Wertvolle Böden in LeverkusenParabraunerde ist überall wichtig

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Gut 40 Zentimeter dick ist die Schicht aus Parabraunerde in Hüscheid, zeigen Frank Pathe und Martina Schultze.

Leverkusen – Die geplante Öko-Siedlung am Bohofsweg war nur der Anfang. Inzwischen rücken die extrem wertvollen Parabraunerden im Zusammenhang mit dem Bau der Ferngasleitung um die Stadt in den Blick, und auch gegen den Plan, an der Autobahn 1 einen Lkw-Rastplatz zu bauen, wird neuerdings mit dem Bodenschutz argumentiert.

Schön und gut, findet Frank Pathe. Aber der Mann von der Klimaliste ist überhaupt nicht der Meinung, dass nur dann mit dem Bodenschutz argumentiert werden sollte, wenn es um missliebige Projekte wie die Erdgas-Fernleitung oder den Lkw-Parkplatz an der A 1 geht, den die Stadtverwaltung mit aller Macht verhindern will. Der Diplom-Ökologe will, dass die wertvollen Böden bei allen Bauplänen eine Rolle spielen. Aus einem einfachen Grund: „Wenn die einmal weg sind, kommen sie nicht wieder.“

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Parabraunerde ist nicht selten, wie diese grobe Übersichtskarte der Stadt Leverkusen zeigt. Die braunen Flächen zeigen die Vorkommen der besonderen Erdsorte.

Wie fragil das System ist, zeigt Pathe dann auch nicht am Beispiel eines Baugebiets. Er bittet an einen Feldrand in Neuenkamp am Waldrand. Während sich im Wald leicht einen knappen halben Meter tief graben ließ, sieht das ein paar Meter weiter am Rand eines Feldes schon ganz anders aus: „Hier bin ich kaum in den Boden gekommen“, berichtet er am Freitag.

Feinster Lößlehm

Und die Schichtung, die man an beiden Stellen bei identischem Boden erkennen kann, nimmt sich erstaunlich unterschiedlich aus: Im Wald ist die organische Schicht knapp zehn Zentimeter dick, darunter ist die in den vergangenen Monaten berühmt gewordene Parabraunerde. „Feinster Lößlehm“, hier und da von Wurzeln durchdrungen, ein klares Zeichen dafür, dass er nicht verdichtet ist und seine ökologisch wichtige Funktionen erfüllt: als Puffer und Regler für den Wasserhaushalt, was eine starke Fruchtbarkeit mit sich bringt. „Wir haben hier eine Bodengüte von rund 75“, ordnet Pathe den Wert ein, auf einer Skala von Null bis 105.

Deshalb wird er mit großem Ertrag bewirtschaftet. Was das mit dem Boden macht, sieht man am Feldrand: Die organische Schicht ist nur einen Daumen dick, der Lößlehm sehr hart. Eine Folge der Bearbeitung durch den Bauern, die Martina Schultze, ebenfalls in der Klimaliste engagiert, deshalb kurzsichtig findet.

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Verdichteter, weil von landwirtschaftlich genutzter Boden am Feldrand nebenan

Dass der Blick auf den Boden keine Spinnerei von Radikal-Ökos ist, hat die Klimaliste jetzt auch schriftlich. In einer Antwort auf einen Fragenkatalog der CDU-Fraktion zum vorerst kassierten Bebauungsplan für die Siedlung am Bohofsweg lässt das Baudezernat keinen Zweifel an der Bedeutung aufkommen: „Der Bodentyp Parabraunerde ist nicht selten, aber besonders wertvoll.“ Der Bodentyp, der auf den Höhen im Osten der Stadt, aber auch in Hitdorf und Rheindorf vorkommt, heißt es weiter, „stellt einen besonders wichtigen Baustein des Naturhaushaltes dar“.

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Für Frank Pathe und die Klimaliste bedeutet das in der Konsequenz, dass man solche Böden auf keinen Fall mit Häusern zustellen sollte.

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