Zukunft des WaldesMonokulturen sollen aus Morsbach verschwinden

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Machten sich Gedanken über den Wald der Zukunft: Christoph Buchen (l.) von der Morsbacher Ortsgruppe des Nabu und Förster Raphael Traut.

Machten sich Gedanken über den Wald der Zukunft: Christoph Buchen (l.) von der Morsbacher Ortsgruppe des Nabu und Förster Raphael Traut.

Förster Raphael Traut entwarf in Morsbach seine Strategie, um leidende Wälder in der Gemeinde und in Oberberg wieder aufzuforsten.

„Ohne Biotopschutz gibt es keinen Artenschutz“, betonte Christoph Buchen, Vorsitzender der Morsbacher Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), im Rahmen der Jahreshauptversammlung. Er berichtete über die erfolgreiche Arbeit im vergangenen Jahr, als mehrere Projekte, unter anderem die Anlage von Wildblumenwiesen, erfolgreich umgesetzt werden konnten. Sein Stellvertreter Klaus Jung führte aus, wie die Gruppe in diesem Jahr drei ehemalige Fischteiche im Hummenbachtal mit Fördermitteln und der Unterstützung des Besitzers zu einem Amphibienlaichgebiet umgestaltet hatte.

Auch Förster Raphael Traut besitzt in Morsbach einen Wald

Traditionell wurde die Versammlung durch einen Expertenvortrag ergänzt, zu dem rund 50 Gäste in den Kulturbahnhof gekommen waren. Diesmal lautete das Thema „Wie könnte der Wald der Zukunft in der Gemeinde Morsbach aussehen und welche Funktion sollte er haben?“ Dazu sprach Förster Raphael Traut, der lange Jahre für das Regionalforstamt in Gummersbach tätig war und seit 2021 einen großen Morsbacher Privatwald betreut.

„Der Wald, wie wir ihn bisher gekannt haben, ist Geschichte“, eröffnete Traut seinen Lichtbildvortrag zu Fotos von Kahlflächen nach der Borkenkäferkalamität. Wie die Zukunft aussehe, hänge nicht nur von der Klimaentwicklung ab, sondern werde in hohem Maße durch die Waldpolitik von EU, Bund und Ländern sowie den finanziellen Ressourcen der Waldbesitzer beeinflusst.

Ein wichtiger Faktor sei auch die Bejagung von Rehwild, so Traut: „Rehe sind Selektierer – sie suchen sich nur das schmackhafteste Grün und das sind die Triebspitzen der Jungpflanzen.“

Springkraut und Adlerfarn stehen einem neuen Wald im Weg

Bei der Aufforstung würden derzeit mehrere Philosophien verfolgt. Bei der passiven Variante, nämlich gar nichts zu tun und den Wald sich selbst zu überlassen, sei die Gefahr sehr hoch, dass durch Springkraut und Adlerfarn auch langfristig kein Wald entstehe. Die aktiven Vorgehensweisen reichten von der Anpflanzung heimischer Laubgehölze über Bäume, die an wärmeres und trockeneres Klima angepasst sind, und Nadelholzbäume mit einem hohen Wirtschaftlichkeitsfaktor bis zur Aufforstung zu einem schnellwachsenden Energiewald, etwa mit dem fernöstlichen Kiribaum: „Es gibt nur einen einzigen Konsens: keine Monokulturen mehr.“

Traut beleuchtete ausführlich die Vor- und Nachteile der dargestellten Möglichkeiten und erläuterte, dass die Schwierigkeiten bei der Antragstellung dazu führten, dass mögliche Fördermittel oftmals nicht abgerufen würden: „Die Sorge der Waldbesitzer, ihr Geld im Wald zu versenken, ist eine der Ursachen, dass häufig gar nichts passiert.“ Eine zügige Aufforstung sei jedoch unbedingt notwendig, um den Grundwasserspiegel wieder zu heben und einer Verkarstung vorzubeugen.

Seine Strategie sei eine schnelle Wiederbewaldung mit einer Mischung aus je zur Hälfte unterschiedlichen Nadel- und Laubholzarten, damit der Wald auch seine Wohltätigkeitsfunktion wieder entfalten könne: „Der Wald braucht den Menschen nicht, wohl aber der Mensch den Wald.“ Im Anschluss entspann sich eine lebhafte Diskussion über die Auswahl der zu pflanzenden Baumarten. Raphael Traut riet, nicht blauäugig irgendwelche in hiesigem Klima noch nicht erprobte Bäume zu wählen, sondern auf bewährte Arten zu setzen.

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