Das oberbergische Frauenhaus hilft bei einem Neubeginn. Zum Aktionstag am Dienstag gibt es Informationen in Gummersbach.
Frauenhaus OberbergDer Ausbruch aus der Gewaltspirale braucht viel Mut

Neun Frauen und bis zu 15 Kinder können im Frauenhaus Oberberg Schutz finden.
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Auch in diesem Jahr machen die Vereinten Nationen am kommenden Dienstag, 25. November, mit dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ weltweit darauf aufmerksam, dass körperliche, psychische oder sexuelle Gewalt vielerorts zur alltäglichen Erfahrung von Frauen gehören. Die Weltgesundheitsorganisation WHO benennt in einer Studie Gewalterfahrungen als eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen.
Um hier zu helfen, gibt es ein bundesweites Netz von Frauenhäusern. In Oberberg ist der Caritasverband Träger des Frauenhauses. Nicole Schneider ist seit neun Jahren die Koordinatorin des Fachdienstes Frauen im Caritasverband für den Oberbergischen Kreis und sagt, das Frauenhaus sei ihr eine Herzensangelegenheit.
Das ganze Leben neu denken
„Wegsehen ist keine Option, wenn Frauen Gewalt erfahren, sei es körperlich, psychisch oder sexuell.“ Sie bemühe sich, immer wieder bei Infoveranstaltungen für das Thema zu sensibilisieren. Auch am Infostand am 25. November, im Gummersbacher Forum, wird es von 10 bis 16 Uhr viele Informationen rund um das Frauenhaus geben.
Dessen Adresse ist selbstverständlich nicht öffentlich und wird geheimgehalten. Neun Frauen und bis zu 15 Kinder können im Frauenhaus Oberberg Schutz finden. In der Regel ist es so, dass die Frauen sich telefonisch melden und dann in ein Haus vermittelt werden, dass nicht in unmittelbarer Nähe des Wohnortes liegt. „Das gewährt mehr Schutz“, erläutert Nicole Schneider. Sie sagt zudem, dass sie den Mut der Frauen bewundert: „Sie müssen sich trauen, anzurufen, um aus einer oft jahrelangen Gewaltspirale auszubrechen. Sie kommen zu fremden Menschen, an einen fremden Ort, können nur sehr wenig mitnehmen und müssen ihr Leben ganz neu denken. Das ist herausfordernd.“
Mitarbeiterinnen helfen den Schutzsuchenden
Wer nach Oberberg kommt, wird am Bahnhof abgeholt und zum Frauenhaus gebracht. Dort heißt es, erst einmal zur Ruhe kommen. Am nächsten Tag kann ein Gespräch mit einer Sozialarbeiterin stattfinden. Wer mehr Zeit braucht, um sich zu sammeln, bekommt sie, wird auf Wunsch mit Beratungsstellen vernetzt. Unterstützt werden die Frauen natürlich auch, wenn sie in der Notaufnahme des Krankenhauses Verletzungen versorgen lassen müssen, bei der Polizei Anzeige erstatten möchten oder rechtlichen Beistand brauchen. Im Team mit Nicole Schneider kümmern sich eine weitere Sozialarbeiterin, eine pädagogische Fachkraft und eine Hauswirtschafterin um die Frauen und Kinder.
Die derzeitige Verweildauer der Frauen, so hat Nicole Schneider beobachtet, habe sich von drei bis sechs Monate auf ein halbes bis zu einem Jahr erhöht. „Bis der Alltag der Frauen sich wieder entspannt, braucht es Zeit, denn alle kommen mit einem großen Rucksack voller schrecklicher Erfahrungen. Dazu gehören Gewalt, Flucht oder auch Schulden.“ Hilfe bekommen die Frauen bei der Suche nach einer Wohnung oder einer Arbeitsstelle. Da der Standort des Frauenhauses geheim bleibt, wird die Adresse der Caritas an der Talstraße bei allem Schriftverkehr angegeben.
„Meine Arbeit macht mich oft traurig, einfach weil sie nötig ist. Aber sie ist auch erfüllend, wenn ich sehe, dass die Frauen wieder in ein selbstbestimmtes Leben zurückfinden“, ist Nicole Schneider überzeugt. Wer das Frauenhaus braucht, findet Infos dazu im Internet.
Aktionen in Gummersbach am Tag gegen Gewalt an Frauen
Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen gibt es am kommenden Dienstag, 25. November, von 10 bis 16 Uhr, im Einkaufszentrum Forum auf dem Steinmüllergelände mehrere Aktionen. Dabei sind Beratungsstellen, Organisationen und Initiativen, wie der Fachdienst Frauen des Caritasverbands Oberberg, die Koordinatoren der Frühen Hilfen der Jugendämter, Jugendförderung, Jugendpflege und der erzieherische Kinder- und Jugendschutz der Jugendämter, das Netzwerk ASS, Netzwerk Oberberg „No - Gegen Gewalt“, Nina + Nico, der Opferschutz der Kreispolizeibehörde, Regional AG Gleichstellung Oberberg, VSB gemeinnützige gGmbH sowie der Weisse Ring.
Sie beteiligen sich mit Infoständen, Mitmachaktionen sowie einer Ausstellung, um über das Thema Gewalt an Frauen und Mädchen aufzuklären und Hilfsangebote aufzuzeigen. Unter anderem wird ein aus Kinderschuhen bestehendes Mahnmal die Mädchen und Jungen symbolisieren, die von häuslicher Gewalt betroffen sind.
Bereits am Freitag, 21. November, werden Städte und Gemeinden im Oberbergischen Kreis mit Flaggen von Terre des Femmes ein Zeichen gegen Gewalt, Diskriminierung und Unterdrückung setzen. In Gummersbach wird um 9.30 Uhr die Flagge vor dem Rathaus gehisst. (bs)

