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Seltene VogelartNeuer Schutz für Saatkrähen-Kolonien mitten in Waldbröl soll kommen

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Einst war die Saatkrähe in Oberberg ein oft gesehener Vogel. Heute ist sie nur noch in Waldbröl anzutreffen, doch auch dort sinken die Bestände offenbar.

Einst war die Saatkrähe in Oberberg ein oft gesehener Vogel. Heute ist sie nur noch in Waldbröl anzutreffen, doch auch dort sinken die Bestände offenbar.

Noch immer ist der Königsbornpark in der Marktstadt Hauptstandort der Saatkrähe. Für weite Teile des Parks soll eine neue Verfügung gelten.

Ist das Frühjahr zu trocken, ist der Erdboden zu hart. Ist der zu hart, verkrümeln sich die Regenwürmer immer tiefer ins Erdreich – und die Saatkrähe schaut in die Röhre. Denn erreichen kann der Rabenvogel dieses Nahrungsmittel nicht. „Und die Eltern können ihren Nachwuchs nicht füttern“, erklärt Reiner Stegemann von der Waldbröler Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland. Die macht sich seit Jahren schon große Sorgen um die einst großen Saatkrähen-Kolonien, die wohl um das Jahr 1968 Quartier bezogen haben in der Marktstadt.

Diese Tiere sind heute nämlich die letzten ihrer Art im Oberbergischen – und gut geht es ihnen längst nicht mehr. Ihr Hauptstandort ist der Königsbornpark am Rand der Waldbröler Innenstadt. Dort ist Stegemann immer im März, spätestens im April unterwegs, wenn die Bäume noch wenige Blätter tragen und er freien Blick hat auf die Nester: „Davon waren zuletzt nur etwa 50 bewohnt“, schildert er. Zum Vergleich: 1880 soll es allein in den damaligen Landkreisen Waldbröl und Gummersbach stolze 168 Kolonien dieser Krähenart gegeben haben.

Fast 300 Nester: 2004 erlebte die Saatkrähe in Waldbröl ein absolutes Rekordjahr

Mit 294 Nestern registrierte der Ornithologe Christoph Buchen 2004 ein Rekordjahr für die Saatkrähe, danach geriet die Zahl der Nestern ins Schwanken – auch, weil einige Saatkrähen den seit etwa 1986 angestammten Park verließen, um sich an anderen Orten in Waldbröl niederzulassen. Warum sich diese Gruppen abgespalten haben, ist den Fachleuten ein Rätsel.

Eine Saatkrähe macht sich an einer Walnuss zu schaffen. In Waldbröl suchen sich die Vögel immer wieder neue Quartiere. Gut ist das nicht.

Eine Saatkrähe macht sich an einer Walnuss zu schaffen. In Waldbröl suchen sich die Vögel immer wieder neue Quartiere. Gut ist das nicht.

Gut ist auch das nicht: Die Saatkrähe brütet gern in der Gruppe, die Tiere sind sozial organisiert und leben in Kolonien. Eine davon ist seit einiger Zeit in der Nachbarschaft des Bürgerdorfes anzutreffen, an der Denkmalstraße und der Homburger Straße, sowie im Stadtteil Isengarten. 2017 zählte der Morsbacher Buchen 165 Nester im Königsbornpark, im Herbst 2019 nur noch 38 – von 200 Brutpaaren 2012 waren damals keine 40 übrig.

Auch mitten im Stadtzentrum von Waldbröl sind heute Saatkrähen anzutreffen

„Leider habe ich nun auch Nester mitten in der Stadt entdeckt“, ergänzt Reiner Stegemann. „Und zwar auf der Fläche zwischen der Vennstraße und der Kaiserstraße.“ Da seien die wenigen Bäume viel zu jung, sagt der Nabu-Mann. „Sie können kaum die Krähennester tragen.“

Weil die Saatkrähe so selten ist, gilt für sie seit Oktober 2019 im Waldbröler Königsbornpark eine Ordnungsbehördliche Verfügung des Oberbergischen Kreises, die Teile der insgesamt 3,2 Hektar großen Anlage unter Schutz stellt – den Antrag dazu hatte der Nabu formuliert, Besitzer der weitaus größten Fläche dort ist übrigens die Betreibergesellschaft des Klinikums Oberberg.

Die im März 2023 verlängerte, aber ebenso befristete Verfügung läuft Ende dieses Jahres aus, soll aber ein weiteres Mal erneuert werden, wie der Kreis berichtet: „Und zwar in unveränderter Form um fünf Jahre“, sagt Kreissprecherin Iris Trespe. Nach Veröffentlichung der Unterlagen dazu sichte das Dezernat für Planung, Regionalentwicklung und Umwelt gerade die eingegangenen Stellungnahmen und Bedenken und werte diese aus, zudem bereite das Dezernat den Sachverhalt für die politischen Gremien auf. „In seiner Sitzung am 2. Oktober entscheidet der Kreistag“, kündigt Trespe an. Ist die Politik für die Verlängerung, so gilt die Ordnungsbehördliche Verfügung ab 1. Januar.

Das freut natürlich Reiner Stegemann und seine Mitstreitenden. „Aber retten kann die Saatkrähe letztendlich nur eine für sie günstigere Witterung. Ansonsten gehen die Bestände weiterhin zurück.“