Rückhaltebecken und RetentionsräumeAggerverband prüft Maßnahmen gegen Hochwasser

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Wim Dissevelt (l.) zeigt in der Engelskirchener Blumenau, wo der Aggerverband eine Retentionsfläche für die Leppe schaffen will.

Wim Dissevelt (l.) zeigt in der Engelskirchener Blumenau, wo der Aggerverband eine Retentionsfläche für die Leppe schaffen will.

Oberberg – Der Aggerverband ist auf der Suche nach geeigneten Maßnahmen gegen künftige Hochwasser-Ereignisse – nicht erst seit den folgenreichen Starkregenereignissen in diesem Sommer. Aber seither verfolgt der Wasserwirtschaftsverband das Thema mit mehr Nachdruck. Dazu, so sagte Thorsten Falk, ständiger Vertreter von Aggerverbands-Vorstand Prof. Dr. Lothar Scheuer, nun auf der Verbandsversammlung, gehöre etwa die Suche nach weiteren potenziellen Retentionsräumen, die man schaffen kann. „Wir werden aber sicherlich mit den Kommunen auch in die Diskussion kommen über den Bau von Hochwasser-Rückhaltebecken.“

Als mögliche Standorte für künftige Rückhaltebecken nannte Falk die Leppe und die Steinagger, und zwar jene Standorte, an denen mal Zubringer-Talsperren für die bis heute nicht gebaute Naafbach-Talsperre geplant waren. Falk betonte allerdings, dass diese Pläne keineswegs spruchreif seien.

Die Suche läuft

Wie Falk verweist auch Prof. Dr. Lothar Scheuer in diesem Zusammenhang auf die alten Talsperren-Pläne an den beiden genannte Standorten. „An der Steinagger ist die Nutzung als Talsperre insofern eingeschränkt worden, als dort jetzt nur noch eine Hochwasser-Rückhaltemaßnahme geplant ist. Das könnte zum Beispiel ein sehr großes Rückhaltebecken sein“, erklärt er auf Anfrage. Eine ähnliche Überlegung könne man seines Erachtens auch am Standort der geplanten Leppetalsperre anstellen.

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Entsprechende Planungen seien aggerverbandsintern angestoßen, es soll das gesamte Verbandsgebiet dahingehend gescannt werden, wo ein natürlicher Rückhalt überall möglich und sinnvoll ist. Er sehe die Notwendigkeit, sich kurzfristig mit dem Thema auseinanderzusetzen, so der Aggerverbands-Chef.

Natürlicher Rückhalt vor Rückhaltebecken und Talsperrren

Hochwasserschutz durch natürlichen Rückhalt in der Aue sei jederzeit zu bevorzugen. „Wenn das nicht greift, dann greift man zum technischen Hochwasserschutz und baut Rückhaltebecken, Talsperren oder sonst etwas.“

Noch gibt es keine Liste mit konkreten Standorten, die sich aus Sicht des Verbandes als Orte künftiger Hochwasser-Rückhaltebecken anbieten, bestätigt auch Wim Dissevelt, Leiter der Abteilung Talsperren und Fließgewässer beim Aggerverband. Dem Verband gehörten im Bereich der beiden genannten Standorte im Gimborner Land und bei Reichshof-Eckenhagen Flächen. „Mit denen könnten wir möglicherweise was anfangen.“

Das Hochwasserrückhaltebecken „Schwarzer Weg“, das in den kommenden zwei Jahren ertüchtigt werden soll. Die notwendigen Planungen sind gerade abgeschlossen.

Das Hochwasserrückhaltebecken „Schwarzer Weg“, das in den kommenden zwei Jahren ertüchtigt werden soll. Die notwendigen Planungen sind gerade abgeschlossen.

Allerdings betont er den großen Unterschied zwischen den Plänen einst und jetzt: „Damals hieß es, wir sollten Talsperren bauen. Jetzt wären das trockene Becken, die ein Hochwasser kappen sollen.“ Ob die Standorte aber überhaupt für diesen neuen Zweck taugen, müsste man erst überprüfen. Dissevelt: „Wenn eine Hochwasserwelle durch die Dörspe und Othe rast, dann hilft mir ein Becken im Steinaggertal herzlich wenig.“

Ertüchtigung Teil des Konzepts

Auf der Suche nach großen Retentionsräumen – naturnahe, ökologische Räume, die Natur und Landschaft nicht so stark beeinflussen – über deren Aktivierung man sich beim Aggerverband zurzeit Gedanken macht, geht es um Größenordnungen von mehreren hunderttausend Kubikmetern. Die Dämme würden zwecks Hochwasserschutz nicht nur kleine Nebenräume, sondern ganze Talgründe absperren, erklärt Dissevelt, und sie hätten dann wohl Höhen von drei, vier Metern – das wäre kein Vergleich zu der kleinen Fläche an der Leppe in Engelskirchen-Blumenau, die der Aggerverband vor zwei Wochen vorgestellt hat.

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Neben der Überlegung, ob und wo neuen Rückhaltebecken und Retentionsräume sinnvoll wären, sei auch die Modernisierung und Ertüchtigung bereits bestehender Hochwasser-Rückhaltebecken im Verbandsgebiet ein Teil des Gesamtkonzepts. „Wir bringen sie auf den Stand der Technik, damit sie bei Hochwasser ihren Dienst noch besser tun“, erklärt Wim Dissevelt – zurzeit beispielsweise im Bereich der Stadt Wiehl.

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