Stadtplanung in LeverkusenDie kniffligsten Projekte sollen in neue Hände

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Blick in den weitgehend verlassenen Boulevard der City C. Links geht ein Mann aus dem Bild.

Die Stadtteilentwicklungsgesellschaft soll sich auch um die City C kümmern.

Die Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort bekommt eine Menge neuer Aufträge: Neben der City C soll das Team den Ausbau der Berufsschulen, einen neuen Bahnhof und das Kreativquartier in Wiesdorf vorantreiben. 

Der Anlauf war lang und voller Verzögerungen. Inzwischen aber hat sich die Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort etabliert. Ein bisher sechsköpfiges Team um die beiden Geschäftsführer Björn Krischick und Michael Molitor hat Büros in der Haus-Vorster-Straße bezogen und sich zunächst einmal in das komplexe Thema City C eingearbeitet. Ziel ist, die seit Jahren beinahe leer stehende Ladenpassage wiederzubeleben.

Damit sollen Krischick und Molitor eine Aufgabe zu Ende bringen, die ein Vorgänger des Stadtkämmerers ehrenamtlich angefangen hatte: Rainer Häusler hatte vor mehr als fünf Jahren mit dem ebenfalls ehemaligen Leiter der städtischen Gebäudewirtschaft, Gert Geiger, ein Konzept erarbeitet, das der vor 50 Jahren erbauten City C eine Zukunft bescheren sollte. Dann passierte lange überhaupt nichts.      

Molitor tut es für 520 Euro im Monat

Seit Mai hat der erfahrene Projektentwickler Krischick die Sache übernommen; ihm zur Seite steht mit Michael Molitor der Hüter der Stadtfinanzen, der die SWM seit ihrer Gründung nebenbei geleitet und so seinen Ruf untermauert hatte, Uwe Richraths Allzweckwaffe zu sein. Eigentlich hätte Molitor seinen Nebenjob als Starthelfer zum Jahresende aufgeben sollen. Nun soll er noch einmal verlängern, und zwar für ein komplettes weiteres Jahr.

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Das steht in einer Vorlage, die der Stadtrat nächsten Montag mit hoher Wahrscheinlichkeit verabschieden wird. Weil es per definitionem nicht mehr als ein Nebenjob sein soll für Molitor, wird der Kämmerer entsprechend bescheiden bezahlt: 520 Euro im Monat, das ist jetzt der Tarif für einen Minijob.

Gehaltsdeckel definiert

Das nimmt sich skurril aus, denn der Hochkaräter Krischik spielt in einer ganz anderen Gehaltsliga. Als im Rahmen der SWM-Gründung über das Salär des künftigen Geschäftsführers nachgedacht wurde, fühlte sich der Stadtrat bemüßigt, einen Deckel zu definieren: Dem Chef der Stadt-Tochter sollte maximal doppelt so viel gezahlt werden wie dem Oberbürgermeister. Und der bekommt reichlich 10.000 Euro brutto im Monat.

Molitor gibt also den Co-Geschäftsführer weiterhin für einen Bruchteil des Gehalts. Was den Hüter der Stadtfinanzen kein bisschen stört, sagt er: „Mir geht es um die Sache“, erklärte Molitor am Mittwoch auf Anfrage.

Drei Projekte mehr

Nun hat es nichts mit dem stattlichen Gehalt des SWM-Chefs oder der personell ordentlichen Ausstattung der Gesellschaft zu tun, dass ihr Aufgabenfeld – ebenfalls mit einem Ratsbeschluss am Montag – kräftig erweitert werden soll: Neben der City C soll die Stadtteilentwicklungsgesellschaft die Entwicklung des Kreativquartiers an der Niederfeldstraße im Wiesdorfer Westen vorantreiben.

Eine Skizze vom westlichen Rand Wiesdorfs mit der Niederfeldstraße

Auch das Kreativquartier an der Niederfeldstraße in Wiesdorf soll die SWM übernehmen

Dazu kommt ein Konzept für einen neuen Bahnhof – egal, ob der nun weiterhin „Leverkusen-Mitte“ oder „Leverkusen Hbf.“ heißt. Das dürfte nicht unkompliziert werden, weil die Deutsche Bahn die wichtigste RRX-Station zwischen Köln und Düsseldorf nicht mit einem adäquaten Gebäude ausstatten will. Das heißt für die SWM auch hier: Einen Investor suchen, ein Konzept machen, mit der Deutschen Bahn verhandeln.

Womöglich noch komplexer ist das dritte zusätzliche Projekt, das nun aus dem chronisch unterbesetzten städtischen Baudezernat an die Tochter SWM übergehen soll: die Erweiterung des Berufsschulcampus an der Bismarckstraße. Der liegt zum Glück noch in Manfort, die SWM hat also dort ein Mandat. Die bestehenden Gebäude sollen umgebaut, weitere hinzugefügt werden. Die Spezialität: Die Berufsschulen gehören nicht der Stadt, sondern dem Baukonzern Hochtief, der sie vor vielen Jahren von der Stadt übernommen, auf eigene Kosten saniert und wieder an die Stadt vermietet hat. Die Verträge laufen noch geraume Zeit.

Wie man unter diesen Bedingungen große Veränderungen ins Werk setzt? Die Macher bei der SWM werden Antworten finden müssen. Co-Chef Michael Molitor weiß allerdings: „Zwei Systeme an der Bismarckstraße wären nicht so günstig.“ Was er meint: Die Stadt sollte dort am besten nicht wieder Bauherr werden. Sondern ein privater Investor.  

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