Trotz allem im Glauben verwurzeltMichael Schenk feiert Priesterjubiläum in Waldbröl

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Michael Schenk heute auf seinem Hof in Ruppichteroth-Stranzenbach. 

Waldbröl/Ruppichteroth – Dank zu sagen, das sei ihm das Wichtigste. Dank zu sagen den Menschen, die ihm geglaubt haben, die ihn gehalten, gestützt, die geholfen haben. Wenn Michael Schenk am Pfingstmontag, 6. Juni, sein silbernes Priesterjubiläum feiert, dann will er seinen Blick nicht auf das Leid richten, das ihm als Kind widerfahren ist: Der heute 54 Jahre alte Waldbröler gehört zu den Missbrauchsopfern katholischer Geistlicher. 2008 ist Schenk aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten und zum alt-katholischen Glauben konvertiert. Als Priester steht er seither im Dienst der alt-katholischen Kirche.

„Es ist schon ein komisches Gefühl, mein Jubiläum in meiner Heimatstadt zu feiern und nach Waldbröl zurückzukehren“, gesteht Schenk. „Aber damit schließt sich wohl auch ein Kreis.“ In der Ruppichterother Ortschaft Stranzenbach, dem Nachbarort von Nümbrecht-Mildsiefen, hat er sich mit „Ain Karem“ (hebräisch für Weinbergquelle) einen Therapie- und Exerzitienhof aufgebaut. Heute arbeitet der Waldbröler auch als Heilpraktiker für Psychotherapie und eben als Priester an der alt-katholischen Kathedralkirche Namen-Jesu in Bonn.

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Michael Schenk bei seiner Weihe im Kölner Dom durch Kardinal Joachim Meisner im Juni 1997.

Seinen Festgottesdienst zum Jubiläum feiert Michael Schenk jedoch in der evangelischen Stadtkirche. „Mit Pfarrer Jochen Gran verbindet mich eine sehr lange und innige Freundschaft“, berichtet er.

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Im Schatten der beiden Waldbröler Kirchtürme ist Schenk aufgewachsen, an der Kaiserstraße führten seine Eltern Maria und Fritz ein Spezialitätengeschäft, an der Alten Rathausstraße – dort ist auch die evangelische Kirche – stand seine Mutter an Waldbröler Markttagen mehr als 40 Jahre lang mit einem Fischwagen. Über die evangelische Kirche bezog manches Waldbröler Haus damals den Strom – so auch das der Familie Schenk.

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Den Waldbrölern ist der heute 54-Jährige seit 1993 aber auch als Karnevalsprinz in Erinnerung. 

„Mein Vater hat sich sehr gewünscht, dass ich das Geschäft mal übernehmen würde“, blickt Schenk zurück. „Doch haben er und meine Mutter immer gespürt, dass ich Priester werden wollte.“ Gezweifelt oder gar bereut habe er diese Entscheidung selten, schildert Schenk und erzählt: „Es gab nur einen ganz kurzen Moment des Zögerns: Als ich mich an der Bonner Universität eingeschrieben habe, habe ich gesehen, was mir mit dem Abitur noch offensteht.“ Und da sei plötzlich der Gedanke aufgekeimt, es mit der Medizin zu probieren.

In Waldbröl besuchte Michael Schenk die Grundschule am Wiedenhof, danach das Hollenberg-Gymnasium, schließlich die städtische Hauptschule. Es folgten eine kaufmännische Ausbildung und im Dezember 1989 das Abitur auf dem Abendgymnasium in Neuss. Im Kölner Dom wurde Michael Schenk nach dem Studium von Kardinal Joachim Meisner am 6. Juni 1997 zum Priester geweiht. Als Kaplan ging er nach Wipperfürth.

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Die Primiz, die erste eigene Messe, feiern frisch ordinierte Seelsorger stets in der Heimatstadt, diese war am 8. Juni jenes Jahres in der Pfarrkirche St. Michael. Schenks selbst gewählter, lateinischer Primiz-Spruch lautet e übersetzt: „Auf Dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt, in Ewigkeit gehe ich nicht verloren“. Dies ist der Schlusssatz des Gebets von „Großer Gott wir loben Dich“. „Daran habe ich auch in den schwärzesten Momenten festgehalten – glauben, bis es wehtut.“

Denn wenn Michael Schenk in den Fotoalben blättert, dann findet er viele Fotos, die ihn an der Seite Meisners zeigen – jenes Mannes, dem er heute nicht nur vorwirft, den Missbrauch vertuscht zu haben, sondern ihm auch den eigenen Missbrauch nicht geglaubt zu haben. Er sei aufgefordert worden zu schweigen, berichtet Schenk. „Meisner wollte sogar, dass ich den Kirchendienst verlasse.“

Festgottesdienst

Der Festgottesdienst von Michael Schenk ist öffentlich. Er beginnt am Pfingstmontag, 6. Juni, um 15 Uhr in der evangelischen Stadtkirche, Alte Rathausstraße in Waldbröl.

Dass er jemals das silberne Jubiläum feiern würde, habe er früher selbst nie geglaubt. „Ich war mir sicher, dass ich nie so alt werden würde wie ich heute bin.“ Trotz allem habe er nie den festen, tiefen Glauben, den ihm einst seine Eltern mitgegeben haben, verloren, betont Schenk. „Gebrochen habe ich danach allein mit dem System ,Römisch-katholische Kirche’, niemals aber mit Gott.“

In der Marktstadt ist er bekannt wie ein bunter Hund – nicht zuletzt, weil in der Session 1993/1994 als Prinz aus den Reihen der Waldbröler Karnevalsgesellschaft das Narrenvolk regierte. Den Karneval mag Schenk heute noch: „Ich bin ein Mensch des Brauchtums“, verrät er. „Der Karneval verbindet Menschen, ich bin gerne unter Menschen, suche selbst das Verbindende.“ Nichts anderes wünsche er sich für sein Jubiläum.

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