Land appelliert an MotorradfahrerBiker sollen bei Touren in NRW mehr Rücksicht nehmen

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Solingen – Runter vom Gas und möglichst wenig Lärm machen. Vor einer Woche hätte Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) mit diesem Appell an die Biker-Szene im Land wohl kaum eine Kamera auf sich gezogen.

Doch seit feststeht, dass NRW im Herbst einen neuen Ministerpräsidenten braucht, weil Armin Laschet nach der Bundestagswahl seinen Platz in jedem Fall in Berlin sieht, ist der bei Motorradfahrern im Bergischen Land beliebte Biker-Treff „Café Hubraum“ in Solingen an diesem Montag eine Polit-Bühne. Dabei geht es zuvorderst nur um ein paar Motorradfahrer, die im Mai auf 150 Großplakaten und im Netz für die Landesinitiative „Ich bin #leiserbiker. Gas runter! Lärm runter!“ werben.

Rücksicht und Respekt

Vor Beginn der Motorradsaison wolle das Land damit ein Zeichen für mehr Achtsamkeit, Rücksicht und Respekt auf der Straße setzen, sagt Wüst. „Man kann mit Tempo 50 in ganz verschiedenen Gängen fahren und ganz unterschiedlichen Lärm produzieren.“ Wüst setzt auf die freiwillige Selbstverpflichtung der Motorradszene, die möglichst leise durch die Saison fahren soll, damit diese „neben den Bikern auch den Anwohnern im Garten und auf der Terrasse Freude bereitet“.

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Was für die Biker gilt, trifft auf die NRW-CDU bis zur Bundestagswahl erst recht zu. Die will, was die Laschet-Nachfolge angeht, möglichst personalgeräuscharm durch den Wahlkampf touren. Mit Achtsamkeit, Rücksicht und Respekt. Dass Wüst liebend gern das Laschet-Erbe antreten möchte, ist allenthalben bekannt und so beantwortet er konsequent alle Fragen danach damit, dass sich diese Frage derzeit nicht stelle.

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Das nennt man angemessene Fahrweise. Die Motorradfahrer, die das Land für die Plakataktion gewinnen konnte, haben damit kein Problem. „Es macht Spaß, leise zu fahren. Man braucht keinen Gehörschutz“, sagt Martin Lohmann, der seit 31 Jahren auf zwei Rädern unterwegs ist.

Ingo Kramer ist eher durch Zufall zu der Aktion gekommen. „Ich habe meinen Jungen auf meiner Harley fotografiert und das Bild auf Facebook gepostet. Das hat ein Reporter gesehen. So bin ich zum Foto-Shooting gekommen.“ Kramer fährt eine Harley. Sein Motto: „Man braucht den Lärm nicht, die Maschinen fahren auch so.“ Das Hauptproblem seien illegale Auspuffanlagen. „Das wird von der Polizei auch stark kontrolliert wird. Wenn man erwischt wird, fährt man mit dem Taxi nach Hause.“ Kramers Empfehlung: „Gas runter, Gang höher schalten, legale Technik benutzen.“ Simple Regeln, die auch für Wüsts Ministerpräsidenten-Bewerbung gelten könnten.

Doch jetzt kommt erstmal der Sommer und davor das lange Vatertagswochenende über Christi Himmelfahrt. An der Initiative können sich alle Motorradfahrer beteiligen, indem sie ein Foto hochladen und mit der „Ich bin #leiserbiker“-Bildmarke in ihre sozialen Netzwerke stellen, sagt Wüst.

Zulassungsrekord in NRW

NRW ist neben Baden-Württemberg mit dem Schwarzwald und Bayern mit dem Voralpenland von Motorradlärm besonders betroffen. Zehn Streckensperrungen in NRW meist nur an Wochenenden und Feiertagen umfasst eine aktuelle Liste des Bundesverbandes der Motorradfahrer (BVDM). Hinzu kommen örtliche Nachtfahrverbote für Motorräder.

„Auf unsere Initiative hin hat der Bundesrat zwar die Bundesregierung zum Handeln aufgefordert“, so Wüst. „Aber all das dauert zu lang.“ Hintergrund der Aktion, die der Landtag beschlossen hat, ist auch die stark gestiegene Zahl der Motorräder in NRW: Allein in 2020 wuchs die Zahl der Neuzulassungen um mehr als 11.000 auf 41.600.

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