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Trainings- und Rehazentrum in LeverkusenWie die Profis in der „Bayer-Werkstatt“ fit gemacht werden

Lesezeit 3 Minuten

Auch Stürmer Stefan Kießling weiß die Vorzüge der dreigeteilten Eiskammer zu schätzen, die per Video und Sprachsteuerung überwacht wird.

Leverkusen – Die einen sprechen von einer Wohlfühl-Oase der besonderen Art, andere schlicht von der „Bayer-Werkstatt“. Gemeint ist das imposante Trainings- und Rehazentrum im dritten Stock des Westgebäudes der BayArena, eine der europaweit wohl besten Einrichtungen dieser Art – nur zugänglich mit einer Chipkarte. Auf einer Fläche von mehr als 2000 Quadratmetern sind eine Vielzahl modernster Geräte zu bewundern, zudem so bezeichnete Hypoxiekammern, in der ein Höhentraining bis zu 6000 Meter simuliert werden kann, und eine dreigeteilte Kältekammer. Ein großzügiger Loungebereich mit angeschlossener Außenterrasse gehört ebenfalls dazu.

Hohe Ansprüche

Nur vom Feinsten für die Fußballprofis, schließlich ist der Körper deren Kapital und zugleich das von Bayer 04. Dass der Bundesliga-Klub stark daran interessiert sein muss, dieses Kapital erfolgsorientiert einsetzen zu können, liegt auf der Hand. Selbst die kleinste Verletzung eines Spielers könnte beispielsweise die Teilnahme an der Champions-League-Teilnahme kosten, einhergehend mit einem Verlust von Millionen im zweistelligen Euro-Bereich.

Da spielt der finanzielle Aufwand für die Ausstattung des Gesundheitsparks mit exquisiten Geräten, gemunkelt wird von einem siebenstelligen Euro-Betrag, eine eher untergeordnete Rolle. Schließlich ist der Anspruch von Bayer 04 nicht nur sportlich im Konzert der großen Europas mitzumischen, auch die „Werkstatt“ soll den besten verfügbaren Entwicklungsstand anbieten.

Persönlicher Code

An jedem Trainingsgerät können die Profis ihren persönlichen Code eingeben. Im Anschluss daran wird jeder durch sein individuelles Programm geführt. Wie zum Beispiel Charles Aránguiz, der sich nach seinem Achillessehnenriss im August im Aufbautraining befindet. Alle Daten laufen in einem Zentralrechner zusammen. Damit soll eine bessere Qualitätskontrolle und zudem ein sehr genaues Profil jedes einzelnen Spielers gewährleistet werden. Kein Wunder, dass also gerne mal vom gläsernen Profi die Rede ist. Wie meinte doch scherzhaft ein Bayer-04-Mitarbeiter: „Wenn einer abends mal ein Glas Wein zu viel getrunken hat, weiß der Trainer am Morgen danach Bescheid, ob es Rot- oder Weiß-, trockener oder süßer Wein war.“

Zur Werkstatt gehört auch das Icelab. Etwa 150.000 Euro sollen für die Anschaffung dieses Kältebereichs investiert worden sein. Deren drei Kammern werden mit Video und Sprachsteuerung überwacht. Außer den Bayer-04-Fußballern haben etliche Stars aus diversen Sportbereichen, darunter NBA-Basketballer Kobe Bryant, die Eiszeit im Leverkusener Zentrum erlebt.

Badekleidung, feste Schuhe, Ohr- und Mundschutz, nicht zu vergessen Handschuhe – mit dieser Ausrüstung geht’s für eine Minute, maximal für drei Minuten, rein in die dreigeteilte Tiefkühlkammer. Die Kälte-Stationen: Erst minus zehn Grad, dann minus 60 Grad, schließlich minus 110 Grad – und dann zurück. Wozu das?

Überlastung vermeiden

Durch Kältetherapie soll die Regeneration der Spieler gefördert und Überlastung von Muskeln und Gelenken vermieden werden. Trockene Kälte aktiviert die Blutzirkulation besser. Das sei gerade bei Blutergüssen oder Bänderverletzungen wichtig, behaupten Mediziner. Außerdem beeinflusse die extreme Kälte die Schmerz- und Temperaturrezeptoren in der Haut und wirke somit direkt auf das Nervensystem des Patienten.

Die Zeiten, in denen noch regelmäßig kiloweise Eis besorgt und Bäder vorbereitet werden mussten, gehören bei Bayer 04 längst der Vergangenheit an. Zudem wird die kalte Luft im Icelab als wesentlich angenehmer empfunden als Eiswasser. Ein Grund mehr, warum die Werkstatt eher als Wohlfühl-Oase denn als Folterkammer bezeichnet wird.