Die Ermittlungshoheit liegt nach wie vor bei der Kreispolizeibehörde. Laut Polizei wartet man nun auf Ergebnisse von Bodenproben.
Sorge bei NachbarnViele offene Fragen nach illegaler Müllentsorgung im Steinbruch Kotthausen

Wie von Nachbarn aufgenommene Bilder zeigen, war dieser mithilfe eines Baggers von einem Lkw abgeladen worden.
Copyright: dpa (Symbolfoto)
Nachdem vor gut einer Woche illegaler Müll auf dem Gelände des ehemaligen Steinbruchs in der Marienheider Ortschaft Kotthausen abgeladen worden ist, sind nach wie vor viele Fragen offen. Allen voran: War der Müll schädlich?
Alarmierte Polizeibeamte hatten am Samstag, 30. August, Personen auf dem Gelände angetroffen, die dort Müll abluden. Wie von Nachbarn aufgenommene Bilder zeigen, war dieser mithilfe eines Baggers von einem Lkw abgeladen worden. Es wurde eine Anzeige geschrieben.
Am Montag, 25. August, fand ein Ortstermin mit dem ermittelten Verursacher sowie Vertretern des Ordnungsamtes der Gemeinde Marienheide, der Unteren Abfallwirtschaftsbehörde (UAWB) des Oberbergischen Kreises und dem Forstamt statt.
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Steinbruch Kotthausen: Verdacht auf eventuell schadstoffhaltige Abfälle
Der Kreis teilte am Dienstag mit: „Auf Veranlassung der UAWB wurde die betroffene Stelle mit einem Bagger geöffnet. Da der Verdacht bestand, dass es sich u.a. auch um eventuell schadstoffhaltige Abfälle handeln könnte, wurde sicherheitshalber ausschließlich oberflächlich geschürft.“ Der Betreiber sei aufgefordert worden, die Abfälle zu entfernen und ordnungsgemäß zu entsorgen. Der Abfall sei noch am selben Tag ausgegraben und in einem Container zwischengelagert worden. Bei einem Ortstermin am Folgetag sei der Container allerdings noch immer vor Ort gewesen, da der Betreiber laut Kreis noch kein Entsorgungsunternehmen gefunden hatte.
Die Ermittlungshoheit liegt nach wie vor bei der oberbergischen Kreispolizeibehörde, teilt Polizeisprecher Marc Leporin mit. Die Ermittlungen dauern an. Von den laut Polizei entnommenen Bodenproben gab es am Dienstag von Kreisseite weder Kenntnisse noch lagen Ergebnisse vor. Da es laut Leporin den Verdacht auf ein weiteres mit dem Müll in Berührung gekommenes Gelände gebe, würden vermutlich noch weitere Bodenproben angeordnet.
Kotthausen: Geländes wurde von Unternehmer aus Oberberg gekauft
Inzwischen sind bei den Anwohnern in Kotthausen auch Fragen zur zulässigen Nutzung des Geländes, das von einem Unternehmer aus Oberberg gekauft wurde, aufgekommen. Denn dort hatten auch umfangreiche Erdarbeiten stattgefunden. „Es wundert mich, dass der Steinbruch überhaupt verfüllt werden darf. Er hat seit Jahrzehnten brach gelegen. Nur ganz wenige Menschen waren überhaupt berechtigt, dieses Areal zu betreten“, berichtet Christian Kind, direkter Anwohner.
Er führt aus: „Der Steinbruch gehörte früher zu meinem Aufgabenbereich in der Liegenschaftsverwaltung der Firma Kind. Dort hatten sich u.a. Orchideen angesiedelt, die strengstens geschützt sind. Es gab Libellen und Lurche. Der stillgelegte Steinbruch war somit damals als Biotop absolut unantastbar.“ Und der Anwohner sorgt sich auch um sein eigenes Grundstück: „Mein Gelände – ebenfalls ein Steinbruch – ist durch eine Straße von dem Steinbruch getrennt, in dem der Müll abgeladen wurde. Zwischen beiden Steinbrüchen existiert eine Verbindung“, berichtet er von einem mittlerweile mit Schotter aufgefüllten Tunnel unter der Straße. „Da Schotter wasserdurchlässig ist, kann das möglicherweise kontaminierte Wasser ungehindert in meinen Steinbruch fließen.“
Christoph Dreiner, Leiter der Gemeindeentwicklung in Marienheide, bestätigt, dass das Gelände des Steinbruchs planungsrechtlich geschützt sei: „Für das Gelände hat die Gemeinde bereits Ende der 90er Jahre einen Bebauungsplan aufgestellt. Die jüngsten Erdbewegungen sind nicht mit diesem Bebauungsplan vereinbar und unzulässig.“
Für Christian Kind sind die Erdarbeiten auch aus einem weiteren Grund alarmierend. Der „Schöneborn-Bach“ werde eigentlich unter der Straße hergeleitet. Kind berichtet: „Das Rohr ist aber verstopft. Es wurde damals pragmatisch entschieden, dass der Bachlauf in den Steinbruch, in dem der Müll abgeladen wurde, umgeleitet wird. Somit steigt das Wasser dort jährlich um mehrere Meter an.“ Steige das Wasser zu schnell, laufe es auf die Straße in Kotthausen. „Es bildet teilweise riesige Eisflächen, genau in einer Kurve“, so Kind. Er fürchtet: „Sollte der Steinbruch weiter mit (hoffentlich reiner) Erde aufgefüllt werden, gibt es in dem Bereich demnächst riesige Überschwemmungen.“