch 372 Millionen Euro.

Wie das Geld angelegt wird, werde auch immer wichtiger, sagte Grawe auf Anfrage. Nachhaltige Investmentfonds seien „ein echtes Thema“, auch wenn es sehr komplex sei. Die Sparkasse und ihre Fondsgesellschaft Deka betrachteten das Thema nicht nur nach ökologischen Gesichtspunkten, sondern auch nach sozialen. Das macht es einfacher, zu jedem konventionellen Investmentfonds eine nachhaltige Alternative anzubieten.

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Die Ertragslage bewerten Markus Grawe und Saskia Lagemann als „zufriedenstellend, nicht gut“. Der Zinsüberschuss ist um 1,3 auf 56,5 Millionen Euro zurückgegangen – der Druck ist nahe der Null-Linie einfach zu hoch. Dafür konnte der Provisionsüberschuss um knapp neun Prozent auf 22 Millionen Euro ausgebaut und der Verwaltungsaufwand um 900.000 auf 53,5 Millionen verringert werden.

Deutlicher Schub bei der Digitalisierung

Filialen phasenweise zu, wenig Betrieb im Lockdown insgesamt: Die Pandemie hat bei der Sparkasse für einen gehörigen Schub bei der Digitalisierung gesorgt. Die Zahl der Gespräche mit Beratern im Internet ist auf 13 600 gestiegen – ein Plus von 178 Prozent. Dazu kamen rund 192 000 Telefonate, was einer Steigerung von 28 Prozent entspreche. Mit knapp 138 000 habe auch die Zahl der kontaktlosen Zahlungsvorgänge deutlich zugenommen. „Unsere elfte Filiale“ – also die Internetseite der Sparkasse habe gut fünf Millionen Zugriffe gehabt, sagte Markus Grawe.

Der schnelle Umzug vieler Beschäftigter nach Hause habe gut funktioniert. „Da hat es sich ausgezahlt, dass wir vorher schon Home-Office hatten“, so Saskia Lagemann, bisher auch Personalchefin und ab März im Vorstand der Sparkasse. Ein paar Endgeräte habe man noch angeschafft – „niemand arbeitet auf dem eigenen PC“, so Grawe. Allein aus Gründen der Datensicherheit sei das unabdingbar im Bankgeschäft. Für tiefgreifende Beratungen eigneten sich Videokonferenzen noch nicht. Dafür gebe es Verabredungen mit Sicherheitsabstand. (tk)

Am Corona-bedingten, massiven Ausbau der Heimarbeit hat das aber nicht gelegen. Die Pandemie hat das Leben auch der Bänker trotzdem sehr bestimmt.

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