Nümbrechter NahwärmenetzRiesiger Speicher unter der Benrother Erde

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In Benroth ist für Kranführer Peter Ringsdorf echte Millimeterarbeit angesagt: Fast 35 Tonnen wiegt der Energiespeicher für das neue Nahwärmenetz der Gemeindewerke.

  • Das Nümbrechter Nahwärmenetz nimmt im Dorf Benroth Gestalt an.
  • Dort haben ein Kranführer und andere Spezialisten jetzt einen 30.000-Liter-Tank in die Erde gesetzt.
  • Dafür brauchte der Kranführer viel Fingerspitzengefühl, denn in Benroth ist es eng.

Nümbrecht – Um 9.39 Uhr atmet Stefan Muth ganz tief durch. „Das war echt sportlich“, sagt der Technische Geschäftsführer der Nümbrechter Gemeindewerke (GWN) und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Denn „sportlich“ meint in diesem Fall echte Millimeterarbeit. Die Gassen in Nümbrechts kleinem Weiler Benroth sind schließlich eng.

35 Tonnen am Haken

Großen Spielraum hat Peter Ringsdorf nicht – aber fast 35 Tonnen am Haken: Um 9.34 Uhr am Freitag morgen lässt der Kranführer der Gummersbacher Firma Ley diese sanft abheben. Er hievt einen riesigen Tank von der Ladefläche eines Spezialsattelschleppers und versenkt ihn Zentimeter für Zentimeter in der fast vier Meter tiefen Grube am Benrother Dorfhaus.

„Natürlich brauche ich dafür Fingerspitzengefühl“, sagt Ringsdorf nach getaner Arbeit und lacht. „Sonst geht etwas zu Bruch.“ Weit ist der Weg zwischen Lastzug und Loch zwar nicht, dazwischen aber stehen an der schmalen Benrother Straße ein Baum und die Schreinerei von Uwe Becher, Wintergarten inklusive. Und über dessen Dach lässt Ringsdorf den Betonkoloss schweben.

Das Dorfhaus gegenüber geht als erstes ans Netz, wenn die GWN ihre 1,1 Kilometer lange Ringleitung zur Versorgung des Dorfes mit Nahwärme fertiggestellt haben und regenerative Energie durch die Leitungen schicken. Das geschehe, noch bevor zum ersten Mal in diesem Jahr geheizt werden müsse, verspricht GWN-Mann Muth.

30.000 Liter Wasser-Glykol-Gemisch

Dafür kommt im Oktober zudem eine solarthermische Anlage aufs Dach des Dorfhauses. Und die massige Zisterne – 2,50 Meter hoch und neun Meter lang – ist das Herzstück, da läuft alles zusammen. In Linz, Österreich, haben die GWN, diesen Tank gekauft. „Dieser sogenannte Eisspeicher fasst etwa 30.000 Liter“, erklärt Muth. „Gefüllt wird er mit einer Sole, einem Wasser-Glykol-Gemisch.“

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Diese salzhaltige, träge Flüssigkeit zirkuliert dann etwa 1,20 Meter tief in Benroths Boden. Nahezu 500.000 Euro kostet das Vorhaben nach Angaben von Muth, etwa 190.000 Euro kommt aus der Kasse des europäischen Förderprogramms Leader. Im März haben die GWN mit der Arbeit in der Dorfmitte begonnen – und gleichzeitig mit dem Verlegen der Breitbandleitungen für das schnelle Internet.

70 Häuser entlang dieser Wärmetrasse können mit Energie beschickt werden, elf Kunden haben bisher einen Vertrag dafür unterschrieben. Maik Stützel, früherer Vorsitzender des Dorfvereins, ist einer davon. „Uns ging es vor allem um ökologische Aspekte“, betont Stützel. „Und dass unsere Energie von einem lokalen Anbieter kommt, ist ein weiteres Argument.“ Zu Beginn des kommenden Jahres soll dann auch das Haus der Familie Stützel mit dieser Wärme aus der Erde geheizt werden.

Kurz nach 10 Uhr muss Kranführer Ringsdorf noch mal ran: Deckel drauf, heißt die Mission diesmal. Ein zweiter Sattelzug hat das Dach für den Tank geliefert. Mit einem Gewicht von elf Tonnen ist das aber ein Klacks für Ringsdorf und seinen Kran.

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