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KonklaveWas erwarten Katholiken aus Oberberg vom neuen Papst? Wir haben bei drei gefragt

Lesezeit 5 Minuten
Papst Franziskus ist von hinten zu sehen.

Mit Spannung schauen in dieser Woche viele nach Rom, wo die Wahl eines neuen Papstes beginnt. 

Die ganze Welt schaut seit dem Tod von Papst Franziskus nach Rom und auf das Konklave. Doch wie wird diese Wahl in Oberberg wahrgenommen?

Die ganze Welt schaut seit dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag nach Rom und in diesen Tagen gespannt auf das Konklave und die Wahl eines neuen Papstes. Doch wie wird diese Wahl in Oberberg wahrgenommen? Was wünschen sich die oberbergischen Christen, insbesondere die in der katholischen Kirche engagierten, vom künftigen Papst? Und ist das Wirken des Oberhauptes der katholischen Kirche überhaupt auf lokaler Ebene der einzelnen Kirchengemeinden spürbar? Wir haben nachgefragt.

Christoph Bersch: „Alltagssorgen im Blick“

„Ich finde es faszinierend, dass die gesamte Welt über den Tod von Papst Franziskus bewegt ist“, sagt Kreisdechant Christoph Bersch, der in der namensverwandten Kirche St. Franziskus in Gummersbach gleich nach Bekanntwerden des Todes in der Heiligen Messe für den Papst betete. „Er war ein wichtiger Botschafter des Friedens, der sich vor allem für Arme eingesetzt hat.“

Das, was Papst Franziskus vorgelebt hat, habe man auch in den Gemeinden im Kölner Erzbistum versucht umzusetzen, unter anderem beim Flüchtlingsprojekt „Neue Nachbarn“, sagt Bersch. In Osberghausen und Loope habe es zudem Projekte zum Thema Biodiversität gegeben – angelehnt an die erschienene Enzyklika „Laudato si'“ des Papstes über die Schöpfungsverantwortung.

Kreisdechant Christoph Bersch im Porträt.

Für Kreisdechant Christoph Bersch ist die Verbindung zur Weltkirche in den Gemeinden im Oberbergischen immer spürbar.

Für Bersch ist die Verbindung zur Weltkirche in den Gemeinden im Oberbergischen immer spürbar: „Kirche lebt vor allem vor Ort und in den Gemeinden. Dennoch sind die Impulse der Weltkirche wichtig für uns. Sie ermutigen uns darin, Teil einer großen Kirche zu sein. Gerade in den heutigen unruhigen Zeiten müssen wir uns global verstehen.“

Der Kreisdechant hofft, dass der künftige Papst den Kurs fortsetzt, den Franziskus begonnen hat: „Ich würde mir wünschen, dass er den Menschen nah ist und Alltagssorgen im Blick hat. Dass er die Kirche näher zu den Menschen bringt. Und er sollte offen für den Aufbruch in eine moderne Zukunft sein.“

In Oberberg habe er in den vergangenen Tagen viel Anteilnahme am Tod des Papstes gespürt – auch aus evangelischen Kirchengemeinden. Auch das sei ein Zeichen dafür, dass der Papst im lokalen Raum nach wie vor eine große Bedeutung für viele Menschen habe, sagt Bersch.

Torsten Wolter: „Stärkere Beteiligung der Laien“

Den Katholiken in Oberberg bedeute der Papst viel, sagt Torsten Wolter als Vorsitzender des Kreiskatholikenrats. „Papst Franziskus war aus meiner Sicht ein großartiger Mensch und Seelsorger.“ Er sei menschenzugewandt und nahbar gewesen und habe für Demut und Bescheidenheit gestanden. „Er hat sich für Frieden, den Schutz unserer Umwelt und den interkonfessionellen und interreligiösen Dialog eingesetzt, was mich stark beeindruckt und meine eigene Amtszeit seit Gründung des Kreiskatholikenrates 2014 geprägt hat“, betont Wolter.

Der Papst sei wichtiger Impulsgeber, auch auf lokaler Ebene. So habe man nach Waldsterben, Hochwasser und Dürreperiode in Oberberg 2022 die Enzyklika des Papstes zum kirchlichen Einsatz für Klimaschutz aufgegriffen und den Jahresempfang des Kreiskatholikenrates unter das Thema Schöpfungsverantwortung gestellt. Oberbergische Pfarrgemeinderäte hätten sich zudem mit einzelnen Themen der Weltsynode auseinandergesetzt, mit Blick darauf, was in der eigenen Pfarrei umsetzbar ist.

Torsten Wolter im Porträt.

Torsten Wolter ist der Vorsitzende des Kreiskatholikenrats in Oberberg.

Ein Schreiben der Kleruskongregation aus Rom im Jahr 2020 habe er dagegen als realitätsfern empfunden. Darin seien Laien mit ihren Fähigkeiten im Vergleich zu Klerikern eingegrenzt worden. Wolter bedauert: „Das war wie ein Schlag ins Gesicht, weil sich hier in Oberberg alle Mitglieder der Seelsorgeteams und auch der Laiengremien sehr viel Mühe geben und sehr kreativ darin sind, Methoden und Formate zu finden, um gemeinsam auf Menschen zuzugehen.“

Mit Blick auf den zu wählenden neuen Papst betont er: „Die Kirche muss die Nähe zu den Menschen erhalten, indem sie Erneuerung zulässt. Hierzu gehört aus meiner Sicht neben der stärkeren Beteiligungsmöglichkeit der Laien auch die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Kirche und die damit verknüpfte Diskussion der Frage, inwieweit man die patriarchale Struktur noch beibehalten kann.“

Anke Thielgen: „Mehr Ämter für Frauen“

„Ich hoffe, dass der Prozess der Zusammenlegung der Pfarreien im Erzbistum Köln fortgesetzt werden kann und dass von Rom aus keine Steine in den Weg gelegt werden“, sagt Anke Thielgen mit Blick auf das Konklave und die Wahl eines neuen Papstes. Thielgen ist Mitglied im Engelskirchener Pfarrgemeinderat und Teil des Koordinierungsteams, das sich mit der Zusammenlegung der Pfarreien in Oberberg befasst.

Die positiven Entwicklungen, die es in diesem Prozess bislang gegeben hat, sollen weitergehen, betont sie und führt fort: „Außerdem wünsche ich mir, dass der neue Papst eine offene Haltung gegenüber Ämtern von Frauen in der Kirche hat – vor allem, weil es bis 2030 in Oberberg deutlich weniger Pfarrer geben wird. Dann wäre es wichtig, wenn auch Frauen mehr Ämter übernehmen dürften.“

Anke Thielgen im Porträt.

Anke Thielgen ist Mitglied im Engelskirchener Pfarrgemeinderat und Teil des Koordinierungsteams, das sich mit der Zusammenlegung der Pfarreien in Oberberg befasst.

Das Gemeindeleben müsse weiter gestärkt werden und extrem konservative Ausrichtungen der katholischen Kirche aufgebrochen werden. Ökumene müsse neu gedacht werden – unabhängig von rein kirchlichen Strukturen, findet Anke Thielgen. „Und natürlich wünsche ich mir klare Aussagen und einen konkreten Umgang des Papstes mit der Missbrauchsproblematik in der katholischen Kirche.“

Einen direkten Einfluss des Papstes auf ihre eigene Arbeit in der Kirchengemeinde spüre sie eher selten, sagt Thielgen: „Da steht das Erzbistum ja noch dazwischen.“